FOODBLOG OSTBRÖCKLI
Einfach oder luxuriös? So spricht Picknick jeden Genusstyp an – unser Selbsttest

Die einen mögen es königlich, wie die adligen Erfinder des Picknicks im 19. Jahrhundert. Den anderen genügt das Grün der Wiese, das Blau des Himmels und das Rot des Peperoniaufstrichs. Wie vielfältig Picknicken sein kann.

Text: Sabine Camedda und Diana Hagmann-Bula; Bilder: Andrea Tina Stalder und Michel Canonica
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LUXURIÖS

Der Löwenzahn setzt leuchtend gelbe Punkte in die grünen Wiesen. Die Obstbäume zeigen sich in schönstem Weiss. Höchste Zeit, den Picknick-Korb vom Estrich zu holen und zu entstauben. Wenn die Sonne lacht, geht's zum Picknicken in die Natur.

Das Essen unter freiem Himmel, Picknick genannt, ist keine Erfindung der Neuzeit. Das gab es schon in der Antike bei den Griechen und den Römern. Populär wurde das Picknick in England, weil Königin Viktoria gerne im Freien ass. Im 19. Jahrhundert kam in England der Picknickkorb auf, mit Besteck, Tellern und Gläsern, ebenso gehört eine Decke, auf der man sitzen kann, zu den Utensilien. Der Begriff Picknick stammt jedoch aus Frankreich und ist in einer Quelle aus dem Jahr 1692 zu finden. Pique kommt vom Verb piquer (aufpicken) und nique heisst soviel wie Kleinigkeit.

An einem romantischen Ort breitet das hippe Pärchen stilecht die Decke aus und packt auf der Decke aus, was zuvor in heimischer Küche zubereitet worden ist. Sandwiches, Salate, Obst – und natürlich eine Flasche Wein. Idealerweise gekühlt.

Man kann auch draussen königlich essen. Die Ansprüche kommen schliesslich mit. Glaubt man dem Berner Liedermacher Mani Matter, ist ein Sandwich zwar nichts anderes als Brot und Fleisch. Diese beiden Grundzutaten nehmen auch wir für unsere Sandwiches. Doch wir verfeinern, damit das Sandwich auch dem hippen Pärchen aus dem Palast schmecken würde.

Der Name Sandwich für die beliebte Brotspeise geht auf John Montagu, den vierten Earl of Sandwich, zurück. Ob er wegen stundenlangen Kartenspielens oder wegen der Arbeit am Schreibtisch keine Zeit zum Essen hatte, darüber scheiden sich die Geister. Montagu habe sich das Essen in zwei Brotscheiben legen lassen. Dieses «Ur-Sandwich» bestand aus einer Scheibe gesalzenen Rindfleisch zwischen zwei Scheiben Toastbrot.

Ab 1760 werden Sandwiches in englischen Schriften regelmässig erwähnt. Jeweils mit dünnen Rindfleischscheiben in Toastbrot, das mit Butter bestrichen ist. Als Alternative gab es dünne Scheiben Kalbfleisch oder gekochter Schinken. Erst später gab es zuerst für den Adel, später für alle Gesellschaftsschichten üppigere Sandwiches mit Saucen, Salatblätter und Tomaten.

Oftmals wird Toastbrot für Sandwiches verwendet. Für unsere reichhaltigen Füllungen braucht es aber etwas Stabileres. Das kann ein Baguette sein oder ein Bürli. Wir entscheiden uns für ein Stück Focaccia. Die kann man kaufen oder aus einem Hefeteig selber backen.

Für die Füllung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Fein geschnittenes Fleisch – wie ursprünglich verwendet – oder geräucherter Fisch eigenen sich gut. Ergänzt mit einer Sauce und etwas Salat oder Gemüse, wird das Sandwich veredelt. Das Brot kann auch mit einer Thon- oder Eiermayonnaise gefüllt werden. Grilliertes Gemüse, panierte Schnitzel, ... Erlaubt ist, was schmeckt.

