Die Genossenschafter der Elektra Muolen lassen die Gemeinde abblitzen

Die Elektra Muolen wird liquidiert, Netz und Betrieb gehen an die SAK. Ein Verkauf an die Gemeinde kam für die Genossenschafter nicht in Frage. Dafür erhält Muolen einen Energiefonds.

Johannes Wey
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Über das Ende der Elektra Muolen wird im Geheimen abgestimmt. (Bild: Johannes Wey (21. Mai 2019))

Über das Ende der Elektra Muolen wird im Geheimen abgestimmt. (Bild: Johannes Wey (21. Mai 2019))

Der Andrang ist gross an diesem Dienstagabend an der ausserordentlichen Generalversammlung der Elektra Muolen. Von «Platzangst» spricht einer im Scherz, der in einer der vorderen Reihen Platz genommen hat. Angesichts des Publikumsaufmarsches wird schnell klar, dass die Versammlung mit 113 Stimmen beschlussfähig ist. Drei Viertel der 123 Genossenschafterinnen und Genossenschafter müssen anwesend oder vertreten sein, die Beschlüsse mit Zweidrittelmehrheiten gefasst werden. Denn heute geht es um folgenschwere Entscheide. Die Elektra stimmt über ihr Ende ab.

Dieses ist an und für sich unbestritten. Doch wer das Netz übernehmen soll, darüber sind sich Elektrakommission und Gemeinderat uneins. Der Gemeinderat wollte, dass die Gemeinde – selbst Genossenschafterin – und nicht die St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK) das Netz kauft.

Gemeinderat bleibt chancenlos

Einige Genossenschafter werfen der Gemeinde vor, zu lange untätig geblieben zu sein; ihr Antrag sei zu wenig ausgereift. Die Gemeinde hätte bereits einen Pächter präsentieren sollen für den Fall, dass sie den Zuschlag erhält. Gemeindepräsident Bernhard Keller entgegnet, dass er ohne Auftrag der Genossenschafter keine Verhandlungen habe führen wollen. Anfragen von interessierten Werken bekomme er hingegen «jeden Tag» – Gemurmel im Saal.

Das Verdikt der Genossenschafter ist schliesslich deutlich. Der Antrag, einen Verkauf an die Gemeinde vertieft zu prüfen, wird mit 93 zu 17 abgelehnt. Gleich darauf wird dem Antrag der Elektrakommission für den Verkauf an die SAK mit 101 zu 11 zugestimmt. Die Abstimmungen werden schriftlich und geheim durchgeführt. Elektra-Präsident Guido Sieber hatte den entsprechenden Antrag damit begründet, dass die Abstimmungen so besser auszuzählen seien.

Diskussionen über das Geld

Uneinigkeit herrscht zunächst über die Verteilung des Kuchens. 910000 Franken erhält die Genossenschaft für das Netz, hinzu kommt ein bis zur Liquidation noch nicht genau zu bezifferndes Vermögen. In einem Rechenbeispiel nennt Sieber jedenfalls 1,4 Millionen Franken als Summe, die es zu verteilen geben könnte. Dafür müssen allerdings die Statuten geändert werden, die bis anhin noch keine Bestimmungen zur Verwendung eines Liquidationsgewinns enthalten.

Der Verwaltungsrat schlägt vor, dass 45 Prozent des Gewinns an alle geht, die seit mindestens zwei Jahren Kunden sind. Weitere 45 Prozent sollen unter den Genossenschaftern aufgeteilt werden. Da diese ohnehin Kunden sind, profitieren sie doppelt.

Dass die Gemeinde 10 Prozent des Vermögens als Beitrag für die Elektroinstallationen im neuen Mehrzwecksaal erhalten soll, stösst einem Gewerbler sauer auf. Schliesslich sei genau bei diesem Auftrag ein auswärtiges Unternehmen zum Zug gekommen. Ein anderer findet, 5 Prozent würden für die Gemeinde reichen, die gleiche Summe sollten Vereine aus dem Dorf für ihre Jugendarbeit erhalten. Schliesslich setzt sich der Vorschlag eines anderen Genossenschafters durch: Die Gemeinde soll mit 10 Prozent des Liquidationsgewinns einen Energiefonds schaffen, mit dem E-Mobilität und erneuerbare Energien gefördert werden sollen. Dieser Antrag zur Verteilung wird schliesslich mit 101 zu 11 Stimmen angenommen. Die Liquidation wird der heutige Vorstand im kommenden Jahr durchführen.

Smartmeter kommen noch in diesem Jahr

Zum Schluss gibt SAK-Geschäftsleitungsmitglied Jürg Solenthaler einen Ausblick zum weiteren Geschehen. Noch in diesem Jahr sollen auf dem Gebiet der heutigen Elektra Muolen mit ihren gut 400 Stromzählern moderne Smartmeter installiert werden. Damit sei man bereit, um die Kundinnen und Kunden ab 1. Januar 2020 zu beliefern.