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Das Schulhaus Tschudiwies ist anderthalb Jahre nach der Schliessung wieder belegt. Alle Räume konnten vergeben werden. Am Mittwoch haben sich die Mieter – vom Schachklub bis zum Solidaritätsnetz – dem Quartier vorgestellt.
Lebhaft sollte es bleiben, bunt. Und: Kinder sollten weiter hier ein und ausgehen. Das waren nur einige der zahlreichen Wünsche von Quartierbewohnerinnen und -bewohnern für das ehemalige Schulhaus Tschudiwies. Lange hatten sie für dessen Erhalt gekämpft – und den Kampf im Januar 2017 verloren. Das Schulhaus schloss die Türen im Juli, alle Schülerinnen und Schüler besuchten fortan die frisch sanierte Primarschule St. Leonhard.
Und jetzt, 18 Monate später, findet diese turbulente Geschichte ein glückliches Ende. Alle Räume des Schulhauses Tschudiwies sind wieder vermietet. Genutzt werden sie vom Schachklub St. Gallen, zwei Kindergärten, einer Spielgruppe, dem Kunstkiosk, der Sprachschule Integra und ab 1. Februar auch vom Solidaritätsnetz Ostschweiz.
Dieser Lösung waren verschiedene Workshops mit den Quartierbewohnern vorausgegangen. Mehrmals trafen sie sich unter der Leitung des Quartierbeauftragten Peter Bischof, um Ideen für die Nutzung des ehemaligen Schulhauses und des Aussenraums zu finden. Am Mittwochabend haben sich rund 50 Interessierte zur Abschlussveranstaltung getroffen. Der Grundtenor: Mehr als nur zufrieden.
«Heute ist der Abschluss dieses Projekts», sagte Baudirektorin Maria Pappa eingangs. Gleichzeitig sei es aber auch der Start für ein neues Kapitel in der Geschichte des «Tschudiwies». Was mit einer Hiobsbotschaft fürs Quartier seinen Anfang nahm, ende nun hoffnungsvoll. Matthias Roth vom Kindertreff Zentrum präsentierte im Anschluss die Änderungen im Aussenraum.
Auch die Kinder des Treffs konnten nämlich mitreden – über 300 Ideen waren so zusammengekommen. «Einige davon – zum Beispiel ein Schwimmbad – liessen sich nicht umsetzen», sagte Roth. Vieles aber sei in die Gestaltung des Aussenraums eingeflossen. So werden im Frühjahr einige mobile Sitzgelegenheiten und Fussballtore aufgestellt sowie ein Schachfeld aufgebaut. «Bis 2020 soll beim Brunnen auch eine Sand- und Wasserlandschaft für die Kinder entstehen.»
Wie Christoph Bücheler, Leiter Stadtgrün, erklärte, sei es bei allen Veränderungen wichtig gewesen, dass keine festen baulichen Anlagen installiert würden. Das traf bei den Quartierbewohnern grösstenteils auf Zuspruch. «Die Kinder nutzen den Hang gerne zum Schlitteln. Es wäre schade, wenn das durch bauliche Massnahmen verhindert worden wäre», sagte eine Teilnehmerin.
Danach stellten sich die Mieterinnen und Mieter der Räume im «Tschudiwies» dem Quartier vor. Zum Beispiel Kindergärtnerin Franziska Vogel. Ihr Kindergarten ist vergangenen Sommer von der Schlosserstrasse ins ehemalige Schulhaus gezogen. «Mit zwei weinenden Augen», sagte sie. Die 30 Kinder hätten sich am alten Standort sehr wohl gefühlt. Jetzt habe man sich aber sehr gut eingelebt.
Oder Christian Crottogini von der Sprachschule Integra, die Geflüchteten und anderen Migranten unentgeltlich Deutschkurse erteilt und im Schulhaus Tschudiwies am meisten Raum belegt.
«Wir sind sehr glücklich. Die Zimmer sind schön, und die Zusammenarbeit mit den anderen Mietern funktioniert gut.»
Glücklich ist auch der Quartiervereinspräsident Alfred Mallepell. Er hatte sich dezidiert gegen eine Schliessung des Schulhauses ausgesprochen und eine Petition dagegen lanciert. Nun hat auch der Quartierverein einen Raum gemietet und sucht noch Untermieter. Am Mittwochabend schlug Mallepell milde Töne an: «Wir sind zufrieden, dass das Schulhaus nicht zweckentfremdet wurde. Und wir hegen immer noch die Hoffnung, dass es dereinst wieder als solches genutzt wird.»