Sandwiches

  • Mit Schinken: Focaccia halbieren, mit Mayonnaise bestreichen. Mit fein geschnittenem Kochschinken belegen, Tomatenscheiben und milden Käse in dünnen Scheiben draufgeben. Focaccia zuklappen.
  • Mit Mostbröckli: Focaccia halbieren, mit weichem Gorgonzola bestreichen, mit Mostbröckli und Salatblatt belegen. Focaccia zuklappen.
  • Mit Roastbeef: Focaccia halbieren. Mit Mayonnaise bestreichen. Mit in Scheiben geschnittenem Roastbeef, Eiern, Gurkenscheiben und nach Belieben Rucola oder Bärlauch belegen. Wenig Mayonnaise draufgeben, Focaccia zuklappen.

Der Mensch lebt aber nicht von Brot allein. Ein Salat lässt sich gut vorbereiten und in einem Gefäss mit schliessbarem Deckel mitnehmen. Auch hier kann verwendet werden, was schmeckt und was vorhanden ist. Kurze Nudeln, Reis, Linsen, Kichererbsen, Couscous: Solche Salate haben den Vorteil, dass auch hierfür alles verwendet werden kann, was in der Küche vorrätig ist. Gerade der Couscous-Salat hat einen weiteren Vorteil: Er ist schnell gemacht, denn Couscous ist ruckzuck fertig. Das Getreide mit kochendem Wasser übergiessen und stehen lassen.

Couscous-Salat

  • Couscous mit kochendem Wasser übergiessen, quellen lassen.
  • In der Zwischenzeit Peperoni, Rüebli, Datteln und Cashewnüsse in feine Würfel schneiden. Alles, zusammen mit getrockneten Cranberrys zum Couscous geben. Saft einer ausgepressten Orange und Olivenöl hinzugeben. Mit Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und Paprikapulver würzen.
  • Tipp: Der Salat schmeckt besser, wenn er einige Zeit durchzieht. Das kann er aber auf dem Weg von der Küche zum Picknick.

Sandwiches, Salate und als Dessert einige Früchte, der Picknickkorb und eine gute Flasche Wein – so steht dem romantischen Essen unter freiem Himmel nichts mehr im Wege. Ausser, der April schickt noch kalte und nasse Grüsse.

Genussredaktorin Sabine Camedda mit ihrem luxuriösen Picknick.

Genussredaktorin Sabine Camedda mit ihrem luxuriösen Picknick.


EINFACH

Draussen essen ist ein grosses Glück. Was drinnen gut schmeckt, schmeckt draussen noch viel besser. Für dieses grosse Glück braucht es eigentlich nur Kleinigkeiten. Ein Plätzchen in der Natur, eine Decke, den Lieblingskorb, ein paar Snacks. Schliesslich besteht der Zauber eines Picknicks auch aus Einfachheit und Spontanem. Und dann liegt man da und schaut in den Himmel, das Brötchen in der Hand. Im Liegen essen, hier draussen erlaubt. Irgendwie sieht man die Welt beim Picknicken durch eine rosa Brille. Leuchtet der Himmel heute nicht besonders blau? Singen die Vögel nicht besonders laut? Duftet das Gras nicht besonders intensiv?

Kaum ist der Schnee weg und sind die ersten Schneeglöckchen da, essen wir draussen. Im Garten, auf einer Wiese gleich um die Ecke, im nächstgelegenen Park. Picknicken ist überall möglich, wo es einem gefällt. Es braucht keine stundenlangen Fahrten, um die Decke auszubreiten. Es braucht keine stundenlangen Vorbereitungen in der Küche. Wenn man Lust auf Draussenessen verspürt, sollte man so schnell wie möglich losziehen.

Im Korb landen deshalb keine aufwendigen Speisen. Bei einem Picknick spielt ja ohnehin die Natur die Hauptrolle. Und noch zu gut in Erinnerung sind die Mittagessen während der Kantonsschulzeit. Sonne, warmer Pflasterstein, Baguette, Tomaten oder Rüebli, etwas Frischkäse. Das Brot in Stücke brechen, etwas Aufstrich aufladen, geniessen. Sie gehörten zu den besten Mittagen mit den Kolleginnen.

Ein Dessert nehmen wir trotzdem mit. Die Vorbereitungen beginnen gleich damit. In einer Viertelstunde entstehen aus Blätterteig, Zucker und etwas Vanille Prussiens. Kekse aus Kindheitstagen.

