Glosse
Juso im Nationalratswahlkampf: Der «Tatort» kommt wohl weiterhin nicht aus St.Gallen

Links und rechts der Mitte wird im Wahlkampf gerne mit Provokationen gearbeitet. Die jüngste davon stammt aus der Küche - äh, pardon: dem Studio der St.Galler Juso. Sie präsentieren den Krimi «Links wählen, Bonzen quälen!».

Reto Voneschen
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Davor warnen uns doch SVPler seit Jahren bei jedem Wahlkampf: Banden von Jungsozialisten marodieren durchs Villenquartier am Rosenberg und lassen Verwüstung und Elend zurück. Gut betuchte Mitbürger werden um ihr sauer verdientes Geld erleichtert. Dieses landet dann grosszügig umverteilt bei armengenössigen Schluckern. Ganz wie weiland in der Legende von Robin Hood - einfach nicht im Sherwood Forrest, sondern am St.Galler Hauptbahnhof.

Eine ganz, ganz gefährliche Jungpartei

Das offenbar schrecklichste aller Schreckensszenarien für Reiche haben die St.Galler Juso zum Thema eines Videos im Nationalratswahlkampf gemacht. Nicht nur für die SVP, auch für die Juso ist Provokation eben eine schlagkräftige Wahlkampfkeule. Und es ist eine alte Erkenntnis aus der Politik: Wenn man dem Gegner ans Selbstbewusstsein will, bestätigt man am besten die bei ihm grassierenden Vorurteile über die eigene Gefährlichkeit.

Den Oscar für den besten Krimi des Jahres wird der jungsozialistische Thriller trotzdem nicht gewinnen. Dafür verrät er unfreiwillig viel zu viel über die Vorstellungswelt der filmenden Jungpartei. Wohnen «Superreiche» wirklich im Einfamilienhäuschen? Besteht ihr Kapital tatsächlich aus ein paar Bündeln Zehnernoten in einem Büroschrank? Und was ist eigentlich aus der guten alten Revolution zur Veränderung von Herrschafts- und Eigentumsverhältnissen geworden? Im Juso-Film mangels Statisten abgesagt?

Krimi als Wahlkampfvehikel ungeeignet?

Immerhin, und das dürfte rechts der Mitte etwas zuversichtlicher stimmen, kämen die klauenden Jungsozialisten nicht allzu weit. Ihnen sieht man im Filmchen auf Distanz an, dass sie noch nie einen guten Krimi bis zum Schluss geschaut haben. Wie sonst ist zu erklären, dass die Juso-Einbrecher sich unverhüllt filmen lassen und nach dem Einbruch Wollmützen und Masken gleich am Tatort zurücklassen?

Der Verdacht liegt nahe, dass man die Darstellerinnen und Darsteller erkennen soll, weil sie ja gewählt werden wollen. Der dümmste TV-Kommissar hätte so aber keine Mühe, den Einbruch aufzuklären. Mit dieser Geschichte einen «Tatort» mit einer Spielzeit von 90 Minuten zu füllen, wäre bereits ein Ding der Unmöglichkeit. Das reicht höchstens als Handlung für einen harmlosen Kurzkrimi wie «Kommissar Rex» oder «Grossstadtrevier» im Vorabend-Programm.