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Unsere Privatsphäre im digitalen Raum ist verloren, trotzdem ist die Digitalisierung eine Chance. Unterschiedliche Voten sind am zweiten Schweizer Digitaltag in St.Gallen im Rahmen der Themenserie «next now» zu hören.
«Dank Technik wird unsere Welt immer besser», sagt Gregor Stücheli, Chef der St.Galler Firma Inventx am Donnerstag am Schweizer Digitaltag in St.Gallen. Zu diesem haben Startfeld und das «Tagblatt» im Rahmen der Themenserie «next now» eingeladen. Stüchelis Satz würden nicht alle unterschreiben. Doch für ihn ist die Digitalisierung die grosse Chance und den Spruch «Früher war alles besser» widerlegt er mit ein paar kernigen Beispielen.
Vor hundert Jahren mussten die Menschen pro Woche 90 Stunden arbeiten, hatten eine Lebenserwartung von 39 Jahren und brauchten beinahe sechs Stunden, um mit der Bahn von Zürich nach Bern zu fahren. Die Eisenbahn hielten zudem viele für ein Werk des Teufels. So fürchtet sich Stücheli jetzt auch nicht vor der Digitalisierung und verspricht sich von ihr vieles.
Das untermauert er mit fünf Megatrends. Dank der globalen Kommunikation, die bald auch jene vier Milliarden Menschen erfassen werde, die auf diesem Planeten noch offline seien, werde die Welt transparenter. Der Mordfall Khashoggi in Istanbul wäre nach Meinung von Stücheli früher unentdeckt geblieben. Zudem werden, dank der Digitalisierung, die Energie – geschöpft aus erneuerbaren Quellen – bald ein günstiges Gut und die Menschen immer gesund älter. Auch dank der Nanorobotik, wenn kleine Roboter durch unsere Blutbahnen wanderten.
Und letztlich werde «dumme Arbeit» dank der Künstlichen Intelligenz bald aussterben. Diesen euphorischen Ausführungen tritt Andreas Göldi entgegen, Mitgründer der erfolgreichen St.Galler Internet-Firma Namics. Er zeigt, dass es im digitalen Raum eigentlich keine Privatsphäre mehr gibt, weil jeder unserer Schritte von den grossen Datensammlern Google und Facebook verfolgt wird. Gegen den Datenmissbrauch müsse man sich schützen.
Schliesslich treten Thomas Zerndt, Geschäftsführer des Business Engineering Institute St.Gallen, und Pascal Leuenberger, Datenanalyst der St. Galler Kantonalbank, auf, um über den Umgang der Firmen mit Kundendaten zu sprechen. Mit diesen müssten Unternehmen sorgsam umgehen, dann aber könnten die Kunden dank neuer digitaler Dienstleistungen gewinnen. Leuenberger zeigt, wie der Bankkunde von der Analyse vertraulicher Daten profitiert: am Beispiel einer Wohneigentums-Software, dank welcher der Kunde zielgenau zum richtigen Haus geführt werde.
Wie es sich für einen Digitaltag gehört, kann man auch in St.Gallen mit einem Roboter sprechen, und zwar mit jenem der Swisscom. «Pepper» heisst der Kleine, und auf Wunsch führt er dem Gesprächspartner sogar einen Macarena-Tanz vor. Vorgestellt wird auch eine an Jugendliche gerichtete Spar-App namens «#HäschCash». Statt Münz ins Kässeli zu werfen, zahlt die App in einem selbst gewählten Moment auf ein Sparziel-Konto ein. Zum Beispiel immer fünf Franken, wenn der FC St.Gallen ein Tor erzielt.