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St.Gallen, Gossau, Rorschach
Das Ja des Stadtparlaments zum neuen Busdepot und zur Umgestaltung der Zürcher Strasse ist kein Vorentscheid gegen ein Tram. Das hält Stadträtin Maria Pappa auf Kritik hin ausdrücklich fest. Sie skizziert im Gespräch, wie das städtische ÖV-System mittelfristig auch ohne Tam umgebaut werden könnte.
Weder das neue Betriebszentrum für die Technischen Betriebe noch die Neugestaltung der Zürcher Strasse in der Lachen verhindern später die Einführung eines Trams. Davon ist die städtische Baudirektorin Maria Pappa überzeugt.Sie kontert so auf Anfrage Vermutungen, die im Rand des Depot- und des Zürcher-Strasse-Entscheids im Parlament herumgeboten wurden.
Diese Kritiker interpretierten aus zwei Punkten aus den Vorlagen fürs neue Busdepot und für die Zürcher Strasse, dass diese Beschlüsse ein Präjudiz gegen das Tram seien. Zum einen sei das neue Busdepot an der Rechenstrasse von der Topografie her nicht fürs Tram tauglich. Und an der Zürcher Strasse sdei keine keine zusätzliche Eigentrassierung für den öffentlichen Verkehr geplant, hiess es.
Wenn man dereinst in der Stadt St.Gallen das Tram wieder einführen wolle, brauche es dafür ein zweites, auf die Eigenheiten dieses Verkehrsmittels zugeschnittenes Depot, erwidert Maria Pappa auf den ersten Kritikpunkt. Städtisches Bauland dafür gibt es in der Schönau und im Blumenwies.
An beiden Orten, so betont Pappa, seien die nötigen Parzellen gesichert worden. Das jetzt an der Rechenstrasse geplante Depot werde mit dem Tram nicht überflüssig: Nur ein Viertel der heutigen Busse könne mit einem Tram ersetzt werden; für den Rest und für allenfalls durch Ausbauten zusätzliche Fahrzeuge werde es weiterhin eine Depot-Infrastruktur brauchen.
Auch die Neugestaltung der Zürcher Strasse ist für Maria Pappa kein Hinderungsgrund dereinst einmal das Tram wieder einzuführen. Falls man dieses durch das Lachen-Quartier führen wolle, werde dieses wie der Bus verkehren - in der Lachen im Mischverkehr und vor dem Knoten Stahl auf einer separaten Spur. Der Platz für ein separates Tramtrassee fehle auf der Zürcher Strasse im Zentrum dieses Quartiers.
Ein Ziel des aktuellen Projekts zur Neugestaltung des Strassenraums sei aber, den Verkehr durch einen Mehrzweckstreifen zwischen den Fahrbahnen flüssiger zu machen. Abbiege- und Parkiermanövern könnten so besser bewerkstelligt werden. Davon werde auch der Stadtbus profitieren, sagt die städtische Baudirektorin.
Die Wiedereinführung des Trams in St.Gallen steht in Zusammenhang mit dem sogenannten Hubsystem. Um die Stadt und ihre ÖV-Knoten von Bussen und Postautos zu entlasten, gibt es die bereits auf ihre technische Machbarkeit geprüfte Idee bereits seit einiger Zeit. Ein vehementer Verfechter des Modells ist der ehemalige Stadtrat Fredy Brunner.
Die Postauto- und Buslinien aus der Region würden dabei nicht mehr zum Bahnhofplatz geführt, sondern erhielten Umsteigepunkte im Osten und Westen der Stadt. Von dort aus soll ein in dichtem Takt verkehrendes Tram auf der Längsachse zwischen Neudorf und Bruggen/Winkeln für den Weitertransport der regionalen Passagiere ins Stadtzentrum besorgt sein.
Für Maria Pappa ist das Zukunftsmusik. Vom Fahrgastaufkommen her sei die Stadt noch sehr weit von der Wiedereinführung des Trams weg. Heute und auch auf längere Zeit hinaus sei so ein Projekt vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt her nicht zu rechtfertigen. Damit sich eine so grosse Investition, wie sie fürs Tram nötig sei, auch lohne, seien auf absehbare Zeit noch zu wenig Passagiere in St.Gallen mit dem ÖV unterwegs, ist die städtische Baudirektorin überzeugt.
