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Während sich in anderen Gemeinden teils erfolgreich Widerstand gegen den neuen Fahrplan regte, blieb es in Gossau bisher überraschend ruhig. Neben dem Stadtrat beklagte sich nur ein Privater beim Kanton. Mit einem Rundumschlag.
Am 9. Dezember werden in der ganzen Schweiz wieder die Fahrpläne umgestellt. In der Stadt St.Gallen hat der diesjährige Wechsel eine Kontroverse ausgelöst: Mit den schlechten Anschlüssen an den Fernverkehr werde das S-Bahn-Netz ad absurdum geführt.
Punktuelle Verschlechterungen bringt der Fahrplanwechsel auch für die Stadt Gossau. Intercitys halten künftig keine mehr. Somit hält jeder Zug in Richtung Zürich auch in Flawil und Uzwil. Das Angebot in Gossau werde durch den Wegfall der Direktverbindungen verschlechtert. Ganz allgemein befürchtet der Stadtrat eine Abwertung des Bahnhofs Gossau.
In der Vernehmlassung hat der Stadtrat deswegen ein Begehren um zusätzliche Halte von Interregios und Intercitys gestellt. Den Schritt angekündigt hatte er bereits in der Antwort auf eine Einfache Anfrage, in der schon Resignation mitschwang: «Einwirkungen auf die kurz- und mittelfristige Planung sind kaum mehr wirklich möglich.» Und so kam es auch: «Mit einem zusätzlichen Halt in Gossau würden Anschlüsse in St. Gallen verloren gehen», antwortete das Amt für öffentlichen Verkehr.
Abgesehen davon blieb es zum neuen Fahrplan in Gossau still. Neben dem Stadtrat hat sich nur eine einzige Privatperson beschwert. Im Gegensatz zu St.Gallen oder Waldkirch: Ganze 40 Wortmeldungen kamen aus der Gemeinde, am Ende schauten massgebliche Verbesserungen heraus.
Die eingegangene Reklamation aus Gossau hat es dafür in sich: Das Gebiet zwischen Gossau und Wil, mit einem Vielfachen der Einwohnerzahl der Stadt St.Gallen, werde benachteiligt, damit die St.Galler auf dem Weg nach Zürich drei bis neun Minuten einsparen könnten. Für die ganze Region blieben nur zwei stündliche Verbindungen nach Zürich. «Das steht in keiner Relation», heisst es in der Eingabe.
Die Kapazitäten des Bahnhofs St.Gallen stiessen schon heute an ihre Grenzen, während in Gossau über 300 Park-and-Ride-Plätze zur Verfügung stünden. Und sie spricht auch das veraltete Rollmaterial an, das in Gossau schon länger ein Ärgernis ist: «Es wäre eine Zumutung, wenn wir auch in Zukunft nur zweimal pro Stunde in überfüllten und zum Teil alten Kompositionen zum selben Preis in Richtung Zürich reisen müssten, wie die St.Galler.»
«Der Hauptteil der Pendler Richtung Zürich steigt tatsächlich zwischen Gossau und Wil ein», sagt Michael Kündig vom kantonalen Amt für öffentlichen Verkehr. Zusammengezählt hätten die Gemeinden ein höheres Pendleraufkommen als die Stadt St.Gallen. Die Auswirkungen des Fahrplanwechsels seien allerdings überschaubar.
«Es geht um einen Zug pro Stunde, der nun zusätzliche Halts in Flawil und Uzwil einlegt.» Michael Kündig
Ausserdem hielten sowohl der Intercity 5 als auch die Interregios künftig zusätzlich in Oerlikon. Aus Sicht des Kantons ist das ein Vorteil. «Damit wird ein weiteres wichtiges Arbeitsplatzgebiet direkt erschlossen.»
Was das Rollmaterial angeht, dürften der Ärger über Plumpsklo und Co. übrigens bald der Vergangenheit angehören: Die lange problembehafteten, neuen Doppelstockzüge von Bombardier seien ausgeliefert. Nun müssten nur noch die Hürden bei der Zulassung überwunden werden. «Sobald das soweit ist, verkehren bequeme Züge mit genügend Kapazitäten als Interregio.»
Die Sorgen der Stadt Gossau über eine Abwertung des Bahnhofs hängen auch mit der Rolle als Umsteigeort für Reisende aus dem Appenzellerland zusammen. Und tatsächlich sind Pendler aus Richtung Appenzell besser bedient, wenn sie morgens durch den neuen Ruckhaldetunnel nach St.Gallen fahren und dort auf den Fernverkehr umsteigen. «Den Tag über bleibt aber nach wie vor Gossau der beste Umsteigeort», sagt Kündig.
Fahrplan 2019 in der Ostschweiz