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Freudentag mit einem ziemlich grossen Wermutstropfen: Am Freitag haben die Verantwortlichen der Trägergenossenschaft die neue Sauna in der St.Galler Frauenbadhütte vorgestellt. Sie hätte ab Montag Gäste empfangen sollen. Der bundesrätliche Lockdown für Sport- und Freizeitanlagen macht aus diesem Fahrplan Altpapier.
Nach vier Jahren verhandeln, überzeugen, Geld sammeln, planen und bauen ist es soweit: Die Sauna in der Frauenbadhütte auf Dreilinden über der Stadt St.Gallen ist betriebsbereit. Es sei ein Freudentag, sagte Barbara Ochsner, die Präsidentin der Trägergenossenschaft, am Freitagmittag vor den lokalen Medien. Der ehrenamtliche Einsatz habe sich voll und ganz gelohnt. Die Weiere-Sauna sei ein echtes Bijou geworden. Sie freue sich schon jetzt auf Saunagänge am winterlichen Naturweiher.
Bis es soweit ist, dauert es aber mindestens bis 22. Januar. Ursprünglich hätte die Weiere-Sauna am kommenden Montag eröffnet werden sollen. Die Verschärfung der Coronamassnahmen durch den Bundesrat vom Freitag macht dem Plan aber einen dicken Strich durch die Rechnung: Sport- und Freizeitanlagen werden für mindestens einen Monat geschlossen. Womit die Weiere-Sauna vorläufig gar nicht erst öffnet.
Der Rundgang im Video unten zeigt, auf was man sich freuen darf:
Barbara Ochsner zeigte sich am Freitagnachmittag enttäuscht vom verschobenen Start. Aber immerhin: Die Eröffnung der neuen Anlage bleibt möglich. Sie findet wegen der Coronapandemie in kleinem Rahmen statt: Die Mitglieder der Trägergenossenschaft konnten sich für einen Testdurchlauf am Samstag anmelden. Einen solchen haben die Vorstandsmitglieder der Genossenschaft schon hinter sich: Er sei herrlich gewesen, schwärmt Ochsner.
Das Familien- und Frauenbad Dreilinden am Freudenberg über St.Gallen gilt als eines der schönsten Naturbäder der Schweiz. In Umfragen, bei denen die schönsten Badis der Schweiz gesucht werden, landet der Chrüzweier, an dem das Bad liegt, regelmässig auf vordersten Plätzen. Im Winter herrscht am Weiher Ruhe. Die historische Frauenbadhütte und die Gebäude des Familienbads liegen verlassen im Naherholungsgebiet.
Das soll sich mit der Weiere-Sauna ändern. Sie soll einen massvollen Winterbetrieb in die Frauenbadhütte bringen. Die Saunasaison wird künftig von Oktober bis April dauern. In der warmen Jahreszeit wird im Chrüzweier weiterhin geschwommen, wobei den Benutzerinnen der Frauenbadi dank der Sauna neu moderne Garderoben, Duschen und Toiletten zur Verfügung stehen.
Die Sauna ist im Normalbetrieb auf drei Dutzend Personen ausgelegt; mit Coronamassnahmen wären es zwanzig Gäste gleichzeitig gewesen. Sie wartet mit zwei Kabinen mit 70 und 90 Grad Celsius Hitze auf. Zum Abkühlen dienen die zwei rund einen Meter tiefen Innenbecken der Frauenbadi; sie sind mit Weiherwasser gefüllt. Dazu kommt ein Ruheraum. Weiter stehen zahlreiche Sitz- und Ruheplätze im Freien zur Verfügung.
Die Anlagen der Weiere-Sauna integrieren sich sehr gut in die historische Frauenbadhütte. Das Architekturbüro Barão-Hutter hat ein kleines Bijou geschaffen. Empfangsraum, Bistro, Garderoben, Saunakabinen und Ruheraum passen sich optisch hervorragend ins alte Holzgebäude ein. Die Anlage ist kompakt, die Betriebsabläufe darin sind logisch. Ein bis zu drei Stunden langer Aufenthalt in der Sauna wird 25 Franken kosten. Dazu angeboten wird ein Set mit Saunatuch und Bademantel für zehn Franken.
Nicht nur wegen der baulichen Qualität lobte am Besichtigungstermin für die Medien Stadtrat Markus Buschor die neue Einrichtung. Die Weiere-Sauna sei auch ein weiteres gelungenes Beispiel dafür, wie durch eine private Initiative Mehrwert für die Lebensqualität in der Stadt geschaffen werden könne. Dass das Projekt fürs Gebiet verträglich dimensioniert ist und dass es Räume nutzt, die der Stadt gehören und bisher im Winter unbenutzt waren, ist für Markus Buschor ebenfalls ein Plus.
Ein spezieller Tag war der Freitag auch für Marcel Camiu von der St.Galler Kantonalbank. Mit der Eröffnung der Weiere-Sauna ist nämlich das Programm zum 150-jährigen Bestehen der Bank abgeschlossen: Die Sauna ist eines von 38 Projekten, die 2016 mit finanziellen Beiträgen aus einem Jubiläumsfonds unterstützt worden waren. Es ist das letzte, das eröffnet wird. Die 100'000 Franken, die seinerzeit ans Vorhaben flossen, waren für dieses eine wichtige Anschubfinanzierung: Sie erlaubten die Durchführung eines Architekturwettbewerbs und die Gründung der Trägergenossenschaft.
Die Initiative für die Weiere-Sauna ging von vier Personen aus dem Frauenschwimmclub St.Gallen und aus St.Georgen aus. An der Genossenschaft Weiere-Sauna sind heute über 200 Personen beteiligt, einige auch mit privaten Darlehen.
Die Stadt unterstützt das Projekt ebenfalls mit einem Darlehen und einem Baubeitrag. Weitere Mittel wurden mit einem Crowdfunding aufgebracht. Investiert wurden rund 1,1 Millionen Franken. Darin enthalten ist das Betriebskapital für die erste Saison.
Neue Genossenschafterinnen und Genossenschafter sind weiterhin willkommen. Mit von der Partie ist man mit einem Anteilschein von 1000 Franken. Informationen zur Weiere-Sauna (und zur Trägergenossenschaft) finden sich im Internet.