Häggenschwiler Kinder lernen den Umgang mit dem Sackmesser vom Profi

Seit fast fünf Jahren gibt Felix Immler Schnitzkurse. Nun zeigt er in Lömmenschwil sein Können.

Timon Reich
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Felix Immler zeigt einem Jungen die «Scheibenwischerbewegung» beim Schnitzen. Bilder: Michel Canonica

Felix Immler zeigt einem Jungen die «Scheibenwischerbewegung» beim Schnitzen. Bilder: Michel Canonica

Felix Immler steht inmitten so vieler Sägespäne, dass der Boden der Bauernwerkstatt in Lömmenschwil schon fast nicht mehr erkennbar ist. Lächelnd schaut er in die Runde und sagt: «Jetzt werde ich euch verraten, was einen Amateur vom Profi unterscheidet.» Daraufhin klappt er die kleine Klinge seines gelben Victorinox-Sackmessers auf: «Wahre Meister benutzen die kleine Klinge fürs Schnitzen.» Er erklärt, dass diese wegen der geringeren Materialstärke viel besser durchs Holz gehe als die grosse. Seine Miene schaut dabei aus, als hätte er das Rad neu erfunden.

15 Kinder und 15 Erwachsene, alle ein Sackmesser in der Hand, sitzen wie gebannt auf weissen Schemeln und lauschen dem Mann in der Mitte des Halbkreises. Als sie wenig später aber ihren Versuchsstock mit der kleinen Klinge bearbeiten, bestätigen laute Zustimmungen Immlers Behauptung.

Der weltweit einzige Sackmesserpädagoge

Felix Immler ist ein Meister des Sackmessers und laut eigenen Angaben der weltweit einzige Pädagoge in diesem Bereich. In Zusammenarbeit mit Victorinox bietet er regelmässig Workshops an, in denen er seine Schnitzkünste mit anderen teilt. So verbreitet er sein Wissen auch am Samstag in einer Lömmenschwiler Remise während eines fünfstündigen Workshops. Organisiert wurde dieser durch die Frauengemeinschaft und Bäuerinnen Häggenschwil.

In der Zwischenzeit macht Immler einen Rundgang durch die grosse Halle, in der nun konzentriert geschnitzt wird. Immer wieder korrigiert er die kleinen Primarschulkinder und ihre Eltern: «Du musst eine Scheibenwischerbewegung machen», verbessert er einen Jungen. Er nimmt seine Hand und zeigt ihm die richtige Ausführung. Dann schaut er so lange zu, bis er überzeugt ist, dass dieser es nun kann.

Die Teilnehmer lernen nicht nur, wie man sicher schnitzt und sägt, sondern auch, welche Techniken am effizientesten sind und wie man mit der Aale ein Loch ins Holz bohrt. Auch wenn der ausgebildete Maschinenmechaniker immer wieder predigt, dass Übung den Meister mache, sind die Kinder und ihre Eltern schon am Nachmittag so weit, dass sie aus Holunderholz ein Saxofon herstellen können. Auch dies wird mit viel Enthusiasmus verrichtet.

Bald schon erfüllen die schrägen Klänge der selbstgeschnitzten Instrumente die Halle. Mit etwas Vorstellungskraft könnte man fast meinen, dass hier ein schlecht geprobtes Jazzkonzert stattfindet.

Verstärkung für die Workshops

Seit fast fünf Jahren arbeitet Felix Immler nun schon als Sackmesserpädagoge. Der Beruf bereite ihm immer noch sehr viel Freude, wie er betont. Insgesamt hat er auch schon fünf Bücher, die sich erfolgreich verkaufen, rund ums Thema Sackmesser geschrieben.

Ab etwa nächstem Sommer wird der Rheintaler aber nicht mehr der einzige vollberufliche Pädagoge in diesem Bereich sein: «Ich stelle momentan ein Team zusammen, das mich bei meiner Arbeit unterstützen wird», sagt Immler. Dafür möchte er um die zehn Freelancer anstellen, von denen er schon sechs gefunden hat. Er selbst wird aber immer noch Workshops leiten.