«In der Region braucht es Spitäler. Ihre Schliessung sollte verhindert werden»: Warum ein Rorschacher eine Petition startet, um das Regionalspital zu retten

Seit März sammelt Benedict Wasmer Unterschriften für den Erhalt der St.Galler Regionalspitäler. 678 sind bereits zusammengekommen. Jetzt hat er seine Petition verlängert. Sein Ziel: 1000 Unterschriften.

David Grob
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Benedikt Wasmer vor dem Regionalspital Rorschach, das er mit seiner Petition retten will.

Benedikt Wasmer vor dem Regionalspital Rorschach, das er mit seiner Petition retten will.

Bild: Nik Roth (26. Mai 2020)

Ende Mai hat sich Benedict Wasmer als Frist gesetzt. Ursprünglich. Doch jetzt hat er das Ende um drei Monate nach hinten verschoben. 1000 Unterschriften will der Rorschacher Wasmer nun bis im August sammeln. 678 sind es bis heute. 678 Stimmen, die sich für den Erhalt der regionalen Spitäler im Kanton St.Gallen einsetzen.

Hintergrund von Wasmers Petition sind die Pläne der St.Galler Regierung, die Regionalspitäler in Altstätten, Flawil, Wattwil, Walenstadt und eben auch Rorschach, Wohnort und Lebenszentrum von Benedict Wasmer, zu schliessen. Das Rorschacher Regionalspital soll durch ein Gesundheits- und Notfallzentrum ersetzt werden. Die Spitalstrategie ist umstritten, wird von links, von Lokalpolitikern, vom Spitalpersonal, von Einwohnerinnen und Einwohnern der betroffenen Gemeinden harsch kritisiert.

So auch von Wasmer. Am 19. März hat er seine Petition zur Erhaltung der regionalen Spitäler im Kanton St.Gallen lanciert.

Keiner, der sich politisch engagiert hat – bis jetzt

Wenn Wasmer über die drohende Schliessung spricht, so ist seine Stimme ruhig und überlegt, aber doch bestimmt und klar. Wasmer ist kein Politiker, kein geübter Redner, keiner, der sich bislang politisch engagiert hat. Klar, er ging abstimmen, informierte sich, interessierte sich, aber nie so, dass er einer Partei beigetreten wäre. Er stimmt nach Thema und nicht nach Partei ab, engagiert sich in der Rorschacher Feuerwehr, lange im Vorstand, jetzt als Offizier, spielt einmal pro Woche Unihockey, ist 37 Jahre alt, heiratet im Juni.

Jetzt aber wird er politisch. Warum eigentlich?

«Wenn die regionalen Spitäler geschlossen werden, bedeutet dies einen Einschnitt des Service public für die Leute», sagt Wasmer am Telefon. Die Distanzen zu den vier Spitälern, an denen die Spitalstrategie festhalten will, sei zu gross. «Was, wenn ein besonderes Ereignis eintritt?», fragt Wasmer.

Im Petitionstext stellt er weitere Fragen: Ist das Kantonsspital immer für alle gut erreichbar? Ist die nötige Kapazität vorhanden? Ist die Zentralisierung an wenigen zentralen Orten nicht auch ein Risiko? Für Wasmer ist klar:

«In der Region braucht es Spitäler. Ihre Schliessung sollte verhindert werden.»

Klar ist für ihn aber auch, dass sein Mittel, die Petition, wenig schlagkräftig und nur ein symbolisches Mittel ist. Wasmer will ein Zeichen aus der Bevölkerung setzen, zeigen, dass ein Bedürfnis nach einem Regionalspital da ist. «Die Petition soll den Politikern einen kleinen Schubs geben.» Bis zum 23. August läuft Wasmers Anliegen noch – bis kurz vor die Septembersession des St.Galler Kantonsrates.

Der Rorschacher Stadtpräsident Röbi Raths findet: «Die Frage um die Spitäler muss unbedingt geklärt werden.»

Röbi Rath, Stadtpräsident von Rorschach.

Röbi Rath, Stadtpräsident von Rorschach.

Bild: Nik Roth (23. April 2020)

In diesem sitzt auch der Rorschacher Stadtpräsident Röbi Raths (FDP). Er würde Wasmers Petition nicht unterschreiben. «Nicht weil ich etwas gegen Herrn Wasmer oder sein Anliegen habe. Sondern weil die Frage um die Spitäler unbedingt geklärt werden muss.» Die finanzielle Lage der St.Galler Spitallandschaft sei desolat, die Strukturen würden nicht mehr den aktuellen und künftigen Erfordernissen in der Versorgung entsprechen. «Gibt es keine Änderung, werden zig Millionen Steuergelder in den Sand gesetzt.» Für Raths ist aber auch klar:

«Rorschach darf nicht leer ausgehen. Für Rorschach braucht es eine Lösung.»

Wasmer sammelt seine Unterschriften online

Der QR-Code führt zur Onlinepetition, die Wasmer gestartet hat.

Der QR-Code führt zur Onlinepetition, die Wasmer gestartet hat.

Bild: Nik Roth (26. Mai 2020)

Der Grossteil der 678 Unterschriften, die Wasmer bislang gesammelt hat, sind virtuell, gesammelt auf der Plattform openpetition.de, wo man statt einer Unterschrift seine Unterstützung kundgibt. Handschriftliche Unterschriften hat Wasmer nur wenige, Corona schränkt und schränkte ein, das klassische Sammeln in einer Strasse ist bislang nicht möglich gewesen. So hat Wasmer über Facebook, Twitter und Whatsapp auf seine Petition aufmerksam gemacht. Doch mit einer Onlinepetition stellen sich auch Probleme: Die Schwelle sei für einige viel grösser, sich online einzutragen. Und:

«Ich erreiche die ältere Generation viel weniger.»

Wasmer will deshalb sobald wie möglich auch auf der Strasse Unterschriften für seine Petition sammeln. Und, so hofft er, das Ziel von 1000 Unterschriften erreichen.