Roman Aepli über den Kauf der Sommerau in Gossau: «Es wird Verlierer geben»

Der Metallbauer Roman Aepli hat die Sommerau Nord in Gossau gekauft. Für seine neue Fabrik benötigt er aber nur einen Drittel der Gesamtfläche. Für den Rest hat er bereits mehr Interessenten an der Hand, als er glücklich machen kann.

Interview: David Grob
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Roman Aepli konzentriert sein Unternehmen auf der Sommerau. (Bild: Adriana Ortiz Cardozo (22. Mai 2019))

Roman Aepli konzentriert sein Unternehmen auf der Sommerau. (Bild: Adriana Ortiz Cardozo (22. Mai 2019))

Acht Jahre nach der Abstimmung über die Einzonung der Sommerau Nord ist in der Geschichte des Gewerbe- und Industriegebiets ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Der neue Eigentümer Roman Aepli will im kommenden Frühling bauen.

Wieso haben Sie das Gebiet in der Sommerau gekauft?

Roman Aepli: Wir haben an unserem jetzigen Standort keine Möglichkeiten mehr zu wachsen und die Werk- und Produktionshallen zu vergrössern. Wir sind bis auf den letzten Quadratmeter ausgelastet. Ausserdem sind wir mittlerweile auf vier Standorte verteilt: Zu den zwei Fabriken in Gossau kommen kleinere Produktionsstandorte in St.Gallen-Winkeln und Oberbüren. Dies ist für den Produktionsablauf nicht ideal. Alle vier Standorte sollen in der Sommerau vereint werden, und die jetzige Produktionsstätte an der Industriestrasse wird aufgegeben. Letztlich ging es mir darum, die Parzelle auf dem Gebiet Sommerau zu sichern, um die 35000 Quadratmeter für meine Zwecke nutzen zu können.

Ist eine solche Zusammenlegung der Produktionsstandorte für Sie dringend?

Es ist insofern dringend, um den Anschluss zur Konkurrenz nicht zu verlieren. Wir haben deshalb auch andere Gebiete, etwa im Thurgau, in Betracht gezogen, sind nun aber froh, in Gossau bleiben zu können. Dies ist auch für die Mitarbeiter ideal.

Warum kommt der Kauf gerade jetzt?

Vor drei Jahren habe ich erste Gespräche mit der Migros aufgenommen und habe meine Wunschparzelle reservieren können. Durch verschiedene Entwicklungen und Planungen seitens der Migros verzögerte sich der Verkauf jedoch. Etwa vor neun Monaten habe ich ihr deshalb den Vorschlag gemacht, das Gebiet zu kaufen. Darauf sprangen sie relativ schnell an. Ich möchte die weiteren Schritte auch schnell vorantreiben. Im Juni beginnen wir mit dem Strassenbau, um das Gebiet zu erschliessen.

Die Migros sprang schnell auf Ihr Angebot an. Hat die Migros Not gehabt, das Land zu verkaufen?

Nein, sicher nicht. Die Migros brauchte das Land nicht mehr für ihre eigenen Zwecke.

Sie werden von der Gossauer Lokalpolitik gefeiert. Freut Sie das?

Positive Reaktionen sind sicher schöner als negative. Aber wichtig sind sie mir nicht. Ich hoffe, die Reaktionen bleiben positiv, wenn alle Parzellen weiterverkauft sind. Es wird Verlierer geben. Dann ist man schnell nicht mehr der Gefeierte.

Also ging es Ihnen beim Kauf nicht um Aussenwirkung?

Nein. Ich habe das Land nicht gekauft, um in der Zeitung zu erscheinen.

Trotzdem haben Sie sich entschieden, das gesamte Gebiet mit seinen 100000 Quadratmetern zu kaufen. Sie wollen etwas für Gossau bewirken.

Nein, das ist nicht der Grund. Ich möchte entscheiden können, wer meine Nachbarn am neuen Ort sind. Dadurch kann ich beim Verkauf der Parzellen Betriebe aus Gossau und der Region berücksichtigen. Eventuell können dann Synergien untereinander genutzt werden, etwa durch eine benachbarte Firma, von der wir Materialien beziehen oder die wir beliefern können. Eine weitere Möglichkeit wäre eine gemeinsame Tiefgarage. Dies ist ein grosser Nutzen, wodurch auch Land gespart werden kann.

