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Italienische Einwanderer haben das Leben in Rorschach geprägt. Der Anlass in der Feldmühle war ihnen gewidmet.
In der ehemaligen Textilfabrik Feldmühle haben die Organisatoren von «Kultur in der Feldmühle» vergangenen Freitag den, für die Besucher, speziell aber für die italienischen Einwanderer, denen der Abend gewidmet war, den roten Teppich ausgerollt. «Wie mag es sich früher wohl angefühlt haben, als die Arbeiterinnen und Arbeiter hier hereinströmten, um ihr Tagwerk zu verrichten?», werden sich viele gefragt haben. Unberührt gelassen hat es wohl keinen der zahlreichen Gäste.
Sie waren jung, viele von ihnen noch halbe Kinder, die vor der Armut und Perspektivlosigkeit ihrer Heimat flohen, in der Hoffnung, in der Schweiz Geld zu verdienen. Ziel war es, irgendwann wieder zurückzukehren. Ein Kulturschock war es nicht nur für die Fremdarbeiter, sondern auch für die Schweizerinnen und Schweizer. Sie brachten nicht selten ihre Unsicherheiten vor der fremden Kultur mit «Spaghettiesser» oder «Tschinggen» zum Ausdruck. «Die essen Brot mit Butter am Morgen», wunderten sich die Italiener. An diesem Abend kamen sie zu Wort, die Menschen die einst als Arbeitskräfte geholt und jahrelang in der Feldmühle gearbeitet haben. Es sind Italiener die hier sesshaft wurden und trotzdem ihre Wurzeln nicht verloren haben.
Sie erzählen von der Arbeit, ihrem Leben fern der Heimat, vom Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. Aber ihre Geschichten sind vorwiegend heitere Episoden: Vom guten Zusammenhalt, von Freund-
schaften und vom obligatorischen Franken an den eigenen Sarg, den sie jeden Monat – für den Fall der Fälle – abliefern mussten. Der Rorschacher Secondo Massimo Natali kennt das Gefühl zwischen zwei Welten zu leben. Mit seinen Liedern nimmt er das Publikum mit auf eine musikalische Reise zwischen diesen beiden Welten, bevor der Schweizer Dokumentarfilm «Siamo Italiani» von Alexander J. Seiler aus dem Jahr 1964 über die Leinwand läuft.
Und auch an diesem Abend dürfte Efisio Prasciolu der Letzte gewesen sein, der im Werk 6 der Feldmühle das Licht gelöscht hat. Genau wie damals, als der «Tempel der Arbeit» für immer seine Tore schloss und der geborene Sardinier, der seit 1968 dort gearbeitet hat, hinter sich den grossen Schlüssel im Schloss drehte.