Architekten wieder hier ausbilden

ST.GALLEN. Ab Herbst 2017 sollen an der St. Galler Fachhochschule wieder Architekten mit Schwerpunkt Baurealisierung ausgebildet werden. Der Kantonsrat nahm am Dienstag von einem entsprechenden Bericht Kenntnis.

Rene Hornung
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Spannende architektonische Aussichten auf die St.Galler Fachhochschule: Ab 2017 sollen dort auch Architekten ausgebildet werden. (Bild: Reto Martin)

Spannende architektonische Aussichten auf die St.Galler Fachhochschule: Ab 2017 sollen dort auch Architekten ausgebildet werden. (Bild: Reto Martin)

Zehn Jahre nach dem Ende der Bautechniker-Ausbildung in St.Gallen sollen ab Herbst 2017 hier wieder Architektinnen und Architekten ausgebildet werden. Der Lehrgang war damals wegen neuer Vorschriften des Bundes und wegen zu wenig Studierender eingestellt worden. Inzwischen haben die Architekturbüros in der Region dies zu spüren bekommen. Sie beklagen sich über Nachwuchssorgen. Junge Menschen blieben nach der Ausbildung oft am Studienort, und für Interessenten aus der Ostschweiz sei das meist Winterthur oder Zürich.

Die beiden St.Galler Kantonsräte Markus Bollhalder (CVP) und Arno Noger (FDP) hatten deshalb im Frühling 2012 ein Postulat eingereicht, das die Wiedereinführung eines Architekturstudiums an der Fachhochschule St. Gallen verlangte. Der Bericht dazu wurde gestern im Kantonsrat diskutiert.

Markus Bollhalder plädierte als Kommissionspräsident für den Lehrgang, der mit einer Berufsmatura zugänglich und vor allem berufsbegleitend sein soll. Die Branche wolle die Fachleute in der Region selber ausbilden. Das sei eine Massnahme gegen den sogenannten «Braindrain», gegen die Abwanderung von qualifizierten jungen Leuten.

Kritische FDP und SP

Regierung und Fachhochschulrat begrüssten den Lehrgang, führte er weiter aus. Man wolle mit 25 Studierenden starten, später sollen es 80 Auszubildende werden. Das seien zwar kleine Zahlen, aber damit sei eine gute Ausbildungsqualität möglich. Mit diesen Zahlen gerechnet, verblieben dem Kanton Nettokosten von 560'000 Franken pro Jahr.

Ohne Vorbehalte für den Vorschlag plädierten die Fraktionssprecher von SVP, CVP/EVP sowie GLP/BDP.

Die FDP war zwar auch für eine Architekturausbildung, sie war aber mit dem Studienort St. Gallen nicht einverstanden. In Rapperswil gebe es an der Hochschule für Technik viel bessere Voraussetzungen. Dort werden bereits andere planerische Berufe unterrichtet und Landschaftsarchitekten ausgebildet, dort gebe es auch schon die Lehrkräfte. Die SP/Grüne-Fraktion wollte den Lehrgang gar nicht. Sie verlangte, die vorhandenen Gelder für die Bildung müssten sinnvoll eingesetzt werden. Ein solcher «Kleinstudiengang» sei überflüssig und unökonomisch. Es brauche grössere Bildungsschwerpunkte.

Unter den Einzelvotanten sprach sich Silvia Kündig (Grüne) grundsätzlich für den Lehrgang aus. Sie wollte aber sicherstellen, dass für andere Ausbildungen an der Fachhochschule trotzdem genug Geld bleibt, zum Beispiel für jene in Palliative Care. Arno Noger (FDP) wies darauf hin, dass Ausbildungsangebote nicht gratis zu haben seien, dass sie aber zur Stärkung des Standortes beitragen. Marc Mächler (FDP) sprach sich für den Standort Rapperswil aus und Susan Hoare (Grüne) war grundsätzliche Gegnerin des Ausbildungsweges. Die Fachhochschule solle sich nicht in Spezialdisziplinen verlieren.

Gute Angebote entscheidend

Regierungsrat Stefan Kölliker erklärte, dass der Bericht unter Einbezug der Branche entstanden sei. Für ihn war klar: Es gibt den Fachkräftemangel und die Abwanderung. Er rief den Rat dazu auf, bei Bildungsinvestitionen nicht zu sparen. Dies führe nämlich zu volkswirtschaftlichen Problemen. Ohne gute Bildungsangebote verliere der Kanton an Standortattraktivität, und in der Folge wanderten Unternehmen und damit auch Steuerzahler ab. Für ihn war auch der Standort St. Gallen gesetzt. Die Fachhochschulen selbst hätten das so vorgeschlagen, und Rapperswil wolle den Studiengang gar nicht.

Der Kantonsrat trat danach mit 77:31 Stimmen auf den Bericht ein und lehnte – recht knapp – einen Rückweisungsantrag der FDP ab, mit dem die Fraktion den Standort Rapperswil nochmals hätte prüfen lassen wollen. Damit sind die Weichen für einen Architekturlehrgang in St. Gallen im Grundsatz gestellt.