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Im Tal der Demut in St.Georgen steht eines der ältesten Schützenhäuser der Schweiz. Jetzt hat es einen neuen Anstrich bekommen.
Alte Fenster, bröckelnder Verputz und verblasste Schriftzüge: Beim Schützenhaus Weierweid in St.Georgen hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges angesammelt, das saniert werden musste. Die Eigentümerin – die Feldschützen-Gesellschaft der Stadt St.Gallen – war sich dessen seit langem bewusst, wollte aber zuerst die Finanzierung der Bauarbeiten sichern, bevor sie die Handwerker bestellt. In diesem Sommer konnten die dann loslegen.
Der alte Verputz des historischen Gebäudes wurde an besonders exponierten Stellen bis unters Turmdach abgetragen. «Die Mauern, die zum Vorschein kamen, waren in einem guten Zustand, obwohl sie schon 116-jährig sind», sagt Emil Annen, der in der Kommission der Feldschützen-Gesellschaft der Stadt St.Gallen für die Kommunikation und Information zuständig ist.
«Da mussten wir zum Glück nicht viel machen.»
Das Schützenhaus bekam an vielen Stellen einen neuen Verputz und obendrauf einen frischen Farbanstrich. Zudem wurden einige alte Fenster ausgewechselt und in denkmalgerechtem Grün gestrichen sowie kaputte Dachziegel ersetzt.
Ein wichtiger Teil der Arbeiten war die Erneuerung der Beschriftung. Jene über dem Haupteingang sollte so bleiben wie bisher, nur farblich etwas aufgefrischt werden. «Das architektonische Zusammenspiel zwischen der Tür im Erdgeschoss und dem Hauptfenster im ersten Stock stimmt, ebenso zwischen den beiden flankierenden Fenstern im Erdgeschoss und im ersten Stock.» Der Schriftzug «Weierweid» störe dieses Zusammenspiel kaum, weil er klein gehalten sei.
Diskussionen gabs einzig darüber, ob der Name mit oder ohne «h» geschrieben wird. «Historisch sind beide Schriftweisen zu finden», sagt Annen, der auch das Vereinsarchiv führt.
«Wir haben uns für die Variante ohne «h» entschieden. Sie ist die ältere Schreibweise und auch wieder auf den aktuellen Plänen der Stadt zu finden.»
Beim Türmchen auf der Ostseite gabs ebenfalls eine Neuerung: Der Bär mit Wappen aus dem Vereinslogo ersetzte zusammen mit der Beschriftung «Feldschützen der Stadt St.Gallen» die Uhr, die vor einigen Jahren ins Turminnere versetzt wurde. «Die Gestaltung und die Farbe dieser Uhr waren nicht mehr klar erkennbar», erklärt Annen.
Allerdings sei auf alten Fotografien und Bilder noch zu sehen gewesen, dass das Zifferblatt der Uhr ziemlich dunkel, fast schwarz gehalten wurde. «Die neue Gestaltung nimmt diesen ursprünglichen Charakter auf und führt ihn in die Zukunft.»
Für Emil Annen und die Vereinsmitglieder ist die jetzt abgeschlossene Sanierung eine «gfreuti Sach». «Wir wissen, wie gross der historische Wert des Schützenhauses ist und wollen ihm Sorge tragen – auch für künftige Generationen.»
Aus Kostengründen musste auf eine Gesamterneuerung verzichtet werden. Der Verein hatte 95 Prozent der Sanierungskosten selbst zu tragen, fünf Prozent übernahm die Denkmalpflege.
«Wichtig war uns in erster Linie die Substanz zu erhalten, um grössere Schäden künftig vermeiden zu können.»
Der pensionierte Hochschulprofessor, der nebenbei am Institut für Marketing an der Universität St.Gallen tätig ist, hat zusammen mit anderen auch den Estrich entrümpelt und Unterlagen und Utensilien aus den Anfangszeiten des Schützenhauses gefunden. Dieses wurde 1904 anlässlich des Eidgenössischen Schützenfestes gebaut.
Das Fest dauerte damals 13 Tage und Tausende von Menschen aus der ganzen Schweiz strömten hinauf ins Tal der Demut. Das Gebäude im gotisch-romantischen Stil, das viel Ähnlichkeit mit einem Schlösschen hat, sollte ein repräsentativer Bau werden. Finanziell seien denn auch nicht wenige einflussreiche Herren und Schützen aus der damals blühenden Textilstadt beteiligt gewesen, wie es in einer Vereinschronik heisst.
Die Schiessanlagen am westlichen und östlichen Flügel wurden unmittelbar nach dem Fest wieder zurückgebaut. Die Schiesssportfreunde zielen aber noch heute in Richtung Süden, wo die acht Scheiben der 300-Meter-Anlage in der grünen Wiese der Beckenhalde kaum zu erkennen sind.
In der Schweiz dürfte es nicht mehr viele dieser alten Schützenhäuser geben, in denen noch geschossen wir. «Es heisst, wir seien das älteste», sagt Annen und schmunzelt. Bestätigt sei dies nicht.
«Wir werden es überprüfen.»