Jubiläum
«Eine verrückte Idee»: Maestrani feiert sein 170-jähriges Bestehen mit einer Plakat-Aktion auf dem St.Galler Gallusplatz

Mit einer Kunstaktion in St.Gallen begeht die Schokoladenfirma, bekannt für Munz und Minor, ihr Jubiläum. Dabei setzen sich Schülerinnen und Schüler des Vorkurses der Schule für Gestaltung mit der Vergangenheit und der Zukunft des Unternehmens auseinander.

Tobias Haag Jetzt kommentieren
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Eine Schülerin des Vorkurses für Gestaltung malt ihre Interpretation eines Maestrani-Plakates.

Eine Schülerin des Vorkurses für Gestaltung malt ihre Interpretation eines Maestrani-Plakates.

Bild: Michel Canonica

Konzentriert stehen die jungen Künstlerinnen und Künstler vor ihren Plakatwänden, beschattet von Sonnenschirmen und den Blättern der grossen Linde auf dem Gallusplatz. Touristen flanieren vorbei, manche bleiben stehen. Wieder andere gehen auf die Jugendlichen zu und fragen nach dem Grund des Events.

Der Auftrag Schülerinnen und Schüler des Vorkurses ist, historische Maestrani-Plakate in einer Live-Performance neu zu interpretieren. Auslöser für die Aktion ist der 170. Geburtstag des Unternehmens, das seinen Sitz in Flawil hat. Christoph Birchler, CEO des Unternehmens, suchte nach einer verrückten Idee für das Jubiläum. Mit der Schule für Gestaltung fand er einen Partner dafür und mit zwei Lehrpersonen die Ideengeber.

Spannendes Projekt

Im Unterricht von Dominik Noger, Lehrgangsleiter des Vorkurses der Schule für Gestaltung, und Andrea Corciulo, Lehrer am selben Ort, startete das Projekt, an dessen Ende ein Auswahlverfahren wartete. Die jungen Künstlerinnen und Künstler wählten sich ein altes Werbeplakat von Maestrani aus. Nach der Recherche und der Planung setzten sie ihre Ideen um. Noger sagt dazu: «Die Jugendlichen hatten einen konkreten Auftrag und machten einen ganzen Gestaltungsprozess durch.» Die Werke wurden anschliessend von einer Jury prämiert und die Siegerinnen und Sieger wurden für die Live-Performance ausgewählt.

Der 16-jährige Joscha Haas aus Mörschwil ist der einzige Junge, der sein Können auf dem Gallusplatz zeigen darf. Ihn habe das Retro-Design seines Plakates angesprochen. Auf die Frage, was er persönlich in der Projektarbeit gelernt habe, sagt er:

«Man kommt schneller auf eine Idee, wenn man die Sache analysiert.»

Noëlle Egger aus Berneck ist 17 Jahre alt. Sie hat ihr Plakat ausgewählt, weil sie einzelne Elemente darauf angesprochen haben. Durch das Projekt habe sie gelernt, wie man aus etwas Altem, etwas Neues macht.

Bild: Michel Canonica

St.Gallen als Ursprung

Mit der Plakataktion auf dem Gallusplatz möchte sich das Traditionsunternehmen Maestrani zu seinen Wurzeln in der Stadt St.Gallen bekennen. Gründer Aquilino Maestrani (1814-1880) eröffnete seine erste eigene Schokoladenfabrik 1852 in Luzern. Aber bereits nach ein paar Jahren zügelte er nach St.Gallen ins Haus zur Meise an der Multergasse.

Bald darauf erweiterte er sein Unternehmen und am selben Standort entstand das «Marmorhaus». Dessen Eröffnung durfte der Gründer nicht mehr miterleben. Nach dem Tod von Aquilino Maestrani führten seine drei Söhne das Unternehmen weiter. Der Standort im Stadtzentrum war bald zu klein, da die Nachfrage die Produktionskapazität überstieg. Ein neues Zuhause wurde im Espenmoos im Osten der Stadt gefunden. 1884 kaufte das Unternehmen die ehemalige Spinnerei in St.Georgen. 1912 erhielt die Firma den Namen Maestrani Schweizer Schokoladen AG. 1923 übernahmen die heutigen Besitzerfamilien die Aktienmehrheit.

Ein Meilenstein war die Übernahme der Firma Munz 1998. Ein Jahr später begann am selben Standort der Neubau einer Fabrikationshalle. In den Jahren darauf wurde die ganze Produktion und auch die Verwaltung von St.Gallen nach Flawil gezügelt. Zuletzt eröffnete das Unternehmen 2017 die grosse Erlebniswelt Maestrani`s Chocolarium in Flawil.

Schlussspurt

Christoph Birchler ist seit Januar 2021 CEO der Maestrani Schweizer Schokoladen AG.

Christoph Birchler ist seit Januar 2021 CEO der Maestrani Schweizer Schokoladen AG.

Bild: Andri Vöhringer

Während die Schülerinnen und Schüler zum Schlussspurt ansetzen, begrüsst CEO Christoph Birchler am Mittag die geladenen Gäste im Restaurant La Verità. Er wirkt sichtlich begeistert und sagt über das Familienunternehmen, das er führt:

«Wir möchten Energie aus der Vergangenheit in die Zukunft mitnehmen. Wir müssen flexibel, agil und ein bisschen frech sein.»

Die St.Galler Stadtpräsidentin Maria Pippa gratuliert dem Unternehmen zum Jubiläum und sagt zum Anlass: «Mit solchen Aktionen wird das Selbstbewusstsein der Jugendlichen gestärkt.»

Anschliessend gibt Verwaltungsratspräsident Randolf Hanslin einen kurzen Abriss über die Geschichte des Familienunternehmens. Dazu sagt er: «Es ist wahrlich eine Kunst, ein Unternehmen 170 Jahre alt werden zu lassen.» Den jungen Künstlerinnen und Künstler gibt er mit auf den Weg:

«Löst euch vom Alltäglichen und kreiert Einzigartiges.»

Die Plakatausstellung der jungen Künstlerinnen und Künstler steht bis Sonntag auf dem Gallusplatz. Anschliessend kommen die Bilder nach Flawil ins Chocolarium. Dort können sie gekauft werden. Die Hälfte des Erlöses geht direkt an die Malerinnen und Maler, den Rest spendet das Unternehmen jungen Künstlern in der Region.

Bild: Michel Canonica
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