Die Zahnspange muss weg: Die Abtwilerin Alissa Hutter hat es beim Elite Model Contest Finale nicht in die Top Ten geschafft

Alissa Hutter reiste Mitte November als eine von 29 Kandidatinnen aus 29 Ländern nach Paris. Fürs Podest reichte es für die 16-Jährige nicht.

Melissa Müller
Drucken
Würde gerne nach der Matura während einem Zwischenjahr modeln: Alissa Hutter aus Abtwil. (Bild: Lisa Jenny (17. September 2019))

Würde gerne nach der Matura während einem Zwischenjahr modeln: Alissa Hutter aus Abtwil. (Bild: Lisa Jenny (17. September 2019))

Der Traum vom Podest ist geplatzt. Die Abtwilerin Alissa Hutter ist am Weltfinale des Elite Model Contest in Paris nicht in die Top Ten gekommen. «Klar war ich kurz enttäuscht», sagt das 16-jährige Model mit den honigblonden Haaren und der Zahnspange.

«Es war aber schon ein mega Kompliment, dass ich, ein ganz normales Mädchen aus Abtwil, am Weltfinale teilnehmen durfte.»

Alissa Hutter reiste Mitte November als eine von 29 Kandidatinnen aus 29 Ländern nach Paris. Gemeinsam mit 20 männlichen Models und zehn Influencern wurden sie in einem Hotel einquartiert. Alissa Hutter teilte sich ein Zimmer mit einer Deutschen. Sie bekamen einen Goodie-Bag mit zwei Outfits, wie Trainerhose, Pulli, Jacke, Sonnenbrille.

«Jeden Morgen erhielten wir Anweisungen, was wir tragen sollen.» Zum Abendessen im Restaurant mussten die Models die T-Shirts von Sponsoren anziehen. Und immer war ein Kameramann dabei. Die Models mussten nicht hungern. «Zum Frühstück gab’s Rührei mit Speck und Schoko-Croissants, zum Zmittag Lasagne.»

Als Erstes stand im Bootcamp ein Shooting auf dem Programm – «ungeschminkt, damit die Kunden wissen, wie wir ohne Make-up aussehen.» Jede Kandidatin musste sich bei einem Videodreh vor der Kamera räkeln. «Dabei durfte man nicht scheu sein», sagt Alissa Hutter. Ein Fotograf namens Luc Braquet habe ihr Anweisungen gegeben.

Aufrecht und entspannt: der perfekte Gang

Wenn ein Model über den Laufsteg schreitet, sieht das oft mühelos aus: der Kopf aufrecht, die Arme entspannt schwingend, der Ausdruck selbstbewusst. Der perfekte Gang erfordert jedoch Übung und Konzentration, weshalb die Elite-Models auch Laufstegtrainings absolvierten.

Danach traten die Mädchen im Palais de Tokyo auf, einem Museum für moderne Kunst am Ufer der Seine. Sie defilierten im Blitzlichtgewitter über den Laufsteg – einmal in T-Shirt und Leggins, einmal im Bikini. «Alissa, Switzerland», wurde sie aufgerufen.

Alissa Hutter nahm in Paris auch an einem Bootcamp teil. (Bild: PD)

Alissa Hutter nahm in Paris auch an einem Bootcamp teil. (Bild: PD)

Links und rechts neben dem Laufsteg sass das Publikum auf Bänken, Fotografen knipsten pausenlos. 70 Agenten begutachteten die frischen Talente. «Es war genau so, wie man sich eine Modeschau vorstellt», sagt Alissa Hutter. «Ich war total nervös.»

Mit Ablehnung umgehen lernen

Am Finale am 18.November ging dann die dunkelhäutige Yireh Fernanda aus der Dominikanischen Republik aus Siegerin hervor. «Sie ist bildschön und hat’s verdient», findet die Abtwilerin. Sie selbst habe in Paris einen realistischen Einblick in die Modebranche erhalten:

«Ein hartes, aber interessantes Business.»

Oft müsse man backstage stundenlang warten, bis man geschminkt werde. Ausserdem müsse man an Castings auch mit Ablehnung klarkommen: «Oft heisst einfach Ja oder Nein, ohne Begründung.» Das will nicht jede. Die Bernerin Julia Saner gewann 2009 das Weltfinale von Elite, zog sich aber zwei Jahre später aus der Branche zurück, weil es ihr nicht gefiel.

Alissa Hutter ist das Modeln nicht verleidet. In zwei Jahren will sie an der Kanti am Burg­graben in St.Gallen die Matura machen. «Danach fände ich es toll, in einem Zwischenjahr zu modeln.» Sie ist nach wie vor unter Vertrag bei der Zürcher Agentur Option, kann aber noch keine Aufträge annehmen, weil sie in die Schule muss.

«Dass Alissa nicht gewonnen hat, ist nicht weiter schlimm», sagt Ursula Knecht, die Inhaberin der Agentur. Alissa sei eine schulische Überfliegerin, spreche sehr gut Englisch und Spanisch. Die junge Frau könne auch so noch in den Olymp der Modelwelt aufsteigen – sobald sie die Matura habe und die Zahnspange weg sei.