Die Häxezunft soll die Fasnacht wieder regelmässig mitprägen. 29 Mitglieder wagen das Comeback. Termingerecht zum 11.11. wurde gestern ein Talerverkauf gestartet.
GOSSAU. Wer kennt sie nicht: Die grimmig dreinblickenden, meist langnasigen, von Warzen übersäten Gossauer Häxe. In der Vergangenheit waren sie vom Gossauer Fasnachtsumzug kaum wegzudenken – sie waren beliebt und trotzdem manchmal wohl eher gefürchtet. Einige versteckten sich gar, wenn sie ihre Besen schwangen oder einem Zuschauer eine Konfettidusche verpassen wollten. «Angst vor den Häxe hatte ich nie», lacht der jetzige Häxemeister Marcel Eisenring. «Schliesslich waren meine Geschwister und ich von Kindesbeinen an mit dabei.» Bereits sein Vater war jahrelang im Verein vertreten und gab die Leidenschaft für die Gossauer Häxe an seine Kinder weiter.
Vor drei Jahren dann kam trotz allem eine Pause. Wegen des Mitgliedermangels war es nicht mehr sinnvoll, dass die Häxe an der Fasnacht vertreten waren. Ganz aufgeben wollte man den Verein jedoch nicht, betont Eisenring. Im vergangenen Jahr schliesslich kamen erste Gespräche mit Familie und Freunden in Gang. «Ich vermisste die Fasnacht und die Häxe», so Eisenring. In der Folge wurde mit dem ehemaligen Häxemeister Meinrad Rohner das Gespräch gesucht – den Handwerkskünsten des Gossauers sind auch die detailreichen Masken zu verdanken. «Wir waren positiv überrascht, dass wir sogleich auf grosses Interesse gestossen sind», sagt Eisenring. 29 Häxe zählt nun der Verein, an der vergangenen Fasnacht waren die Häxe zum ersten Mal seit 2012 wieder an der Fasnacht vertreten.
Ursprünglich wurde der Verein 1985 von Mitgliedern des Männerchors Frohsinn gegründet. Schon damals wurden die Masken Rohners bestaunt: «Man war sich einig, dass diese Masken nicht einfach nur aufgehängt, sondern auch getragen werden sollten», so Eisenring. Zu Spitzenzeiten zählte der Verein 45 Häxe, welche die Gossauer Fasnacht bereicherten. Dies soll auch künftig wieder so sein. Nebst der Suche nach weiteren Mitgliedern ist man auch eifrig damit beschäftigt, das Finanzpolster aufzubessern. Denn: Die handgeschnitzten Masken sind nicht günstig. Zwar überlasse Rohner den Mitgliedern diese für einen symbolischen Betrag. Trotzdem stecken in jeder Maske rund 30 Stunden Arbeit. Zudem denkt Rohner so langsam darüber nach, das Handwerk niederzulegen. «Deshalb haben wir uns ein kleines Depot an Masken zugelegt», sagt der 31jährige Eisenring.
Nur nach Sponsoren zu fragen und «nach Geld zu betteln», käme jedoch nicht in Frage. Man wollte die Finanzierung selber an die Hand nehmen. Aus diesem Grund haben sie rund 450 «Häxentaler» gebacken, die gestern vor der Coop-Filiale verkauft wurden. Nun sind die selbstgemachten Spitzbuben mit Häxensujet noch in verschiedenen Restaurants sowie drei Tankstellenshops bis Ende November erhältlich. «Der gesamte Erlös daraus kommt der Häxenzunft zugute und soll der Finanzierung der Masken dienen», so Eisenring.