Dazu Gemüsestäbchen mit Sauce im Glas, Bärlauchhumus zu frischem Brot, Peperonifrischkäseaufstrich fürs Sandwich oder zum Dippen, Zitroneneistee in der Glasflasche. Innerhalb einer Stunde ist der Korb gefüllt und sind die Turnschuhe geschnürt.

Zwar sind wir Verfechter von einfachem Essen draussen. Porzellanteller und schöne Servietten kommen trotzdem mit. Das Besteck bleibt daheim. Mit den Fingern essen, ist ein weiteres kleines, grosses Glück. Wenn nicht draussen, wo dann sonst.

Gemüsestäbchen mit Sauce im Glas

Zutaten: Gemüse, das im Kühlschrank liegt, sich roh verzehren lässt und gut zu Stangen verarbeiten lässt. Etwa Gurken, Rüebli, Zucchetti, Fenchel. Crème fraîche oder griechischer Joghurt, gutes Currypulver, Salz. Konfitüregläser oder ähnliche Gefässe.

Zubereitung: Gemüse in Stäbchen schneiden, die etwa so hoch wie das Konfitüreglas sind. 2 EL Currypulver und etwas Salz mit 150 g Crème fraîche vermischen. Sauce etwa 2 cm hoch in die Gläser füllen, die Gemüsestangen einfüllen. Deckel gut zuschrauben.

Bärlauchhumus

Zutaten: 250 Kichererbsen aus der Dose, 50 g Bärlauch, eine halbe Zitrone, 1 EL Tahini (Sesampaste), 3 EL Olivenöl, Salz.

Zubereitung: Kichererbsen abspülen und abtropfen, Bärlauch waschen und abtropfen. Mit den Kichererbsen in den Mixer geben. Zitrone pressen und Saft dazugeben. Tahini und Öl daruntermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dazu passt Gemüse oder frisches Brot.

Peperoniaufstrich

Zutaten: 1 rote Peperoni, 200 g Frischkäse nature (z. B. Philadelphia), 200 g Feta, 1 Knoblauchzehe, Salz, Dinkeltoast.

Zubereitung: Peperoni waschen und in kleine Stücke schneiden, Knoblauchzehe pressen, zusammen mit Frischkäse und Feta in den Mixer geben, mit Salz abschmecken. Kann man mit frischem Brot dippen oder als Füllung in Sandwiches geben. Toast bei 180 Grad Umluft im Backofen knusprig backen für 5 bis 10 Minuten. Sind Kinder unter den Picknickern: Mit einem Guetzliausstecher zum Beispiel einen Stern oder eine Blume ausstechen, so kommt der bunte Aufstrich gut zur Geltung. Peperoniaufstrich grosszügig auf die Brotscheiben verteilen.

Prussiens

Zutaten: 400 g Blätterteig, Zucker, etwas Vanille.

Zubereitung: Den Blätterteig auf etwas Zucker ausbreiten, mit Zucker und Vanille bestreuen. Von jeder Seite her aufrollen, bis die Rollen in der Mitte zusammentreffen. Mit einem scharfen Messer in 5 mm dicke Scheiben schneiden und auf ein Backblech legen. Genug Abstand lassen, da die Prussiens aufgehen. Ofen auf 220 Grad vorheizen, Prussiens 12 bis 15 Minuten backen, nach etwa zwei Dritteln der Zeit wenden. Achtung: gut beobachten, färben sich rasch dunkel.

Zitroneneistee

Zutaten: 3 Beutel Kräutertee, 2 Biozitronen, 1 bis 2 EL Honig, Wasser.

Zubereitung: 2,5 dl Wasser aufkochen und in eine Tasse mit den drei Teebeuteln füllen. 20 Minuten ziehen lassen. Honig einrühren. Zitronen pressen, von der Schale dünne Scheiben abschneiden. Beutel entfernen, Teesud in einen Krug geben, Zitronensaft, Zesten und 1 Liter kaltes Wasser dazugeben. Gut vermischen, in Glasflaschen füllen.

Genussredaktorin Diana Hagmann-Bula mit ihrem einfachen Picknick.

Genussredaktorin Diana Hagmann-Bula mit ihrem einfachen Picknick.