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Ein Postkartensammler aus Deutschland hat eine Ansichtskarte der Goldachbrücke in Australien gekauft. Verschickt wurde sie 1948 von Goldach nach St.Gallen.
Im Zeitalter von sozialen Medien, E-Mails und Whatsapp scheint die gute alte Postkarte nur noch etwas für Traditionalisten zu sein. Oder für Sammler wie Günther Klebes. Der 71-jährige Franke liebt alte Postkarten, genauer solche mit eisenbahnhistorischen Motiven aus dem deutschsprachigen Raum. Seine jüngste Errungenschaft ist eine Ansichtskarte der Eisenbahnbrücke in Goldach.
«Ich bin bei einer luxemburgischen Internetauktion auf die Karte gestossen und habe mir gesagt: Schöne Brücke mit Bodensee, die muss ich haben», sagt der Schulbusfahrer, der im deutschen Erlangen zu Hause ist. Der Verkäufer bot die Karte unter dem Titel «Bridge of Germany» an. Offensichtlich ordnete der Anbieter im fernen Australien den Bodensee dahin ein. Postkarten, welche die unterschiedlichsten Züge und Brücken in Deutschland zeigen, gehören schon länger zu Günther Klebes rund 600 Exponate umfassenden Sammlung. Auch aus der Schweiz hat er einige Exemplare. Das der Goldacherbrücke wurde 1948 von Goldach nach St.Gallen versandt.
«Erstaunlich fand ich, dass der Anbieter eine Adresse in Australien hatte», sagt Klebes. Weil er der einzige Bieter war, konnte er die Wunschkarte zum Schnäppchenpreis von gerade einmal 1,50 Euro erwerben. «Das ist eigentlich viel zu billig», findet er. Normalerweise wäre er für diese seltene Karte bereit gewesen, bis zu fünf Euro auszugeben. Diesen Preis zahlte er dann auch, da noch das Porto für den eingeschriebenen Auslandsbrief aus Australien dazu kam. Es gibt aber auch Philokartisten, die einen zweistelligen Betrag für eine Ansichtskarte hinblättern.
Wie das gute Stück von der Ostschweiz nach Australien gekommen ist, darüber kann der Sammler nur spekulieren. Klebes sagt:
«Ob dahinter eine Auswanderung steht, oder einfach ein Bündel alter Postkarten nach einer Haushaltsauflösung an einen Händler veräussert wurde, der die Karten über das Internet weiter vermarktet, weiss ich nicht.»
Er hat auch schon Karten aus Israel, Kanada oder Südafrika erworben. Seine Sammelwut in Sachen Bahnpostkarten ist aber kein Einzelfall: «Es gibt sogar eigene Ausstellungen für Eisenbahn-Philatelisten», sagt Klebes, der das Internet regelmässig nach Exponaten wie der Ansichtskarte vom Bodensee durchforscht.
Der 71-Jährige sammelt nach eigenem Bekunden begeistert «alles, was mit der Bahn zu tun hat – ausser echte Lokomotiven.» Bei ihm zu Hause stehen Modelle und historische Uniformmützen – die sogenannten «Rotkäppchen» – neben zahlreichen selbst geschossenen Fotos und Alben einschlägiger Telefonkarten und Briefmarken. Ausserdem arbeitete der Schulbusfahrer und dreifache Vater ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission, sein Hobby ist Bahnfahren.
Seine Hochzeitsreise vor 36 Jahren führte mit dem Glacier-Express von St.Moritz nach Zermatt. Sehr oft ist er mit der Bahn unterwegs – frei nach dem Motto «Der Weg ist das Ziel». Auch interessante Strecken um den Bodensee wurden schon bereist. Zum Beispiel Familienurlaub im Appenzellerland, eine Fahrt mit der «Rosa» nach Heiden oder ein Besuch in einem Ansichtskartenladen in St.Gallen standen schon auf seinem Programm.