Evergreen: Pascal Jenny als sicherer Turm im Rasenschach

Pascal Jenny hat rund zehn Jahre lang in den beiden höchsten Schweizer Fussballligen gespielt – bis ihn der Sport zu langweilen begann. Eine neue Herausforderungen fand er schliesslich im Sozialbereich.

David Gadze
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Ein unermüdlicher Kämpfer: Pascal Jenny absolvierte insgesamt 142 Spiele für den FC St.Gallen. (Bild: Michel Canonica/17. Oktober 2004)

Ein unermüdlicher Kämpfer: Pascal Jenny absolvierte insgesamt 142 Spiele für den FC St.Gallen. (Bild: Michel Canonica/17. Oktober 2004)

Um die Jahrtausendwende ist das Espenmoos eine uneinnehmbare Festung: 35 Heimspiele in Folge bleibt der FC St.Gallen zwischen 1999 und 2001 ungeschlagen. In den folgenden Jahren beginnt die Bastion aber zu bröckeln. Ein Aussenverteidiger erweist sich ­jedoch auch in den sportlich schwierigen Zeiten als sicherer Turm: Pascal Jenny. Er ist ein stiller, zuverlässiger Schaffer, ein unermüdlicher Kämpfer, der immer konstante Leistungen zeigt.

Jenny stösst im Sommer 2001 von Absteiger Yverdon-Sports zum FCSG. Ihm habe die Kulisse im Espenmoos schon immer imponiert, erzählt er. Und ihm bietet sich erstmals die Gelegenheit, als Vollprofi zu spielen – dazu in einer Mannschaft, die damals international spielt. Dennoch zögert er zunächst, als die Anfrage kommt: «Ich hatte bei der Bank soeben meine Weiterbildung zum Anlageberater abgeschlossen. Ich musste ein paar Tage und Nächte überlegen, ob ich alles auf die Karte Fussball setzen soll.» Schon als er 18-jährig vom FC Fribourg zum damaligen Nationalliga-A-Schwergewicht Servette Genf kommt, ist es ihm wichtig, seine kaufmännische Lehre abschliessen zu können. Noch heute ist Jenny davon überzeugt, dass es sowohl dem Spieler als auch dem Verein dient, wenn es neben dem Fussball eine andere Tätigkeit gibt. Zu diesem Thema hat er auch seine Bachelorarbeit geschrieben. «Jede Nebenbeschäftigung steigert die Leistungsfähigkeit.»

Sportlicher Abstieg als Chance

Seine sportliche Leistungsfähigkeit stellt Jenny vier Jahre lang beim
FC St.Gallen unter Beweis. Es sei eine «sensationelle Zeit» gewesen, für die er heute noch dankbar sei. Doch 2004 nehmen mit den sportlichen Turbulenzen die Unruhen im Club zu. Auch deshalb verlängert Jenny seinen Vertrag damals zunächst nur um ein Jahr, ehe er den FC St.Gallen im folgenden Sommer nach fast 150 Spielen verlässt. Es seien einige Sachen vorgefallen, hinter denen er nicht habe stehen können. «Ich muss mich wohlfühlen, um meine Leistung abrufen zu können. Das war in St.Gallen am Ende nicht mehr der Fall.»

Nach zwei weiteren Saisons bei Yverdon-Sport und einer Spielzeit bei Neuchâtel Xamax leihen ihn die Neuenburger an den Partnerclub
FC Fribourg aus, der in der 1. Liga spielt. Den sportlichen Abstieg bezeichnet Jenny als «idealen Schritt». Die Ambition, mit dem drittklassigen Club in die Challenge League aufzusteigen, reizt den damals 30-Jährigen. Doch nicht nur das:

«Meine Interessen hatten sich geändert, ich brauchte eine neue Herausforderung. Der Fussball hatte begonnen, mich zu langweilen. Und ich merkte, dass ich nicht mehr bereit war, alles für den Sport zu opfern.»

Jenny beginnt eine Ausbildung an der Hochschule für Wirtschaft – etwas, das er schon während seiner Zeit als Profi gerne getan hätte, was aber nicht möglich war.

Als der FC Fribourg die Aufstiegspläne nach einem Jahr beerdigt, schliesst sich Jenny 2009 dem SC Düdingen an. Für den Sensler, der in Brünisried aufgewachsen ist und heute in Fribourg lebt, ist es eine Heimkehr. Im Sommer 2013 beendet er schliesslich seine Karriere.

Gesellschaftlicher Aspekt ist genauso wichtig

Pascal Jenny leitet heute einen Verein, der sich um Obdachlose kümmert. (Bild: PD)

Pascal Jenny leitet heute einen Verein, der sich um Obdachlose kümmert. (Bild: PD)

Seit 2011 arbeitet Pascal Jenny als Geschäftsführer von Carrefour Rue, einem gemeinnützigen Verein in Genf, der sich um Obdachlose kümmert. Dazu unterrichtet er Wirtschaft und Recht an der kaufmännischen Berufsschule. Für ihn seien das sehr erfüllende Tätigkeiten. «Mein Ziel war, Wirtschaft und Soziales zu verbinden.» Als Fussballer habe er vieles gelernt, das er heute in seinem Beruf anwenden könne. Als Spieler habe man mit den unterschiedlichsten Akteuren zu tun, mit Mitspielern, Trainern, Funktionären, Schiedsrichtern. «Im Fussball geht es nicht nur darum, einem Ball hinterher zu springen. Der gesellschaftliche Aspekt, etwa die Integration unterschiedlicher Kulturen, ist ebenso wichtig – auf allen Ebenen im Verein», sagt der 40-Jährige. Deshalb müsse man auch Erfolge anders definieren: «Zählen nur Titel? Oder ist es nicht genauso wertvoll, wenn man den Sponsoren zeigen kann, dass man mit ihrem Geld Junioren in die erste Mannschaft gebracht hat?»

FC St.Gallen – FC Zürich

Sonntag, 28. Oktober, 16 Uhr, Kybunpark;
Matchtipp Pascal Jenny: 1:0