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Elf Chöre aus der Stadt sind bei der ersten St.Galler Chornacht mit von der Partie. Hinter der Idee steht auch der Vernetzungsgedanke.
Dass es in St.Gallen den Chor des Bündnervereins gibt, wussten die Initianten der ersten St.Galler Chornacht vor der Planung selbst nicht. Er wird auch mit rätoromanischem Liedgut auftreten. Dreissig Chöre haben Joel Mähne, Präsident des Chors Vokal, und Beatrice Akeret, Präsidentin des Tablater Konzertchors, angeschrieben, elf haben für die Chornacht zugesagt, andere vor allem aus terminlichen Gründen abgesagt.
Ein buntes, vielfältiges, breites Chorfest mit rund dreihundert Sängerinnen und Sängern soll die Nacht werden, ohne Konkurrenz- oder Wettbewerbscharakter. Einmal hören, was der Nachbarchor in St.Gallen singt und sich inspirieren lassen, darauf freuen sich die Chöre selbst. Und wer eigentlich gerne in einem Chor singen möchte, aber nicht recht weiss, wo die eigene musikalische Heimat sein könnte: An der Chornacht kann man hineinhören. Vernetzung unter den Chören, sich beschnuppern und den Austausch pflegen, das ist der eine Aspekt; den Musikfreunden einen stilistisch abwechslungsreichen Abend mit A-cappella-Musik zu bieten, ist der andere Aspekt der sechsstündigen Veranstaltung.
«Singen beruhigt, geht direkt nach innen und stärkt das Immunsystem», beschreibt die St.Galler Dirigentin Katharina Jud, die gerade den St.Galler Kammerchor übernommen hat, ihr Feuer für die Chormusik. «Wenn auch die Besucher der Chornacht diese Wirkung spüren würden, wäre schon ein Ziel des Anlasses erreicht, den es in dieser Art in anderen Schweizer Städten bereits gibt.»
«St.Gallen singt» beginnt der Text des Grusswortes zur ersten Chornacht. Die Situation der Chormusik ist nicht so einfach auf einen Nenner zu bringen. Vor vielen Jahren alteingesessene Männerchöre sind in der Stadt praktisch ausgestorben, traditionelle Konzertchöre werden immer älter, der Nachwuchs fehlt. Es herrscht wenig Fluktuation.
Andererseits entstanden in der Stadt in den letzten Jahren viele lässige junge Chöre. Frauenchöre wie die Sangallinas beleben die Szene, aber auch ehemalige Kantonsschülerinnen und -schüler vom Burggraben wollten weitersingen und haben mit ihrer Lehrerin Katharina Jud 2014 den Chor Vokal gegründet, mit dem Ziel, ein breites klassisches Repertoire auf hohem Niveau zu pflegen.
Viele junge Chöre pflegen aber bewusst ein Repertoire ausserhalb der Klassik, im Popbereich etwa. Heute rekrutierten sich die Chöre über die stilistische Ausrichtung, sagt Katharina Jud, die St.Gallen durchaus als Chorstadt sieht und etwa auch die Ausstrahlung einer Domsingschule und der Dommusik betont. Andererseits fehle in St.Gallen eine Musikhochschule, die auch das Spektrum der zeitgenössischen klassischen Chormusik erweitern könnte.
Traditionelle Chöre mit älteren Mitgliedern und innovative junge Chöre mit populärem Repertoire, die alteingessenen und die Ensembles mit experimentellerer oder auch volkstümlicher Ausstrahlung: Nicht nur diese Mischung dürfte einen Reiz der Chornacht ausmachen. Und vielleicht könnte ein gemeinsames Fest ganz verschiedener Chöre auch dazu beitragen, die Durchmischung anzukurbeln, den Blick über den eigenen musikalischen Gartenhag auszudehnen, wünscht es sich Katharina Jud.
Die Organisatoren haben lange überlegt, ob sie auf der Vorderseite des Flyers das Wörtchen «Erste» drucken sollen. Sie haben es erst einmal weggelassen. Und träumen natürlich schon von einer zweiten Chornacht. Weitere Chöre gäbe es in St.Gallen dafür genug. Oft kennen die sich einfach noch nicht gut genug. Die Chornacht wolle, wie es im Grusswort heisst, mit der Vernetzungsidee auch bewusst ein Anliegen des im Moment erarbeiteten neuen Kulturkonzepts der Stadt St.Gallen aufnehmen, das grossen Wert auf Kooperationsprojekte legt.
An der ersten St.Galler Chornacht werden folgende Chöre auftreten: Chor Vokal, Chor des Bündnervereins, Choropax, Inscriptum, Kinder- und Jugendkantorei St.Gallen C, Oratorienchor, Singallinas, St.Galler Kammerchor, Tablater Konzertchor, Voice Up und Voxjissimo.
Slam-Poet Sandro Wick eröffnet am 14. September um 17 Uhr die erste Chornacht St. Gallen. Darauf folgen im Stundentakt die Konzerte der elf beteiligten Chöre in den beiden Aufführungsorten Lokremise und St.-Leonhard-Kirche, die im Moment ganz leer steht. Mit Flashmobs macht die Chornacht ab 14 Uhr bereits Appetit auf vielfältige und farbige A-cappella-Musik: Rund um den Bahnhof und in der Bahnhofshalle gibt es Kurzauftritte. Chorsingen kann man an der ersten Chornacht nicht nur geniessen, sondern am Schluss um 22 Uhr auch selbst ausprobieren. Unter der Leitung von Katharina Jud findet ein gemeinsames Abschlusskonzert statt. Singen und Zuhören macht auch hungrig und durstig. Daher ist in der Kirche St. Leonhard ein Barbetrieb eingerichtet. Wer nach soviel Chormusik noch weiterfeiern möchte, kann an der Afterparty ab 23 Uhr den Abend gemütlich ausklingen lassen. Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei (Kollekte). (map) Hinweis 14.9., 17 bis 23 Uhr; Infos unter: chornacht-sg.ch