Und dann erläutert sie im Gespräch aktuelle Überlegungen der Verkehrsplanung, wie ÖV-Engpässe mittelfristig und ohne Tram entschärft werden können. Kanton und Stadt hätten das Tram vorläufig ad acta gelegt. Für die nächsten Jahrzehnte müsse man andere Massnahmen prüfen, um durch geplante Ausbauten drohende Kapazitätsengpässe auf den ÖV-Knoten Bahnhofplatz und Marktplatz zu entschärfen, ist Maria Pappa überzeugt.
Als Alternative zum Hubsystem mit Tram in der städtischen Längsachse sieht sie Umsteigepunkte für Linien des öffentlichen Regionalverkehrs an Orten, an denen Postauto und Bahn oder Stadtbus aufeinander treffen. Weit fortgeschritten ist die Einführung eine solchen Modells für die Lustmühle bei Teufen. Die Einführung dieses Umsteigepunktes ist grundsätzlich beschlossen. Dafür arbeiten Kanton und Stadt St.Gallen eng mit Ausserrhoden zusammen.
In der Lustmühle sollen Fahrgäste des Postautos bald einmal auf die Züge der Appenzeller Bahnen (AB) umsteigen und mit der neuen Durchmesserlinie durch den Ruckhaldetunnel zum Hauptbahnhof oder ins Stadtzentrum fahren. Das, so ist die städtische Baudirektorin Maria Pappa überzeugt, entlastet einerseits die Teufener Strasse, hat aber auch Vorteile für die Fahrgäste.
Ab der Lustmühle sei man gerade in Stosszeiten schneller im Hauptbahnhof als mit dem an die stark belastete Strasse gebundenen Postauto. Zudem könne man mit der Durchmesserlinie ab dem Fahrplanwechsel vom 9. Dezember von der Lustmühle per Bahn direkt zum Marktplatz, also ins Stadtzentrum, fahren, ohne im Gewimmel des Bahnhofplatzes umsteigen zu müssen, führt die städtische Baudirektorin im Gespräch aus.
Weitere Umsteigepunkte zwischen Regionalbussen und Bahn oder Stadtbus sind in Prüfung. Die Kantone St.Gallen und Thurgau sowie die Stadt St.Gallen diskutieren bereits über die Möglichkeit eines Hubs in Wittenbach. Ebenfalls in Diskussion ist die Möglichkeit, Regionalbuslinien beim Bahnhof Winkeln enden zu lassen.
Hier, so die Vorstellung der Planer, sollen Passagiere aus der Region, die ins Stadtzentrum wollen, auf die S-Bahn umsteigen können. Das sei mit ein Grund für die Forderung des Stadtrats an den Kanton, dass die S-Bahn auf Stadtgebiet rasch weiter ausgebaut werden müsse, sagt Stadträtin Maria Pappa. Dieses Anliegen hatte vor den Sommerferien Diskussionen in Stadtparlament und Kantonsrat ausgelöst.
Noch keine Lösung mit einem Umsteigepunkt für Postauto-Fahrgäste zeichnet sich derzeit am östlichen Stadtrand, im Neudorf, ab.
Für das System mit den Umsteigepunkten für den öffentlichen Regionalverkehr am Stadtrand müsse man noch viel Überzeugungsarbeit leisten, räumt Maria Pappa ein. Die Vorteile, die dieses System für die Fahrgäste, aber auch für die Stadt- und Gemeindekassen habe, seien noch zu wenig bewusst.
Heute stünden die Gemeinden rund um die Stadt meist dafür ein, dass ihre ÖV-Passagiere möglichst direkt und ohne Umsteigen – also im Postauto – zu bestimmten Punkten in der Stadt fahren könnten. Das Resultat seien vom Fahrgastaufkommen her eigentlich unnötig doppelt und dreifach geführte Linien auf Stadtgebiet.
Auch die ÖV-Passagiere profitierten davon, wenn man da ausdünne, weil damit die verbleibenden Linien rascher vorwärts kämen und Platz für neue Angebote geschaffen werde – etwa Verdichtungen beim Takt der verbleibenden oder sogar neue Linien. Und: Mit dem Umsteigen am Stadtrand entlaste man nicht nur das Strassennetz sowie die Knoten Bahnhofplatz und Marktplatz, sondern die involvierten Gemeinden könnten erst noch bei ihren Ausgaben für den ÖV sparen.