Startseite
Ostschweiz
St Gallen Gossau Rorschach
Die Anwohner des Museumsquartiers befürchten, der Stadtpark verkomme zum Brennpunkt der Drogenkriminalität. Die Stiftung Suchthilfe und die Polizei sind deshalb häufiger im Quartier unterwegs.
Das Museumsquartier ist ein «Brennpunkt für die Drogenkriminalität». So steht es zumindest in der Quartierzeitung. Unter der Überschrift «Offene Drogenszene im Museumsquartier» ist zu lesen, dass Hinterhöfe als Verkaufs- und Versteckraum für Drogen benützt und Auseinandersetzungen auf offener Strasse ausgetragen würden. Till Bannwart, Präsident der IG Museumsquartier, sagt:
«Immer wieder blieben in den warmen Monaten leere Spritzen und andere Abfälle im Quartier liegen.»
Gebrauchte Drogen-Spritzen lagen in Gebüschen im Stadtpark, bei der Statue «Die Muse» und neben der grossen Eibe Richtung Voliere. «Vermehrt wurden auch die Steintische auf dem Pausenplatz des Hadwig-Schulhauses als Abfallhalde benutzt.» Till Bannwart vermutet deshalb eine Verlagerung der Drogenszene aus anderen Quartieren in und rund um den Stadtpark.
Die IG Museumsquartier wandte sich nach den Vorkommnissen im vergangenen Sommer an den Quartierpolizisten. Dieser stellte Kontakt zur Stiftung Suchthilfe her. «Die von der Stiftung betriebene Fachstelle für aufsuchende Sozialarbeit kontrollierte daraufhin mehrmals wöchentlich die Konsumorte und beseitigte die gröbsten Spuren», sagt Till Bannwart. Die Stadtpolizei habe zudem ihre Präsenz im Quartier erhöht. Wenig später habe es die ersten Festnahmen gegeben. Bannwart lobt die Zusammenarbeit mit der Polizei und der Stiftung Suchthilfe.
Trotz der Massnahmen verschärfte sich die Situation in den Sommerferien merklich:
«Auf dem Quartierwiesli hielten sich Drogenkonsumenten auf, und weitere Spritzenfunde im Quartier wurden gemeldet.»
In den ersten Monaten des neuen Jahres hat sich die Situation laut Bannwart aber merklich verbessert. Er vermutet, dass dies mit den tiefen Temperaturen zusammenhängt. «Ob sich das Problem gelöst hat, werden die kommenden Wochen zeigen.»
Da die gesellschaftlichen Sucht- und Drogenprobleme nicht von heute auf morgen gelöst werden könnten, sei der IG Museumsquartier daran gelegen, Eltern, Kinder und Quartier in Zusammenarbeit mit Polizei und Stiftung Suchthilfe möglichst gut zu informieren. «Nur so ist ein unaufgeregter Umgang mit dem Thema möglich», sagt Bannwart.
Die Umstände im Museumsquartier sind Jürg Niggli, Geschäftsleiter der Stiftung Suchthilfe, bekannt. Doch relativiert er die von Till Bannwart beschriebene Situation. Und er entschärft die Wortwahl in der Quartierzeitung. «Neu ist die Situation im Museumsquartier nicht.» Auch gebe es keine Verschiebung der Drogenszene und sicherlich keine offene Drogenszene.
Jürg Niggli verschweigt jedoch nicht, dass es im vergangenen Jahr Zwischenfälle im Museumsquartier gegeben hat. Und dass in der Stadt vereinzelt Drogen in der Öffentlichkeit konsumiert werden.
«Aufgrund der Meldungen der IG Museumsquartier reagierten wir direkt und entschlossen.»
Der Drogendeal und -konsum haben sich danach aus dem Museumsquartier verabschiedet. «Heute sprechen wir nur von vereinzelten Ereignissen, die aber überall in der Stadt auftreten könnten», sagt Niggli.
Die Aussagen von Niggli decken sich mit jenen von Dionys Widmer, Sprecher der Stadtpolizei. Sie habe mehr Patrouillen ins Museumsquartier geschickt. Eine Verlagerung der Drogenszene ins Museumsquartier habe sie jedoch nicht beobachten können. Einige Plätze in der Stadt beobachte die Polizei sowieso immer genauer. So wie beispielsweise den Bohl, den Roten Platz, die Drei Weieren oder eben auch den Stadtpark im Museumsquartier. Widmer stellt jedoch klar:
«Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Plätze gefährlich oder schlimm sind.»
Die Stadtpolizei markiert an den sensiblen Orten mit uniformierten Patrouillen Präsenz. «Manchmal sind wir aber auch in Zivil unterwegs», sagt Dionys Widmer. Oft spanne die Polizei beim richtigen Umgang mit Drogen mit anderen Stellen zusammen. So wie mit der IG Museumsquartier. «Die IG hat den zuständigen Quartierpolizisten informiert und wir haben sofort entsprechende Massnahmen eingeleitet.»