Im Rahmen einer Studienreise hat sich eine Delegation aus Kolumbien über die Elektroverschrottung in der Schweiz informiert. Diese Woche besuchte sie die Solenthaler Recycling AG.
Perrine Woodtli
redaktiongo
Bei der Solenthaler Recycling AG war am Dienstag ganz schön was los. Eine kolumbianische Delegation besuchte im Rahmen einer Studientour durch Österreich und die Schweiz die Gossauer Recyclingfirma, um Einblick in das hiesige Verwertungssystem von Elektroschrott zu erhalten. Geschäftsführer Christoph Solenthaler zeigte der Delegation, bestehend aus Vertretern aus Wirtschaft und Recyclingbranche, den Betrieb. Obwohl die Kolumbianer die Führung spannend fanden, waren die meisten sichtlich froh, wieder zurück in die Wärme zu kommen. Schliesslich ist es in Kolumbien doch einige Grad wärmer. Da halfen den schlotternden Besuchern auch die orangen Warnwesten nichts. Die Delegation wurde während ihrer Studienreise von Heinz Böni von der Empa St. Gallen begleitet. Böni leitet das Projekt «Swiss-e-Waste-Programme» des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) und der Empa. Weil auch in Entwicklungsländern immer mehr Elektro- und Elektronikgeräte umgesetzt werden, engagieren sich das Seco und die Empa seit Jahren für eine ökologische und ressourcenschonende Beseitigung von Elektroabfällen in jenen Ländern.
Ziel ist es, dass die durch unsachgemässe Behandlungen mögliche Freisetzung giftiger Stoffe minimiert wird, um die Gesundheit der Arbeiter und die Umwelt zu schützen. Laut Böni schafft das Recycling von Elektroschrott in den Entwicklungsländern zudem zahlreiche neue Arbeitsplätze.
Nebst Kolumbien unterstützt das Seco-Empa-Programm auch Indien, China, Südafrika, Bolivien und Peru. Böni stellt klar, dass die Zusammenarbeit nicht einfach aus finanzieller Hilfe besteht. «Wir vermitteln den Ländern vor allem Wissen und Erfahrung. Mit Kolumbien haben wir nun zehn Jahre lang zusammengearbeitet. In dieser Zeit gab die Schweiz drei Millionen aus, was nicht viel ist», sagt Böni. Während der Zusammenarbeit wurden zahlreiche Informationsaustausche wie bei der Solenthaler Recycling AG organisiert. Vertreter des Seco und der Empa seien auch oft in Kolumbien gewesen, um die Beteiligten vor Ort zu unterstützen. «Bevor wir überhaupt mit der Umsetzung eines konkreten Verwertungssystems beginnen konnten, mussten neue Gesetze geschaffen werden», sagt Böni. Dafür habe man sich mit Politikern und auch dem Minister getroffen – erfolgreich.
Allmählich gelangt die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Kolumbien an ein Ende. «Wir haben es geschafft, dass alle entsprechenden Vorschriften erlassen worden sind und das kolumbianische System deutlich verbessert wurde», sagt Böni. Es konnten sogar Richtlinien für die vorgezogene Entsorgungsgebühr nach Schweizer Muster verabschiedet werden.
Er sei sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Die Kolumbianer seien immer motiviert und interessiert gewesen. Laut Böni haben auch sie die Zusammenarbeit sehr geschätzt. «Gerade solche Besuche wie in Gossau finden sie extrem lehrreich.» Nun aber könne das Projekt in Kolumbien bald abgeschlossen werden.
Auch Christoph Solenthaler war begeistert von dem Informationsaustausch. «Es ist immer eine gute Sache, andere zu unterstützen. Wenn wir so den Kollegen aus Kolumbien helfen, ist das doch toll», sagt der Geschäftsführer. Für ihn sei der Besuch eine sehr interessante Erfahrung gewesen. «Dass die Verwertungssysteme verbessert werden konnten, ist ein Erfolg. Ich finde es sehr wichtig, dass Länder zusammen- und nicht gegeneinander arbeiten», sagt Solenthaler. Gerade weil die Schweiz ein Pionierland im Recycling von Elektroschrott sei, sei es umso wichtiger, dieses Wissen weiterzugeben.