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Nicht schlecht gestaunt hat am Montagnachmittag der Lenker eines Elektroautos, als ihn eine fleissige Stadtpolizistin in St.Gallen büssen wollte. Jetzt will die Stadtpolizei ihre Mitarbeitenden in Sachen Elektrofahrzeuge schulen.
Elektrofahrzeuge boomen. Immer mehr der leisen Flitzer fahren über die Strassen. Emissionsfrei. Auch in der Region St. Gallen. Angesichts dieses Trends konnte ein in der Energieversorgung und Elektroplanung tätiger Unternehmer am See nicht mehr anders: Er ersetzte vor wenigen Tagen seinen in die Jahre gekommenen Alfa Romeo mit Dieselmotor durch einen Hyundai Ioniq mit Elektroantrieb. Elegant sieht es aus, das Automobil südkoreanischer Herkunft. Eine schneeweisse sportliche Limousine.
Am Dienstagnachmittag fuhr der Geschäftsmann mit seinem Hyundai von Goldach an die Notkerstrasse in St. Gallen zu einer Besprechung. Er stellte seine nigelnagelneue Karosse in der Blauen Zone ab. Die Parkkarte hatte er justiert und gut sichtbar hinter der Frontscheibe platziert. Schnellen Schrittes ging er über die Strasse; der Sitzungsbeginn war schon einen Moment passé.
Bevor er die Türe zum Gebäude öffnet, blickt der Mann noch kurz zurück zum neuen Auto – und ach herrjemine: Eine Stadtpolizistin schreibt einen Bussenzettel. Ziemlich genervt kehrt der unter Zeitdruck stehende Unternehmer zum Parkplatz zurück. «Ist etwas nicht in Ordnung?», fragt er die Polizistin. «Sie haben die Parkuhr nachgestellt», antwortet die Frau. «Wie kommen Sie denn darauf», fragt der Mann zurück. «Der Motorraum ist kalt; der Wagen steht schon lange hier, länger als erlaubt». «Das ist ein Fahrzeug mit Elektroantrieb; es hat keinen Verbrennungsmotor, der heiss wird», entgegnet der Elektroauto-Pilot ziemlich genervt und leicht amüsiert. Er bittet die Polizistin, sich das Heck des neuen Hyundai anzusehen. «Sehen Sie, der Wagen hat keinen Auspuff, er hat einen Elektromotor», erklärte der Mann. Er habe das Auto soeben korrekt abgestellt.
Jetzt fängt die Polizistin an, dem Mann zu glauben. In Erklärungsnot gerät sie indes nicht. Er habe grosses Glück gehabt, habe er sie angetroffen, sonst hätte er doch glatt eine Parkbusse kassiert. Hoppla Schorsch! Das kam dem Autofahrer schräg rein. Denn er fragte sich leicht irritiert, wer denn hier wen in flagranti ertappt hatte, einen Fehler zu begehen.
Der Mann meldete seine Begegnung mit der fleissigen Polizistin umgehend per E-Mail der Stadtpolizei. Und er bekam am Mittwoch prompt eine telefonische Rückmeldung. Die Stadtpolizei wolle ihre Mitarbeitenden für die Zukunft in Sachen Elektrofahrzeuge weiterbilden, hiess es. Das tut offensichtlich not. (dwi)