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Einige Häggenschwiler ärgern sich über die geplante Deponie Rütiholz. Das zeigten sie an einem Infoanlass.
Kurz vor halb acht trudeln die Häggenschwiler ein. Etwas über 60 Leute sind zum Infoabend des Gemeinderats und der Resdag AG am Montag erschienen. Sie alle wollen mehr zum Stand der Deponie Rütiholz erfahren. Trotz des für viele nicht lustigen Themas bringt Gemeindepräsident Hans-Peter Eisenring gleich einige zum Schmunzeln. Die letzte Information, sagt er, fand am 27. November 1917 statt. Deponieplanungen sind zwar eine langwierige Sache. So lange schon dauert die Planung der Deponie Rütiholz dann aber doch nicht an. «Ich meine natürlich 2017», korrigiert er sich.
Seit jenem Infoanlass wurde das Projekt weiter vorangetrieben. Vor einem Jahr reichte die Resdag es beim Kanton zur Vorprüfung ein. Im Frühling erhielt sie das Feedback. Nach einigen Anpassungen ist das Projekt nun reif für die Baueingabe.
Geplant ist eine Deponie für sauberen und unbelasteten Aushub im Rütiholz, das an der Sitter an das thurgauische St.Pelagiberg grenzt. Auf einer Fläche von elf Fussballfeldern sollen jährlich 77'000 Kubikmeter Aushub abgeladen werden. Die Resdag geht von einer Betriebsdauer von acht bis zehn Jahren aus. Die Deponie wird in zwei Etappen aufgefüllt und laufend rekultiviert. Verwaltungsratspräsident Norbert Gschwend betont, dass sich eine Deponie in die Landschaft einbetten muss. «Sie muss zudem einen ökologischen Mehrwert geben.» Zwei Jahre nach Betriebsende könne das Gebiet wieder landwirtschaftlich genutzt werden.
Egal wo Deponien geplant sind; Luftsprünge macht niemand. Da sei ihm bewusst, sagt Geschäftsführer Urs Steinlin. Er versucht zu verdeutlichen, dass aber jeder Deponien braucht, da bei jeder noch so kleinen Baustelle Aushub anfällt.
«Wir sind der Meinung, dass Aushub der Region auch in der Region entsorgt werden soll.»
Viele Häggenschwiler fürchten den Mehrverkehr. Die Resdag rechnet mit 27 Anlieferungen pro Werktag. Diese erfolgen alle über die Weiler Rohrenmoos und Schmitten und die St.Pelagibergstrasse, da die beladenden, zu schweren Lastwagen nicht die Rothenbrücke überqueren dürfen. Man rechne aber damit, dass nach der Lieferung rund ein Viertel aller leeren Lastwagen über die Rothenbrücke Richtung St.Pelagiberg fährt und nicht den gleichen Weg zurück, sagt Planer Werner Meier.
Man sei darum bemüht, den Betrieb so angenehm wie möglich zu führen, sagt Meier. So seien ein Lärm- und Sichtschutzwall sowie Massnahmen zur Staubbekämpfung geplant. Meier zeigt anhand Bilder, wie das Gebiet nach der Deponie aussehen wird: Wald- und Landwirtschaftsfläche bleiben gleich gross und auch die Landschaft bleibt in ihrem typischen hügeligen Charakter erhalten.
Nach der Information sind die Bürger dran. Ein Mann fragt, wieso die Betriebsdauer so lange sei. «Man könnte sie doch schneller auffüllen.» Das ist laut Urs Steinlin aus geologischen Gründen weder möglich noch erlaubt. «Wenn wir es sorgfältig machen wollen, geht es nicht schneller.»
Eine Bürgerin versteht nicht, wieso die Deponie in Häggenschwil errichtet werden soll. «Es ist vielleicht egoistisch. Aber bei uns wird nicht gebaut, es gibt kein Bauland. Wieso also den Aushub hierher bringen?»
Gemeindepräsident Hans-Peter Eisenring entgegnet, dass auch in Zukunft gebaut werde in Häggenschwil.
«Zudem haben wir alle schon gebaut und den Aushub irgendwohin gebracht.»
Er fügt an, dass die Gemeinde entschädigt werde: mit 1.30 Franken pro Kubikmeter. Jährlich sind das 100'000 Franken. Für zehn Jahre gäbe es eine Million.
Während einige Bürger wortlos der Veranstaltung folgen, machen andere ihrem Ärger Luft. Einige sehen sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein Thema, das diskutiert wird, ist die private Wasserquelle, die sich im Rütiholz befindet. Was, wenn die Quelle durch den Betrieb beschädigt wird? Werner Meier versichert, dass diese Wahrscheinlichkeit «sehr gering» sei, man aber nie eine hundertprozentige Sicherheit geben könne. Ein Bürger findet, dass die Gemeinde bezüglich einer Wasserschutzzone längst etwas hätte unternehmen müssen. Eisenring entgegnet, dass man die Schutzzone an jenem Ort nicht ausscheiden könne, sondern die Quelle neu fassen müsse und Abklärungen nötig seien.
Nach über zwei Stunden gibt es keine Fragen mehr. Die Bürger haben nun bis zum 3. Oktober Zeit, Anmerkungen zum Projekt bei der Gemeinde einzureichen. Die Resdag werde diese analysieren. Im Oktober will sie das Projekt einreichen. Im Sommer 2020 könnte der Betrieb starten. Ein sportlicher Zeitpunkt – das ist auch Urs Steinlin bewusst. «Wir wollen vorwärtsmachen.» Wie schnell es vorwärts geht, hängt davon ab, ob während der Auflage im Oktober Einsprachen eingehen.