Feuerwehrleute üben in Wittenbach den Ernstfall

Einsatzkräfte der Feuerwehr Wittenbach-Häggenschwil haben als Übung im alten Migros-Gebäude einen Brand gelöscht und verletzte Personen geborgen. Der Austragungsort war für die Verantwortlichen ein Glücksfall.

Manuela Bruhin
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Das leerstehende Migros-Gebäude Oedenhof in Wittenbach diente am Freitag rund 20 Einsatzkräften der Feuerwehr Wittenbach-Häggenschwil als Austragungsort einer Löschzugübung. (Bilder: Ralph Ribi)

Das leerstehende Migros-Gebäude Oedenhof in Wittenbach diente am Freitag rund 20 Einsatzkräften der Feuerwehr Wittenbach-Häggenschwil als Austragungsort einer Löschzugübung. (Bilder: Ralph Ribi)

Fünf Meter tief ist der Mann durch den Lichtschacht gefallen und liegt nun hilflos auf dem Rücken. Bange Minuten verstreichen, bis sich ein Feuerwehrmann zu ihm herabseilen kann. Da äusserlich keine Verletzungen sichtbar sind, wird ihm eine Halskrause angelegt. Der Mann wird auf eine Tragbahre gehoben. Sobald alles befestigt ist, wird er nach oben gezogen. Nebenan vernebelt Rauch die Sicht ins Innere des Gebäudes. Hier sind die Feuerwehrleute mit einer Leiter zugange. Ein Hammer wird gereicht, um das Fenster einzuschlagen. Vorsichtig sind die Bewegungen – zu vorsichtig. «Schlag zu», weist Feuerwehrkommandant Dominik Sutter an.

Was alles echt aussieht, ist lediglich eine Einsatzübung der Feuerwehr Wittenbach-Häggenschwil. Auf dem Gelände der alten Migros wurde am Freitag ein Brandfall mit vermissten und verletzten Personen simuliert.

Einige Unterschiede zur Realität

In wenigen Tagen wird das Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Ein Glücksfall für die Feuerwehr, auf dem Gelände eine Übung durchzuführen, erklärt Dominik Sutter.

«Da das Haus abgerissen wird, müssen wir für einmal nicht Sorge tragen und können Fenster und Türen einschlagen.»

Dies alles trage zwar zu einer realitätsnahen Übung bei – dennoch seien gewisse Unterschiede nicht von der Hand zu weisen. Dass etwa die Person, in der genannten gestellten Situation, von oben gerettet wird, sei nicht der Normalfall. «Gewisse Sachen simulieren wir natürlich, um sie zu üben.» Auch die Rauchentwicklung sei in der Realität anders – und schon von weitem sichtbar. An diesem Abend hingegen muss man genau hinschauen, um die vernebelten Zimmer zu sehen.

Nach einigen Minuten haben sich die Einsatzkräfte Zutritt verschafft, das Feuer wurde mit wenig Wasser gelöscht. Auch wenn das Gebäude abgerissen wird, müsse man es ja nicht übertreiben, so Sutter. Die Grösse des Geländes ist auch eine Herausforderung. Vielfach sei ungewiss, was sich wo befinde. Umso wichtiger sei es, sich nicht kopflos in die Sache zu stürzen.

Zu langsam in der Startphase reagiert

Nach eineinhalb Stunden ist die Übung beendet. Die verletzte Person ist geborgen, der Mann, der im Lift feststeckte, konnte ebenfalls befreit werden. Der Einsatzleiter zieht eine positive Bilanz. Auch wenn einige Punkte verbessert werden könnten. «Positiv war sicherlich, dass die Übung und das Zusammenspiel ruhig vonstattengingen», so Sutter. Grundsätzlich war die Vorgehensweise in der Startphase ein wenig zu langsam. Dies wird anschliessend an einer Besprechung zusammen festgehalten.

Ein Rundgang durchs Gelände lässt kaum vermuten, welches Szenario sich noch vor wenigen Minuten hier abgespielt hat. Der Rauch ist abgezogen, die Sicht wieder klar. Nur einige Scherben und Holzsplitter zeugen davon, dass sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hat. Angesichts der verlassenen Migros-Kassen und Regalen interessiert das hier aber wohl niemanden mehr.