Familie Koller feiert Weihnachten in Bethlehem - einem Weiler bei Waldkirch

Um Bethlehem zu sehen, muss die Familie Koller nicht in den Flieger steigen. Ihr Wohnort ist nach dem Geburtsort Jesu benannt. Wunder gibt es auch hier.

Manuela Bruhin
Drucken
Peter Koller vor dem Ortsschild seines Wohnortes. Hier hält mancher Spaziergänger inne. (Bild: Benjamin Manser)

Peter Koller vor dem Ortsschild seines Wohnortes. Hier hält mancher Spaziergänger inne. (Bild: Benjamin Manser)

Es ist nicht der Stern, der an diesem Abend dem Besucher den Weg leuchtet. Vielmehr ist es der geschmückte Weihnachtsbaum auf der Terrasse der Familie Koller. Er leuchtet warm und einladend in der Dunkelheit. Abgelegen vom Dorf Waldkirch liegt ihr Hof. Aber nicht deshalb ist er so speziell, sondern weil der Weiler den Namen Bethlehem trägt. Und gerade jetzt zur Weihnachtszeit sei es etwas ganz Besonderes, hier zu wohnen, sagt Irene Koller. «Viele Menschen meinen, wir machen einen Witz, wenn wir unsere Adresse durchgeben.» Und zu Anfangszeiten, vor über 25 Jahren, als sie ihren Mann Peter kennen lernte, erging es ihr nicht anders.

Nicht Ochs und Esel, sondern Hühner und Hund

Wie jeden Abend ist das Ehepaar mit dem Melken der Kühe beschäftigt, der Stall muss sauber gemacht, das Heu verteilt werden. Schnell ist klar: Langeweile gibt es bei ihnen nicht. Und doch wolle man immerhin versuchen, während der Weihnachtstage ein wenig kürzer zu treten – sofern dies die Kühe, Schweine, Katzen, Hühner und der Hund ermöglichen. «Weihnachten bedeutet uns viel. Und der Name Bethlehem verbindet», sagt Irene Koller. Das macht sich bemerkbar, wenn auf dem Wanderweg, der durch den Hof der Familie Koller führt, Leute anhalten und mehr über den besonderen Weiler wissen wollen. Man halte mit ihnen einen Schwatz oder biete auch einmal einen Kaffee oder Tee an, sagt Irene Koller. «Wir nehmen uns gerne Zeit dafür.»

Ab und zu komme es vor, dass Schulklassen vom Dorf den Weg nach Bethlehem entlangspazieren, und dabei in die Rollen von Maria und Josef schlüpfen. Einmal sei sogar ein Esel dabei gewesen, erinnert sich Irene Koller. Auch Waldweihnachten werden hier ab und an von Vereinen organisiert. Doch wolle man alles im kleinen Rahmen halten. Denn das heimische Gastgewerbe zu konkurrieren, komme nicht in Frage.

Kleine Wunder zu Weihnachten

Und wenn auch nicht im grossen Stil wie in der «richtigen» Weihnachtsgeschichte, wurde im Waldkircher Weiler Bethlehem bereits das ein oder andere Wunder erlebt: das Wunder des Lebens. «Es kommt immer wieder vor, dass am Heiligen Abend eine Kuh kalbt», sagt Irene Koller. Dann findet sich die Familie statt beim geschmückten Tannenbaum im Stall wieder, wo sie das Kälblein versorgt. Das seien ganz spezielle Stunden, welche einem in Erinnerung bleiben würden, sagt Koller.

Innehalten in der hektischen Zeit

Oder auch damals, als der Hofhund gerade am Silvesterabend Welpen zur Welt brachte. «Geburten sind immer wieder neu, und immer wieder schön», so Koller. Ihre eigenen vier Kinder seien inzwischen zwar erwachsen, würden aber die Weihnachtstage ebenfalls bei den Eltern zu Hause verbringen. «Das ist ihnen und natürlich uns wichtig.» Zeit mit der Familie, das bedeutet für sie Weihnachten. Innezuhalten in einer meist hektischen Zeit, dafür seien diese Tage da. Und hier oben, fernab von viel befahrenen Strassen oder gar Handyempfang, dürfte das einem nicht wirklich schwerfallen.