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Biobetrieb und Feriendestination gleichzeitig: Das Rosentürmli in Thal vereint mehrere Betriebszweige. Familie Messmer lässt die Öffentlichkeit daran teilhaben. Denn die Milchkuh alleine reicht nicht mehr.
Der historische Riegelbau am Fuss des Rebbergs ist ein Blickfang. Hier im Rosentürmli wohnt Familie Messmer mit Hündin Bohnä, je zwei Pferden, Eseln und Ponys, 25 Milchkühen sowie Hühnern, Gänsen und Kaninchen. Die Katze hat eben erst Nachwuchs erhalten, die vier Katzenbabys schlafen eng aneinander gekuschelt.
Der Biobauernhof in Thal ist einer von vielen Betrieben in der ganzen Schweiz, der am kommenden Sonntag einen Blick hinter die Kulissen gewährt. Der Tag der offenen Hoftüren soll einer breiten Öffentlichkeit zeigen, wie in der Landwirtschaft produziert wird. Für Antonia und Alfred Messmer ist das jedoch nichts Ungewöhnliches. Sie bieten bereits sogenannte Stallvisiten an: Während der Öffnungszeiten können Besucher den Betrieb besichtigen und zum Beispiele die Tiere im Stall besuchen.
In der ganzen Schweiz laden Bauernbetriebe am 2. Juni zum Tag der offenen Tür ein. Landwirte beantworten Fragen über Tierhaltung, das Leben auf dem Bauernhof oder die Herstellung von Lebensmittel. In der Region Rorschach gibt es nicht nur in Thal sondern auch in Goldach einen Betrieb, der sich an der Aktion beteiligt: Silvia und Mathias Hürlimann freuen sich ebenfalls auf Besuch. Künftig soll der Anlass, lanciert vom Schweizer Bauernverband, regelmässig stattfinden.
«Öffentlichkeitsarbeit wird in unserer Branche wichtiger. Wir wollen den Leuten unsere Arbeit näher bringen und zeigen, wie man Rücksicht nimmt auf die Natur», sagt Antonia Messmer. Vieles ist Handarbeit in ihrem Betrieb. Die Tage sind lang, die Tiere müssen auch an Sonntagen versorgt werden. Ihre vier erwachsenen Kinder sind alle berufstätig, helfen aber ebenfalls auf dem Hof mit. Man wolle den Leuten zeigen, warum die Produkte auf dem Biobauernhof vielleicht etwas mehr kosten als im nahen Ausland.
Den Hof hat die Familie von Alfred Messmers Eltern übernommen. Damals betrieben sie vor allem Milchwirtschaft. Heute ergänzen 1,5 Hektaren Reben den Betrieb. Das Obst von 500 Hochstammbäumen wird zu Saft verarbeitet. Antonia Messmer sagt:
«Wenn man die Trauben in den Händen hält, weiss man, wie viel man dafür gearbeitet hat»
Die Arbeit in den Reben ist aufwendig und beginnt bereits im Frühjahr. Für die Wimmet ist die Familie auf «gute Seelen» angewiesen, die freiwillig mithelfen.
Den Wein verkaufen sie direkt ab Hof. Auch Konfitüre, getrocknete Kiwis, Süssmost oder Eierlikör ist liebevoll im Hofladen angerichtet. Die Milch verkaufen Messmers ebenfalls via Automaten direkt vor Ort. An den Wochenenden betreiben sie ausserdem eine Besenbeiz, wo Besucher verweilen können.
Eine weitere wichtige Einnahmequelle ist der Tourismus. Seit 25 Jahren bieten sie Ferien auf dem Bauernhof an. Neben Schlafen im Stroh vermieten sie zwei Ferienwohnungen sowie drei Doppel- und ein Einbettzimmer. Während die einfach eingerichteten aber heimeligen Wohnungen im 1626 erbauten Haus vor allem von Schweizern gebucht werden, haben auch Gäste aus Arizona oder Berlin schon eine Nacht auf dem Thaler Bauernhof verbracht. Antonia Messmer sagt:
«So gibt es immer wieder spannende Begegnungen.»
Einige Stammgäste kommen seit Jahren auf den Hof in die Ferien. Sie selbst gehen jedoch nicht in die Ferien. Alfred Messmer sagt:
«Vor allem wenn Gäste hier sind, wird uns immer wieder bewusst, wie schön wir es haben.»
Diese Woche kommt eine Schulklasse und übernachtet im Stroh. Im Rahmen des Projekts «Schule auf dem Bauernhof» besuchen immer wieder ganze Klassen den Betrieb. Die Kinder helfen zum Beispiel bei der Obsternte mit und pressen frischen Apfelsaft. Ein Kind habe einmal reklamiert, es hätte den Saft lieber ohne Zucker. «Es war ihm nicht klar, dass reiner Apfelsaft so süss schmeckt», sagt Antonia Messmer mit einem Lächeln.
Regelmässig im Betrieb helfen auch Jugendliche mit, die auf Lehrstellensuche sind. Das Projekt «Rheinspringen» soll sie in die Arbeitswelt integrieren. «Statt am Handy zu sitzen lernen sie etwas, das mit der Realität zu tun hat», ist Antonia Messmer überzeugt.