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Die Oberstufen von Gossau und Waldkirch vertiefen die Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule. In einem Versuch absolvieren angehende Lehrerinnen und Lehrer ihre Praktika immer im selben Schulhaus. Die Schule als «Lehrbetriebe» versprechen sich eine einfachere Rekrutierung, den Studierenden winken nicht zuletzt Nebenverdienste.
Eine einzige Schule als «Lehrbetrieb» statt mehrerer Praktikumsstationen über das Studium verteilt: Die Pädagogische Hochschule (PHSG) testet in einem Projekt die Zusammenarbeit mit sogenannten Partnerschulen.
Das Projekt betrifft die angehenden Oberstufenlehrerinnen und -lehrer, die in Gossau ausgebildet werden. Und auch die Partnerschulen befinden sich in unmittelbarer Nähe. Es sind die beiden städtischen Oberstufenzentren Buechenwald und Rosenau, die Maitlisek und das OZ Bünt in Waldkirch.
Konkret werden bis zu zehn Studentinnen und Studenten am Projekt teilnehmen und die Praktika im Rahmen ihrer Ausbildung alle in derselben Oberstufenklasse absolvieren. Zum Versuch ermutigt wurde die PHSG von einem ähnlichen Projekt, das auf Primarstufe gute Resultate gezeigt habe, schreibt die PHSG in einer Mitteilung.
Gestartet wurde das Projekt bereits im Februar mit neun Studentinnen und Studenten. Je zwei absolvieren ihre Praktika im OZ Bünt und der Maitlisek, vier im OZ Buechenwald und eine Studentin im OZ Rosenau. Derzeit läuft die Bewerbungsphase für die nächste Gruppe Studierender.
Das Bild vom Lehrbetrieb bietet sich auch für Rosenau-Schulleiter Roger John an:
«Die Studentinnen und Studenten können die Karrieren ‹ihrer› Schülerinnen und Schüler mitverfolgen und mit den Klassen wachsen.»
Die angehenden Lehrkräfte würden auf diese Weise auch einen Einblick hinter die Kulissen einer Schule gewinnen, vom Budgetierungsprozess bis hin zum Elternabend.
Während des Studiums absolvieren angehende Oberstufenlehrerinnen und -lehrer drei mehrwöchige Praktika. Das Projekt Partnerschule betrifft das zweite und dritte davon, insgesamt neun Wochen.
Die Beziehung zwischen Schule und Studierenden kann aber über das Praktikum hinausgehen: Die Studentin, die ihre Praktika im OZ Rosenau macht, wurde für das kommende Jahr bereits für einzelne Lektionen angestellt.
Johns Kollege Thomas Eberle vom OZ Buechenwald listet die Vorteile «von hinten her» auf, also vom Ende des Studiums:
«Wir kommen früh in Kontakt mit zukünftigen Lehrkräften.»
Wenn es im Lehrerteam eine Vakanz zu besetzen gebe, kenne man bereits Studienabgänger, die sich schon mehrere Jahre in OZ bewährt hätten.
Und auch während des Studiums seien die Praktikantinnen und Praktikanten quasi ein Teil des erweiterten Teams und damit extrem wertvoll.
«Sie haben einen Schlüssel zum Schulhaus, eine passende Mailadresse und sind dadurch immer auf dem Laufenden.»
Die Schule finde so einfacher Stellvertretungen oder Begleitpersonen für Lager, die Studentinnen und Studenten einen Zusatzverdienst in den Semesterferien.
Eberle betont aber nicht nur die Vorteile aus Sicht seiner Schule. Vielmehr sei die Schule als Ort der Praxis in der Pflicht, bei der Ausbildung neuer Lehrkräfte Hand zu bieten.
Eine gute Erfahrung hat man in Waldkirch mit einer Praktikantin von der PHSG bereits gemacht, sagt Oberstufen-Schulleiter Raphael Frei:
«Eine Asylsuchende, die voriges Jahr in die Gemeinde gekommen ist, hat dank der engen Betreuung auf das kommende Schuljahr hin bereits den Übertritt von der Real- in die Sekundarschule geschafft.»
Für die Schule sei es ein Gewinn, mit den «hochmotivierten» Studentinnen und Studenten arbeiten zu können. Und weil sich diese um ihre Praktikumsplätze bewerben müssen, habe man eine bessere Wahlmöglichkeit - wobei man im OZ Rosenau gerne vier Praktika vergeben hätte, aber nicht genügend Studierende fand, wie Roger John einräumt.
PHSG-Prorektor Martin Annen sieht im Projekt eine «Riesenchance» für alle. Für die Studierenden bestehe die Möglichkeit, die Praktika nach den eigenen Interessen und Stärken gemeinsam mit dem Mentor der PHSG und dem Praktikumsleiter zu planen..
«Heute absolvieren alle etwa gleich viele Praktikumstage, die sich meistens ähneln. Das Projekt Partnerschule bietet viel Raum zur Individualisierung.»
Die Kontinuität nütze auch den Schülerinnen und Schülern und mit der zunehmenden Erfahrung kann der Praktikant oder die Praktikantin auch einmal alleine eine Klasse unterrichten. Entscheidend sei, dass Schülerinnen, Studenten und Lehrerinnen offen aufeinander zu gingen. Dann sei der Austausch auch für gestandene Lehrer mit 20 Jahren Berufserfahrung befruchtend.
Dass das Projekt in den Oberstufenschulhäusern von Gossau und Waldkirch stattfindet, habe einerseits mit der bisherigen Zusammenarbeit, aber auch mit der räumlichen Nähe zu tun. «Die Wege müssen kurz sein», sagt Annen, der im August die Leitung der Dienststelle Schule und Musik in St.Gallen übernimmt.
Mit dem Hadwig-Schulhaus ist die PHSG auch nahe an der Schule der Hauptstadt. Darum kann sich Annen nach seinem Wechsel eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit der Hochschule bestens vorstellen.