Die wirtschaftlichen Faktoren standen für Sie also im Vordergrund.

Genau. Auch ist das Gebiet ideal: Es ist eben, der Autobahnanschluss ist 50 Meter entfernt. Unsere Lastwagen müssen dadurch nicht mehr durch die Stadt fahren.

Haben Sie bereits Kontakt mit Interessenten an anderen Parzellen?

Wir konnten die Interessenten von der Migros übernehmen. Es sind 12 bis 15 Bewerbungen. Seit einigen Tagen führen wir Gespräche mit interessierten Firmen.

Gibt es im Gebiet der Sommerau genügend Parzellen für alle Interessenten?

Das Angebot ist eigentlich zu klein. Ich könnte wohl die doppelte oder dreifache Fläche verkaufen.

Sie können dadurch den Preis in die Höhe treiben.

Das ist nicht unbedingt mein Ziel. Meine oberste Maxime war es, meine Parzelle für den Neubau zu sichern. Ich muss die Möglichkeit haben, die gesamte Fabrikation zu vereinen, um auf Augenhöhe mit Konkurrenzfirmen zu bleiben.

Trotzdem: Sie müssen mit dem Landkauf auch Geld verdienen.

Natürlich. Ich möchte die Parzellen gewinnbringend verkaufen können. Ich musste vieles vorfinanzieren. Zudem kostet die Erschliessung der Sommerau ebenfalls sehr viel Geld. Und wir müssen die Zeit überbrücken, bis alles Land verkauft ist, was auch wieder Geld kostet.

Was wird der Quadratmeter kosten?

Dazu kann ich keine Angaben machen.

Wie viel haben Sie der Migros für die Sommerau gezahlt?

Darüber haben wir Stillschweigen vereinbart.

Sie profitieren von den Vorbereitungen, welche die Migros geleistet hat. War dies auch ein Faktor, der Sie zum Kauf bewogen hat?

Nein. Die Vorbereitungen liefen über einen langen Zeitraum, wovon wir profitieren können. Hier hat die Migros sehr gute Arbeit geleistet. Gerade die Erschlies­sung durch den Zubringer lag praktisch pfannenfertig vor. Auch Details wie die Grünstreifen sind bereits geregelt. Knapp ein Viertel der Gesamtfläche von 100000 Quadratmetern entfällt auf die Grünstreifen.

Eine zu grosse Fläche?

Wenn man in der Schweiz immer von Verdichtung spricht, dann sind diese Grünstreifen aus meiner Sicht zu breit. Man verliert zu viel Land, das anderweitig genutzt werden könnte. Insbesondere an solchen Standorten sollte man sehr haushälterisch mit Boden umgehen.

Als die Migros das Land vor fünf Jahren kaufte, war der Tenor ähnlich positiv. Und dann ist nichts passiert. Was garantiert, dass nicht nochmals das Gleiche passiert?

Nach dem Kauf der Migros vor fünf Jahren ist nicht nichts passiert. Die Migros hat viele Erschliessungsarbeiten zur Ausführungsreife gebracht. Darauf kann ich jetzt aufbauen. Aber jetzt soll das Tempo erhöht werden. Im Frühling 2020 möchten wir mit den Bauarbeiten beginnen und spätestens anfangs 2022 den neuen Standort beziehen können.

Zur Person

Roman Aepli ist Geschäftsführer eines über 100-jährigen Familienunternehmens. 1991, im Alter von 29 Jahren, übernahm er zusammen mit seinem Bruder Ruedi Aepli die Führung der Firma. 1995 wurde sie in zwei Aktiengesellschaften aufgeteilt. Ruedi Aepli übernahm die Leitung der Aepli Stahlbau AG, Roman Aepli die Aepli Metallbau AG, die Komponenten fürs Baugewerbe und die Industrie fertigt. Derzeit zählt die Firma rund 200 Mitarbeitende. Roman Aepli hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt: Auf Lehren als Metallbauzeichner und Metallbauschlosser folgten Weiterbildungen im Beruf und in Betriebswirtschaft. Der gebürtige Gossauer hat Jahrgang 1962 und zwei erwachsene Kinder. (dar)