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Zweimal haben die Betreiber des Kinder-Musical-Theaters Storchen bei der Stadt St.Gallen Fördergelder beantragt, zweimal sind sie abgeblitzt. Sie fühlen sich ungerecht behandelt.
Einerseits ziehen die Betreiber des Kinder-Musical-Theaters Storchen eine positive Bilanz. In den ersten zwei Betriebsjahren haben sie im Theater am Bohl über 10000 Besucherinnen und Besucher gezählt. Die Schauspielkurse für Kinder seien gefragt, zudem habe man neun Eigenproduktionen auf die Bühne gebracht, von «Pippi Langstrumpf» bis «Momo».
Anderseits sind Geschäftsführer Kurt Wettstein und die künstlerische Leiterin Bettina Kaegi aber auch verärgert, wie sie gestern an einer Medienorientierung sagten. Grund sind die abschlägigen Antworten, die sie in jüngster Zeit von der städtischen Kulturförderung bekommen haben. Zweimal haben Wettstein und Kaegi Fördergelder für eine Theaterproduktion beantragt: 5000 Franken für "Die rote Zora" und 10000 Franken für «Cats». Beide Gesuche wurden abgelehnt. «Es ist schlichtweg unverständlich, dass Kinder und Jugendliche von der Kulturförderung ausgeschlossen werden», sagt Wettstein. «Kinder sind unsere Zukunft, wir dürfen sie nicht ausgrenzen», sagt Kaegi.
Die beiden haben sich gewehrt, beim Stadtpräsidenten persönlich vorgesprochen und ihre Gesuche um Fördergelder vor die nächste Instanz gebracht. Doch auch beim Kanton hatten sie keinen Erfolg. Was ihnen sauer aufstösst, ist die Begründung: Kinder seien keine Profis und die städtische Kulturförderung unterstütze nur professionelles Theaterschaffen. Für Kaegi eine absurde Situation: «Kinder sind nun einmal keine Profis!»
Tatsächlich sei es so, dass die Stadt nur professionelles Theaterschaffen unterstütze, sagt Kristin Schmidt von der städtischen Kulturförderung. Man zahle keine Beiträge an Schultheater oder Ähnliches, ebenso wenig an Kulturvermittlungs- und Kursangebote von Tanz- und Theaterschulen. «Die Professionalität der künstlerischen Leiterin des ‹Storchen› ist unbestritten», betont Schmidt. Doch auf der Bühne stünden eben Kinder, im Gegensatz etwa zur Kellerbühne und zum Figurentheater, wo professionelle Kulturschaffende auftreten würden. «Mit den aktuell verfügbaren Förderinstrumenten ist es uns nicht möglich, ein Kindertheater zu unterstützen.»
Wettstein und Kaegi fühlen sich ungerecht behandelt. «Wir haben kein Problem damit, uns als KMU in der Privatwirtschaft zu behaupten – wenn dies die anderen Kulturhäuser auch tun müssen.» Das «Storchen» finanziere sich zu 50 Prozent selber, den Rest decken Sponsoren, Stiftungen und Gönner.
Abgesehen von einem kleinen Beitrag aus einem kantonalen Jugendförder-Topf habe man bis jetzt keinen Franken öffentliche Gelder benötigt. «Um das Kindertheater langfristig betreiben zu können, sind wir aber auf solche Unterstützung angewiesen», sagt Wettstein. Ihm schwebt im Idealfall ein regelmässiger Betriebsbeitrag vor, wie ihn andere Kulturhäuser erhalten. Er hofft, «dass das Stadtparlament und der Stadtrat in der Diskussion um das Budget 2019 die Situation korrigieren».