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Einige der Läden an der Spisergasse verteilen seit rund einer Woche Pakjetons. Dabei lautet ein Ziel der Stadt St.Gallen, den öffentlichen Verkehr zu fördern und den Individualverkehr zu reduzieren.
Andreas Egger ist von seiner Idee überzeugt. Ein Jahr lang hat der Inhaber von Baumann Mode allen Besuchern seines Geschäfts Jetons angeboten. Insgesamt hat er über 300 der goldenen Münzen verteilt, mit denen man in den Parkgaragen Burggraben und Brühltor gratis parkiert. Der Präsident der Spisergass-Gesellschaft sagt: «Die Aktion kam bei der Kundschaft so super an, dass wir sie auf die ganze Gasse ausgeweitet haben.»
Seit Ostern beteiligen sich nun alle Geschäfte, die Mitglied der Spisergass-Gesellschaft sind. Das Ziel liegt auf der Hand: «Wir wollen die Gasse attraktiv machen, ebenso wie die Innenstadt und den Stiftsbezirk.» Die Geschäfte kaufen die Jetons von der Cityparking St.Gallen AG und geben sie den Besucherinnen und Besuchern weiter.
Egger ist es wichtig zu betonen, dass alle Geschäfte von dieser Aktion profitieren können. Jeder kann mitmachen. Ein Rabatt auf eine Hose in seinem Geschäft wertet zudem laut Egger das Produkt ab. Und auch wenn ein solcher Rabatt vielleicht mehr Kunden in seinen Laden lockt und der Umsatz kurzfristig steigt, der Beck nebenan hat davon nichts. Parkieren Kundinnen und Kunden in den nahe gelegenen Parkgaragen gratis, profitieren alle Geschäfte an der Gasse davon, sagt Egger.
Das Ziel der Stadt St.Gallen ist es aber seit Jahren, den öffentlichen Verkehr zu fördern und den Individualverkehr zu reduzieren. Und nun forciert die Gassengesellschaft das Auto. Dazu sagt Andreas Egger: «Es braucht beides.» Ihm sei Nachhaltigkeit wichtig, aber der Mensch sei bequem. Viele Banker kämen inzwischen auch mit dem Velo oder E-Bike zu Baumann Mode, das auf Massanzüge spezialisiert ist. Doch jemanden, der 30 Jahre Auto gefahren sei, umzupolen, sei schwierig.
«Und wenn sie drei Saccos und drei Anzüge abholen, müssen sie die auch transportieren können.»
Auch haben nicht alle Geschäfte an der Spisergasse dieselbe Ausgangslage, erklärt Egger. Die Stammkundinnen und -kunden des «Bierfalken», des Reformhauses oder des Geschenkladens kommen eher mit dem öffentlichen Verkehr, dem Velo oder zu Fuss. Die Kundschaft von Fachgeschäften reist auch von weiter her an und nimmt deshalb tendenziell das Auto. So zählt Baumann Mode auch Personen aus Winterthur oder Wil zu seinen Kundinnen und Kunden.
Er habe die Aktion mal gegenüber der Stadt angesprochen, sagt Egger. «Wir sind frei als Gassengesellschaft.» Es sei wichtig, etwas für die Kunden zu tun, sie in die Geschäfte zu locken.
«Wir haben noch 30 Jahre Arbeitsleben vor uns.»
Die Idee für die Aktion mit den Parkgebühren ist wortwörtlich über Nacht entstanden. Egger hat sie erst in seinem Geschäft ausprobiert und dann in die Spisergass-Gesellschaft eingebracht. Auch Pro City, die Vereinigung der städtischen Detaillisten, hat Egger kontaktiert. «Wir wären extrem bereit, dass sich andere unserer Aktion anschliessen.» Bisher habe es dazu aber noch keine Kontakte gegeben. In der ganzen Spisergasse läuft sie auch erst seit einer Woche.