FLUMS. Unter dem Motto «Hütten im Alpenglühn» taucht der Zürcher Künstler Gerry Hofstetter Berghütten ins Scheinwerferlicht. Mit der Beleuchtung der Spitzmeilenhütte auf 2087 Metern über Meer neigt sich das Projekt dem Ende zu.
In neuem Licht erschien Mittwochnacht die Spitzmeilenhütte – im Abendlicht und Morgenrot verwandelten Lichtbilder die Berghütte, die in 3,5 Stunden ab der Prodalp erreichbar ist, in ein Kunstobjekt. Verantwortlich für das je einstündige Lichtspektakel ist der Künstler Gerry Hofstetter. Seit 1999 richtet der 51-Jährige seine Scheinwerfer auf Monumente im In- und Ausland. So rückte er bereits das Kolosseum, arktische Eisberge, ägyptische Pyramiden oder das Matterhorn ins Licht. Zum 150-Jahr-Jubiläum des Schweizerischen Alpenclubs (SAC) stellte er seine Kunst bei 26 Alphütten unter Beweis.
Die Spitzmeilenhütte ist die zweitletzte der Serie. Sie präsentierte sich dem Künstler unter besonderen Bedingungen: «Über dem Nebelmeer erlebten wir einen der schönsten Sonnenaufgänge der Reihe, und auch die Milchstrasse schien zum Greifen nah.»
Im Gegensatz zu den meisten anderen Hütten wurde die Spitzmeilenhütte gleich mit zwei Projektoren bestrahlt. Diese mussten zu Fuss auf rund 2000 Meter über Meer transportiert werden. 400 Kilogramm beförderten Hofstetter und sein Team. Allein 37 wog der Projektor, welcher der Künstler selbst auf dem Rücken mitführte. «Ich wollte damit beweisen, dass jeder diese Hütte erreichen kann – wenn ich dies sogar mit so viel Gepäck auf dem Buckel schaffe.»
Obwohl er als Helikopterpilot selbst die Lizenz zum Fliegen besitzt, griff er nur zweimal auf diese Möglichkeit zurück. Die Ausstattung sollte auf umweltschonende Weise ans Ziel gebracht werden. Mittels Trägern, Mauleseln, Eseln, Schneeschuhen und Skiern brachten sie das schwere Gerät zu den jeweiligen Hütten. Dort fanden sie jedesmal eine neue Umgebung vor. «Jede Hütte ist in ihrer Beschaffenheit und Lage einzigartig», sagt Hofstetter. Allen gemeinsam sei die körperliche Belastung beim Aufstieg, und dass es sich um «eine Beleuchtung in einer grossartigen Umgebung» handle.
Die Idee zum Projekt kam dem ehemaligen Banker, der in Zürich eine eigene Marketing-, Event und Designagentur führt, als er vor zwei Jahren zum erstenmal eine Berghütte beleuchtete. Der SAC war vom Konzept «Hütten im Alpenglühn» begeistert und übernahm das Patronat für das Projekt.
Das Publikum ist von den Vorstellungen gleichermassen angetan. Regelmässig sind die Unterkünfte ausgebucht. Auch Mittwochnacht war die Spitzmeilenhütte überfüllt. Der Künstler und sein Team mussten deshalb im Tipizelt übernachten.
Am Samstag steht mit der Capanna da l'Albigna in Graubünden noch die letzte Hütte im Scheinwerferlicht. Aus den spektakulären Bildern, die während der Serie entstanden, sollen im April 2014 ein Bildband und im darauffolgenden Herbst noch ein Kinofilm entstehen. Hofstetter sagt: «Wir vermissen das Projekt jetzt schon – vor allem, weil es noch 125 weitere Hütten gäbe, die wir nicht berücksichtigen konnten.»