Einst war die Feldmühle AG in Rorschach die weltweit grösste Stickereifabrik. Heute soll das Areal überbaut werden und einen neuen Stadtkern bilden. Eine Übersicht der wichtigsten Ereignisse und Eckdaten.
Der Rorschacher Richard Lehner befasste sich intensiv mit der Geschichte der ehemaligen Stickereifabrik. 2007 erschien sein Werk «Feldmühle», mit dem er das Leben der Menschen würdigt, die in der ehemaligen Stickerei- und Kunstseidenfabrik arbeiteten. Das Buch ermöglicht einen Blick auf ein wichtiges Kapitel der schweizerischen Industriegeschichte. Der folgende geschichtliche Abriss basiert auf dem Buch.
In Rorschach wird in der ehemaligen Brauerei Wachsbleiche die erste Fabrik mit Handstickmaschinen eingerichtete. Gegen 50 Arbeiterinnen und Arbeiter sind dort tätig.
Jacob Loeb und Max Schönfeld erwerben das Grundstück der ehemaligen Teigwaren und Dampfbäckerei von Joseph Faller. Ein Jahr später eröffneten sie die Stickereifabrik Loeb & Schönfeld: Sie starte mit 36 elektrisch betriebenen Schifflistickmaschinen und 20 Handstickmaschinen. 1895 wurde die Firma in Feldmühle AG, Rorschach umgewandelt.
Die Firma Loeb & Schönfeld plant den Bau des Neuquartiers, einer Arbeitersiedlung, die unmittelbar an das Fabrikgelände angrenzt. 1908 wird das Arbeiterquartier mit 54 Häusern wird fertiggestellt.
Die Feldmühle AG beschäftigt 2416 Arbeiter in der Fabrik und 309 Personen bei Heimarbeit. Das ist der höchste Bestand aller Zeiten. Die Feldmühle AG mit 625 Stickmaschinen ist die grösste Stickereifabrik der Welt. Die Stadt Rorschach zählt ende 1910 12'707 Einwohner.
Firmengründer Max Schönfeld stirbt 61-jährig nach kurzer Krankheit im Südtirol.
Mit Beginn des 1. Weltkriegs bricht die Stickereiindustrie endgültig zusammen. Während im Juni 1911 noch für 5,4 Millionen Franken Stickereien in die USA ausgeführt wurden, beträgt die Summe ein Jahr später nur noch 4,2 Millionen Franken. Im Mai 1925 wagt die Feldmühle einen Neuanfang mit der Produktion von Viscocse, so genannter Kunstseide.
Eines der Firmengebäude brennt bis zum Parterre nieder.
Theodor Grauer wird Direktor der Feldmühle AG. Er führt die Firma bis zu seinem unfreiwilligen Ausscheiden erfolgreich.
Der grösste Streik der bisherigen Schweizer Industriegeschichte legt auch die Feldmühle lahm. Während einem Monat streiken 1300 Arbeiter.
Unter dem Produktenamen Cellux stellt die Feldmühle AG Klebebänder her, später auch Nylonfasern.
Der holländische Konzern Enka- Glanzstoffgruppe übernimmt die Feldmühle AG für 30 Millionen Franken.
In der Feldmühle AG wird nicht mehr produziert. Die Klebebandabteilung wird an die neu gegründete Cellux AG verkauft. Ein Grossbrand zerstört das Rohstofflager.
Die Scapa übernimmt die Cellux AG.
Die Scapa AG gibt den Produktionsstandort in Rorschach auf. Damit endet das Kapitel der langen Industriegeschichte des Feldmühle-Areals.