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Das Sandskulpturen-Festival lockt seit 20 Jahren Menschen aus dem In- und Ausland nach Rorschach. Nun aber droht Ungemach, die neue Kiesgewinnungsanlage der Gerschwiler AG produziert zu sauberen Sand. Vorsorglich wurden 300 Tonnen Sand zur Seite gelegt, die durch die alte Anlage produziert wurden.
Es ist angenehm warm, beim Termin mit Festival-Initiant Urs Koller gestern Nachmittag. Und das passt gut, denn dies ist es jeweils auch im August, wenn auf der Arionwiese in Rorschach Kunstwerke aus Sand gebaut werden; zum 21. Mal dieses Jahr.
Die Idee zum Festival hatte Urs Koller 1998 im Gorky-Park in Moskau, wo er am Sandskulpturen-Festival teilnahm. Traurig über das Ende des Uferlos-Festivals ein Jahr zuvor, überlegte er, wie Rorschach am Seeufer wiederbelebt werden könnte. Daraus entstanden ist das heute international beachtete Festival. Ein Gönner der ersten Stunde war die Gerschwiler AG aus Goldach. «Ich hatte damals für das Sandskulpturen-Festival in Rorschach konkrete Vorstellungen. Es sollte ein super Platz am See sein und ausserdem sollte der verwendete Sand aus der Nähe kommen», sagt Koller rückblickend.
Er habe bei der Gerschwiler AG die Sandsorten getestet und dabei den Schwemmsand entdeckt. Dieser fällt beim Waschen von Kies an und hat einen zweiprozentigen Lehmanteil. «Die Sandkörner sind nicht zu klein und auch nicht zu gross und durch den Lehmanteil ist der Sand ungewöhnlich kompakt. Ich war sofort begeistert davon», sagt der Festival-Initiant, der sich dankbar dafür zeigt, dass die Firma das Festival seit über zwanzig Jahren unterstützt. Diese bringt jeweils im August die 300 Tonnen Sand auf die Arionwiese.
Der hellgraue Sand hat laut Koller nicht nur eine ideale Beschaffenheit, er hat auch eine optimale Farbe, die an den Rorschacher Sandstein erinnert. Ziemlich weiss war hingegen das Gesicht des 50-Jährigen, als er Anfang Jahr bei der Gerschwiler AG vorfuhr und dabei mit Entsetzen feststellte, dass die alte Kiesgewinnungsanlage verschwunden ist. «Im ersten Moment bin ich erschrocken und habe mich gefragt, wo ich denn nun den Sand für das Festival hernehmen soll», räumt er ein.
Entwarnung hat dann rasch Matthias Züst, Geschäftsführer der Gerschwiler AG, gegeben, der vor dem Abbruch der alten Anlage auf dem Firmengelände einen stattlichen Sandhaufen als Reserve aufschütten liess.
«Der Sand der neuen Anlage wird sauberer sein als jener, den die 65 Jahre alte Maschine produziert hat. Das ist zwar gut für die Firma, aber eher schlecht für das Festival», sagt Züst. Die Anlage werde zwar noch vor dem diesjährigen Festival in Betrieb gehen, weil man aber nicht wisse, ob der neue Sand für die Sandkünstler geeignet sei, habe er vorsorglich die Reserve anlegen lassen. «Den alten Sand muss ich nun wie meinen Augapfel hüten, damit er nicht noch wegkommt», sagt er mit einem Schmunzeln.