Die Stadt hat einen Spaziergang zusammengestellt, der 19 Bäume vorstellt. Der Rundgang ergänzt eine Ausstellung im Botanischen Garten.
Zum Start der Sommerferien hat die Stadt St.Gallen einen Rundgang zu 19 Bäumen publiziert. Der Spaziergang soll auf die Bedeutung der Bäume in der Stadt hinweisen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Insgesamt wachsen in der ganzen Stadt schätzungsweise 27'000 Bäume. Sie filtern Feinstaub, produzieren Sauerstoff, kühlen die Umgebung und bieten Tieren einen Lebensraum. Daher werden sie mit dem Klimawandel immer wichtiger. Dabei galten Bäume in der Stadt früher als reines Gestaltungselement.
Die Idee zum Rundgang sei aufgrund der Ausstellung im Botanischen Garten entstanden, sagt Adrian Stolz, Leiter der Dienststelle Stadtgrün. Die Ausstellung ist den Bäumen in der Stadt gewidmet und befasst sich ebenfalls mit ihrer Bedeutung. «Wir wollten ein begleitendes Element, das man im Zentrum anschauen kann.» Die Ausstellung läuft bis 2. Oktober, der Rundgang aber bleibt bestehen.
Start des Rundgangs ist vor dem St.Galler Rathaus, wo der Flyer für den Spaziergang unter anderem erhältlich ist (siehe Kasten). Die neue Karte ist ordentlich versorgt und verschwindet dadurch fast: Sie steht mit anderen Flyern in Reih und Glied im Ständer hinter dem Schalter der Verkehrsbetriebe St.Gallen.
Die Karte zum Spaziergang ist gratis erhältlich im Rathaus am VBSG-Schalter, in der Tourist-Information, in der Bibliothek Hauptpost und im Botanischen Garten. Zudem kann sie unter www.stadtsg.ch/stadtbäume als PDF heruntergeladen werden.
Der Spaziergang beginnt und endet am Hauptbahnhof St.Gallen. Die Strecke misst über 5,5 Kilometer und führt bis zur Kinderfestwiese hinauf. In der Route sind einige Treppen vorgesehen, über die man 70 Höhenmeter zurücklegt. Die Treppen lassen sich aber umgehen, wenn man sich auskennt. Der Spaziergang wäre daher auch mit Kinderwagen möglich. Gute, bequeme Schuhe sind empfehlenswert. Auf der Strecke gibt es einige Cafés, Restaurants und Bänkli zum Ausruhen. (mha)
Der Flyer passt gefaltet in den Hosensack. Ausgebreitet hat er A3-Format. Vorne ist auf einer Karte die Route eingezeichnet, hinten ist jeder Baum mit einem kurzen Text versehen, einem Bild sowie den Angaben zu Höhe und Stammumfang. Ziemlich simpel und so geht's los.
Kaum gestartet heisst es bereits wieder: «Stopp!» Der erste Baum, den es zu begutachten gibt, steht im Bahnhofpärkli, wenige Schritte vom Rathaus entfernt. Es ist eine Silberlinde, die mit der Hitze gut zurechtkommt und daher als «Zukunftsbaum» gilt.
Passend zum Thema Klimawandel und Bäume ist es an diesem Vormittag heiss, später brütend heiss. Am Mittag wird das Thermometer 36 Grad anzeigen.
Weiter geht es die Poststrasse entlang. Hier wachsen mehrere Bäume, es gibt also gleich mehrere zu sehen. Hervorgehoben werden davon zwei, darunter ein Ginkgo. Stolz reckt er sich an der Ecke Waisenhausstrasse/Poststrasse in die Höhe. Der chinesische Baum fühlt sich hier offenbar wohl. Manche Arten kommen mit den Widrigkeiten einer Stadt besser klar als andere: wenig Platz für die Wurzeln sowie ein heisses und trockenes Klima.
Der Rundgang soll eine Bandbreite an Baumarten zeigen, erklärt Adrian Stolz von Stadtgrün. Besonders schöne Bäume, häufige und bekannte Arten, aber auch Zukunftsbäume. Diese Arten haben in Zukunft gute Chancen, in der Stadt zu überleben, auch bei hohen Temperaturen und Trockenheit, wie sie der Klimawandel mit sich bringt.
Der Spaziergang porträtiert aber auch besondere Bäume, solche die auffallen (die Rotbuche mit Wulst im Stadtpark) und solche, die im Inventar der schützenswerten Bäume erfasst sind. Darunter etwa die Sommerlinde auf dem Gallusplatz, die Platane in einem Hinterhof an der Spitalgasse und die Kinderfestlinde.
So geht es von Baum zu Baum, von Schatten zu Schatten. Und man lernt dabei Erstaunliches: Die grosse Rosskastanie bei der Süd-Bar versorgt sich wahrscheinlich über die Kanalisation mit Wasser. Der Platz für ihre Wurzeln sei in den vergangenen Jahrzehnten stark eingeengt worden. Ihr geht es nicht blendend, doch für die Umstände einigermassen gut.
Im Kantipark wächst unter anderem eine Stieleiche. Unter anderem. Hier den Baum zu finden, ist vor lauter Wald gar nicht einfach. Das Bild hilft, Baumkentnisse helfen auch. Die Eiche ist dank ihrer Blattform schliesslich unverkennbar.
Viele alte Eichen gibt es in der Stadt nicht. Diese seien relativ selten, heisst es im Plan. Das dürfte sich in den nächsten paar Jahrzehnten ändern: Gerade die Stieleiche kommt mit dem Klimawandel gut zurecht. Zudem biete sie so vielen anderen Arten Lebensraum wie keine andere Baumart sonst: Bis zu 400 Schmetterlingsarten können von der Stieleiche profitieren, 100 Käferarten, Vögel, Säugetiere und Pflanzen. Und Menschen, die sich schattensuchend unter ihre Äste flüchten.