Kirche macht den Weg frei für Feldmühle-Überbauung: Bürger entscheiden an der Urne über die Löschung einer Dienstbarkeit

Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde entscheidet über eine Baubeschränkung in Rorschach.

Jolanda Riedener
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Die Evangelische Kirsche Rorschach erhält eine umgestaltete Nachbarschaft.

Die Evangelische Kirsche Rorschach erhält eine umgestaltete Nachbarschaft.

Bild: PD

Neben Budget und Rechnung befinden die evangelisch-reformierten Kirchbürgerinnen und Kirchbürger am 7.Juni über eine Dienstbarkeit mit dem Nachbargrundstück. Diese wurde 1980 mit der damaligen Eigentümerin des Feldmühle-Areals, der Cellux AG, abgeschlossen und belastet deren Grundstück mit einer Baubeschränkung.

Hintergrund dieser Vereinbarung war die industrielle Produktion auf dem Feldmühleareal, die über Jahrzehnte Lärm- und Geruchsemissionen verursachte, heisst es im Gutachten der Kirchgemeinde. Die Nutzung auf dem Industrieareal neben der Kirche habe auch optisch in extremem Gegensatz zur Kirche und deren ruhigen Parkanlage gestanden.

Eine Baubeschränkung wurde nötig, als ein angrenzendes Fabrikgebäude durch ein Feuer zerstört wurde und der Wiederaufbau anstand. So wurden etwa Höhenbeschränkungen und ein Mitspracherecht bei der Fassadengestaltung seitens der Kirche festgelegt. Im Gegenzug akzeptierte die Evangelische Kirche einen Grenzabstand von drei statt fünf Metern für den Fabrikneubau. Diese Vorgaben sind bis heute gültig.

Nachbarschaft der Kirche wird aufgewertet

Unterdessen hat die Steiner AG, Entwicklerin und Vertreterin der Bauherrschaft, ein Überbauungskonzept mit Wohn- und Gewerberäumen entworfen. Im Zusammenhang mit dem neuen Sondernutzungsplan und Teilzonenplan beantragt die Bauherrin eine Löschung der Dienstbarkeit.

Urnenabstimmung statt Bürgerversammlung wegen Corona

Stimmkuverts können bis am 2.Juni der Post übergeben werden oder am Abstimmungssonntag bis 9Uhr in den Briefkasten an der Signalstrasse 34 geworfen werden.

Die Feldmühle-Überbauung sieht unter anderem an der Pestalozzistrasse, gegenüber der Kirche, ein Wohnhaus mit Balkonen zur Kirche hin vor. Neu sollen weiter grössere Grenzabstände zum Tragen kommen, als das Baureglement verlangt. Das geplante Gebäude bleibt dabei unter der Höhe des Haupthauses der Kirche. Ausserdem soll der Feldmühlebach entlang der Parzellengrenze offengelegt werden.

Neue Wohnüberbauung mit «potenzielle Kirchengänger»

Dadurch verändert sich die Nachbarschaft zwischen Evangelischer Kirche und Feldmühle. Der heute unschöne Aussenraum werde massgebend aufgewertet. Folglich sei der bestehende Dienstbarkeitsvertrag nicht mehr zweckmässig, ist die Steiner AG überzeugt.

Mit dem neuen Wohnquartier erhalte die Kirche eine neue, ruhige Nachbarschaft mit sorgfältig gestalteten Aussenräumen, einer qualitativ hochwertigen Architektur und «nicht zuletzt mit potenziellen Kirchengängern», heisst es seitens der Kirche. Heinz Schiess, Präsident der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde ergänzt:

«Es freut uns natürlich, wenn durch die Überbauung neues Leben auf dem alten Feldmühle-Areal entsteht.»

Im Gegenzug zur Löschung der Dienstbarkeit bietet die Feldmühle-Eigentümerin der Kirchgemeinde vier Parkplätze in der Tiefgarage auf dem Areal an.