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Markus Aepli ist neuer Präsident des Kulturkreis Gossau. Er hofft, dass das Haus der Kultur ein Problem lösen kann.
Für einen Vereinskassier sind es keine schöne Zahlen: Über 11000 Franken Verlust musste der Kulturkreis Gossau 2018 verzeichnen. Vergangenes Jahr waren es trotz Sparmassnahmen noch 5000. «Uns ist schnell klar geworden, dass wir handeln müssen», sagt Aepli. So wurden 2019 die Mitgliederbeiträge erhöht und die Stadt sicherte dem Kulturkreis einen höheren Beitrag zu, zumindest für das laufende Jahr.
«Das zentrale Problem ist, dass es in Gossau kein Lokal gibt, das auf die Kleinkunst zugeschnitten ist», sagt Aepli, der vor wenigen Tagen zum Präsidenten des Vereins gewählt worden ist. Der Fürstenlandsaal sei meist zu gross, das Marktstübli zu klein und in Schulen genüge die Infrastruktur nicht. Der Saal im «Werk 1», wo die meisten Veranstaltungen stattfinden, sei zwar schön und das Einvernehmen mit dem Wirt gut. Doch die Technik ist nicht auf Kulturveranstaltungen ausgelegt.
Die Ausstattung muss in der Regel inklusive Techniker extern bezogen werden. «Gute Kleinkünstler arbeiten extrem professionell und erwarten das auch von den Veranstaltern.» Teil der Sparmassnahmen, die der Kulturkreis ergreifen musste, war denn auch, dass kein Vertrag mehr unterzeichnet wird, ehe nicht die Kosten für die technischen Anforderungen abgeklärt wurden.
«Manchmal kostete die Technik mehr als der Künstler.»
Ob das Haus der Kultur, das auf dem Areal des Friedberg-Gymnasiums geplant ist, Abhilfe schaffen wird, muss sich weisen. Die Bedürfnisse von Musikvereinen und dem Kulturkreis dürften sich beispielsweise erheblich unterscheiden. Für den Moment habe man mit dem «Werk 1» aber eine gute Lösung, sagt Aepli.
Die grösste Herausforderung will Markus Aepli nicht in der Raumsituation sehen, sondern darin, jedes Jahr ein Programm zusammenzustellen. Will man schnell sein oder gründlich? Im ersten Fall steht vermutlich noch nicht das ganze Programm fest, das eine Künstlerin auf die Bühne bringen wird. Im zweiten riskiert man, dass sie schon in anderen Lokalen in der Region zu sehen war.
Dann wollen die einen Zuschauer einfach möglichst gut unterhalten werden und viele Pointen hören. Andere wiederum möchten zum Denken angeregt werden.
«Jedes Programm ist eine Gratwanderung.»
Dabei erinnert sich Aepli gerne an Bliss zurück, die der Kulturkreis 2017 in den Fürstenlandsaal holte. Die Ostschweizer A-cappella-Formation tourte danach durch die ganze Deutschschweiz. Nun freut sich Aepli auf den Besuch der Kulturbörse Freiburg in der kommenden Woche, wo er mit anderen Vorstandsmitgliedern nach Künstlern für das Jahr 2021 Ausschau halten will.
Die Mitwirkung am Jahresprogramm war genau die Herausforderung, die Markus Aepli 2012 reizte, dem Vorstand beizutreten. Zuvor sei er zwar kein «Kulturfreak» gewesen, habe aber die eine oder andere Kulturkreis-Veranstaltung besucht und sei dem Verein aus Sympathie beigetreten.
Als Pensionär hat der ehemalige Schulsekretär von Wittenbach nun genügend Zeit für das Präsidium. «Aber ich werde nie so viel für den Kulturkreis leisten können, wie mein Vorgänger Ewgeni Obreschkow.» Deshalb habe der Vorstand die verschiedenen Aufgaben neu auf mehrere Schultern verteilt. Dass dabei alle Arbeiten unter den Bisherigen verteilt werden konnten, wertet Aepli als gutes Zeichen.
Die Kleinkunst fasziniert Markus Aepli je länger je mehr. In all ihren Facetten sei sie extrem unterschiedlich. «Die eine Künstlerin setzt hohe intellektuelle Massstäbe, der andere wiederum agiert auf der Bühne sehr spontan und geht auf das Publikum ein.» Hinzu komme der Reiz, nahe dabei zu sein und jede Regung im Gesicht beobachten zu können. Doch gerade das mache eben auch die Suche nach einem geeigneten Lokal so anspruchsvoll.
Hinweis: www.kulturkreisgossau.ch