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Ostschweiz
St.Gallen, Gossau, Rorschach
Seit bald drei Jahren können sich St.Gallerinnen und St.Galler elektronisch und sehr direkt bei der Stadtverwaltung bemerkbar machen. Der elektronische Stadtmelder ist Notizzettel für kleine Mängel, Klagemauer und Ventil in einem.
Das Zusammenleben in einer Stadt kann Nerven kosten. Jede und jeder kennt die Situationen: Ein Nachbar stellt wieder einmal seinen Kehrichtsack fünf Tage zu früh vor die Haustüre - und prompt verstreut der Fuchs in der nächsten Nacht den Abfall über die ganze Strasse. Die Schaukel auf dem öffentlichen Kinderspielplatz fällt auseinander, weil eine Schraube fehlt und niemand merkt's. Der Container einer Baustelle blockiert ein Trottoir, so dass mit Kinderwagen oder Rollstuhl kein Durchkommen mehr ist. Am Lichtsignal ist die Taste für die Anmeldung defekt, dass man als Fussgänger über die Strasse will.
Im grossen Ganzen sind das zwar alle dies Probleme und Problemchen Details, doch wen innerhalb der Stadtverwaltung muss man darauf aufmerksam machen, dass schnell aufgeräumt, der Schaden behoben oder der Container verstellt wird? Seit August 2015 hat jemand, der Bagatellprobleme mit der städtischen Infrastruktur melden will, ein einfaches Instrument auf dem Handy oder Computer zur Verfügung: den Stadtmelder.
Er oder sie muss sich nicht mehr selber durchs Organigramm der Verwaltung kämpfen. Man deponiert seine Meldung auf dem Stadtmelder. Mit zwei Klicks lässt sich auch noch ein Bild der Situation dazu stellen. Die Meldungen werden dann von der städtischen Fachstelle für Kommunikation gesichtet und jener Stelle bei der Stadt zugestellt, die für eine Antwort oder Massnahmen zuständig ist. So bleibt einem vor allem die frustrierende Erfahrung erspart, mit einem Problemchen von Amtsstube zu Amtsstube, «von Pontius zu Pilatus» geschickt zu werden.
Die Erfahrungen mit dem Stadtmelder seien positiv, sagt Sabine Hosennen, die bei der Fachstelle Kommunikation das Instrument betreut. Pro Tag geht im Schnitt eine Meldung ein. Es gebe Tage, an denen sich im Stadtmelder nichts tue. Dann wieder gebe es Tage mit zwei bis drei Hinweisen. Auch die Themen schwanken stark nach Jahreszeit: Kaputte Strassenlampen etwa gibt's deutlich häufiger im Winter als im Sommer.
Die meisten Einträge im Stadtmelder betreffen konkrete Mängel oder Situationen, die behoben oder erklärt werden können. Nur eine Minderheit lasse auf dem Weg gegenüber der Stadtverwaltung «Dampf ab», sagt Sabine Hosennen. Und der Blick in die Meldungslisten ist interessant. Er zeigt, wo die Stadtbevölkerung im Alltag der Schuh drückt. Es ist zudem eine bunte, teils auch kuriose Sammlung kleiner und kleinster Probleme in einer mittelgrossen Schweizer Stadt im Jahr 2018.