Er wollte nie ein Sesselkleber sein: SVP-Politiker Heini Seger ist aus dem St.Galler Stadtparlament zurückgetreten

Heini Seger ist nach fast 14 Jahren aus dem Stadtparlament zurückgetreten. Dem SVP-Politiker ging es immer um die Sache und um den Konsens. Das Poltern überliess er anderen.

Daniel Wirth
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Heini Seger auf dem Höhepunkt seiner Politkarriere – als Präsident des Stadtparlaments und damit höchster Stadtsanktgaller im Jahr 2016. (Bild: Hanspeter Schiess, 17. Januar 2017)

Heini Seger auf dem Höhepunkt seiner Politkarriere – als Präsident des Stadtparlaments und damit höchster Stadtsanktgaller im Jahr 2016. (Bild: Hanspeter Schiess, 17. Januar 2017)

Ins Hyperventilieren kam Heini Seger in den Debatten im St. Galler Stadtparlament nie. Er argumentierte stets sachlich und ruhig – und zuvor hatte er zugehört, auch den politischen Gegnern. «Das Parteibüchlein ist nicht wichtig», sagt der selbstständige Bauingenieur, der in seinem Büro ein gutes Dutzend Mitarbeitende beschäftigt und einer der Planer des Olma-Neulands über der Stadtautobahn ist.

Das Parteibüchlein der Schweizerischen Volkspartei gehörte nicht immer zu Segers Lektüre. Er war viele Jahre Mitglied der FDP der Stadt St. Gallen. Doch als ihm die EU-Gelüste der Freisinnigen zu intensiv wurden, lief er zur SVP über. 2005 wurde er Mitglied des Stadtparlaments. Von Beginn weg gehörte er der Baukommission an, die heute Liegenschaften- und Baukommission (LBK) heisst. Ende November dieses Jahres trat er zurück.

«Es ist schön, dann zu gehen, wenn alle sagen, schade Heini»

sagt Seger. «Ich wollte kein Sesselkleber werden.» Er sei sehr gerne Parlamentarier gewesen und sei auch mit einem weinenden Auge gegangen.

Rückblickend sagt er, das Parlament stelle sich und seine Arbeit zu oft unter den Scheffel. Seger ist einer, der den Konsens und Mehrheiten sucht. Wer in der Legislative tätig sei, der sollte das Wohl der Bürgerinnen und Bürger vor Augen haben und nicht partout die Partei oder die nächsten Wahlen.

Als Heini Seger 2016 das Stadtparlament präsidierte, wurde diskutiert, ob das Stadtparlament künftig in der Pfalz seine Sitzungen abhalten soll und nicht mehr im Waaghaussaal. Hintergrund der Diskussion waren der Sanierungsbedarf des Waaghauses und das Bedürfnis nach einer elektronischen Abstimmungsanlage.

Pragmatische Lösungen sind ihm lieb

Seger nahm sich in seinem Präsidialjahr dieser Angelegenheit an. Er erarbeitete zusammen mit den anderen Mitgliedern des Präsidiums eine Vorlage: das Waaghaus sollte für 750000 Franken für die nächsten zehn Jahre fit gemacht werden. Das Parlament stimmte der Vorlage grossmehrheitlich zu, das Waaghaus wurde aufs Nötigste saniert und frisch gestrichen, eine Abstimmungsanlage wurde angeschafft. «Gerade eineinhalb Jahre dauerte das Ganze», sagt Seger nicht ohne Stolz. «Wir müssen Lösungen finden für Probleme und nicht die Probleme herumwälzen», sagt er.

Zur Person

Heini Seger wurde in der Stadt St. Gallen geboren und ist hier aufgewachsen. Der 61-jährige selbstständige Bauingenieur ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne.  Er politisierte von Anfang 2005 bis Ende vergangenen Monats für die SVP im St. Galler Stadtparlament. 2016 war er dessen Präsident. Zweimal kandidierte Heini Seger für den Kantonsrat, einmal für den St. Galler Stadtrat. Er ist auch im Vorstand des Hauseigentümerverbandes der Stadt St. Gallen. (dwi)

Heini Seger ist in der Politik ein Pragmatiker. Das hat nach seinem Ermessen auch mit seinem Beruf zu tun. Als Ingenieur habe er Probleme von Bauherrschaften zu lösen – in einem vorgegebenen Zeit- und Finanzplan.

Bei Ersatzwahlen 2016 in den Stadtrat stellte sich Heini Seger für die SVP als Kandidat zur Verfügung. Er hatte keine Chance gegen Thomas Scheitlin (FDP) und Nino Cozzio (CVP). Seger kandidierte danach nicht mehr für ein Exekutivamt. Heute sagt er, es müsse nicht unbedingt ein Mitglied der SVP im Stadtrat sein. Aber bürgerliche Kräfte mit Führungserfahrung, wie Seger sagt.

Der Sohn ist bei der FDP

Als Ingenieur muss Seger rechnen. Das tat er auch als Parlamentarier. Er stellte die Einwohnerzahl der Stadt St. Gallen dem Verwaltungsapparat gegenüber und stellte fest: die Schere geht stark auseinander; Stagnation bei den Einwohnern, Wachstum beim Staatspersonal. «Das geht so nicht auf», sagt Seger. Er war vor einer Woche schon nicht mehr im Stadtparlament, als dieses nach acht Jahren erstmals wieder den Steuerfuss senkte. «Wir von der SVP wollten das schon seit Jahren», sagt Seger.

Geht es nach dem zurückgetretenen SVP-Parlamentarier, darf die Verwaltung nicht im gleichen Ausmass weiterwachsen. Er sagt das ruhig, ohne grosse Gestik. Seger war im Rat stets ein Vermittler, kein SVP-Polterer. Das Poltern überliess er anderen. «Mir ging es um den Konsens, um mehrheitsfähige Lösungen.»

Heini Segers Sohn Oskar politisiert im Stadtparlament für die FDP. Ärgert den Vater, dass der Filius nicht in der SVP ist, oder freut ihn, dass sich der Sohn politisch engagiert für seine Heimatstadt. «Mich freut, dass er sich einsetzt für die Einwohnerinnen und Einwohner», sagt Heini Seger. Was sagte er, wenn sein Sohn sich der SP angeschlossen hätte und sich am linken Rand des politischen Spektrums einsetzte für die Stadt? «Dann hätte ich etwas falsch gemacht», sagt der Vater. Er meinte es als Witz. Auch dann hätte Heini Seger Freude.