Gemeinden und Unternehmen der Region gründen Plattform für Energie

In Wittenbach ist am Montag die regionale «Plattform Energie und Mobilität» gegründet worden. Das Netzwerk von Gemeinden und Unternehmen will die Energieeffizienz vorantreiben. Projekte gibt es noch nicht.

Sebastian Schneider
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Das Energienetz GSG Gossau-St.Gallen-Gaiserwald plant im Industriegebiet zwischen St.Gallen, Gossau und Gaiserwald ein Abwärmenetz. Der Verbund diente der neuen «Plattform Energie und Mobilität» als Inspiration. (Bild: Hanspeter Schiess und Benjamin Manser (23. November 2016))

Das Energienetz GSG Gossau-St.Gallen-Gaiserwald plant im Industriegebiet zwischen St.Gallen, Gossau und Gaiserwald ein Abwärmenetz. Der Verbund diente der neuen «Plattform Energie und Mobilität» als Inspiration. (Bild: Hanspeter Schiess und Benjamin Manser (23. November 2016))

«Wir stehen in der Verantwortung», sagt Bernhard Keller. Der Muoler Gemeindepräsident bezieht sich dabei auf die eidgenössische Abstimmung vom Frühjahr 2017. Mit dem schweizweiten Ja zum Energiegesetz haben die Behörden den Auftrag erhalten, die Energieeffizienz mit Nachdruck zu fördern. Das geht nur über Kooperation, sind sich viele in der Region einig.

Nach dem Vorbild des Energienetzes GSG im Dreieck von Gossau, St.Gallen und Gaiserwald schliessen sich nun auch Akteure aus Politik, Gewerbe und Stromversorgung im Gebiet zwischen Stadt und See zusammen.

Die einfache Gesellschaft versteht sich als eine Plattform, die sich mehrere Ziele im Zusammenhang mit Energieeffizienz setzt. Am Montag versammelten sich etwa 15 Vertreter im Schloss Dottenwil, um die regionale «Plattform Energie und Mobilität» zu gründen. Dank jahrelanger Vorarbeit ging der Gründungsakt im oberen Schlosssäali formell und rasch über die Bühne.

Zwei Männer zündeten die Idee

Bruno Brovelli begrüsste die Gäste mit einem historischen Exkurs zum Schloss und Weinhügel Dottenwil. Selber könne man auch Historisches schaffen, sagte der Wittenbacher Gemeinderat. Jedenfalls gehe es bei der Gründung der Plattform um einen «wichtigen Schritt in die Zukunft».

Angestossen wurde die Idee einer regionalen Zusammenarbeit durch Brovelli selber. Der Funken zündete, als er während des Geothermie-Versuchs in St.Gallen mit Marco Huwiler in Kontakt stand. Beide haben seither Aufbauarbeit geleistet, beide setzen ihr Engagement fort: Brovelli als Vorstandsmitglied, Huwiler als Vorstandspräsident. Wie die anderen fünf Mitglieder wurden sie gestern einstimmig gewählt. Marco Huwiler ist seit August Geschäftsleiter der technischen Betriebe in Wil. Mit der Region fühlt sich der Mörschwiler aber immer noch verbunden. Wichtig sei vor allem, dass er das Wissen aus den Erfahrungen im Energienetz GSG in die Plattform einbringen könne.

Das siebte Vorstandsmitglied ist zugleich der Leiter der neu geschaffenen Koordinationsstelle. An der ersten Vorstandssitzung soll amtlich werden, dass Rolf Hebeisen Stellenleiter wird. Er ist Immobilienökonom und Geschäftsleiter der Wittenbacher IKZ Suisse AG und soll sein Fachwissen aus der Bau- und Energiebranche in die Geschäftsstelle einbringen.

Noch ist seine Firma das einzige Unternehmen im Verbund. Die Plattform strebt aber ein zahlen- und flächenmässiges Wachstum an. Im Budget 2018 zahlen mit Wittenbach, Häggenschwil, Berg, Muolen, Tübach und Steinach sechs Politische Gemeinden einen Betrag von 875 Franken ein. Im kommenden Jahr sollen Roggwil und Horn dazustossen und ebenfalls den vollen Betrag von jährlich 3500 Franken zahlen.

Einige Wunschkandidaten sind nicht dabei

Weitere Mitglieder sind die St.Galler Stadtwerke, die St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK) und die Gewerbevereine Steinach und Wittenbach-Häggenschwil. Trotz der breiten Aufstellung konnten nicht alle Wunschpartner gewonnen werden. So bedauert Marco Huwiler, dass die Gemeinde Mörschwil nicht aufgesprungen ist, und Bernhard Keller wurmt es, dass die Elektra Muolen sich nicht überreden liess. Sorgen bereitete das aber nicht. Das Projekt werde sich entwickeln, aufspringen könne man jederzeit.

Tatsächlich haben sich die Vertreter am Montag auf Konstituierung, Budget und Statuten, aber noch nicht auf konkrete Projekte geeinigt. Der Tübacher Gemeindepräsident Michael Götte mahnte deshalb, dass man sich von bestehenden Angeboten klar abgrenzen müsse.

Zudem konnte sich Götte nicht verkneifen, auf gewisse Gewohnheiten hinzuweisen. Er stellte fest, dass alle mit Verbrennungsmotoren hierher gefahren seien. «Wir müssen unsere Vorbildfunktion wahrnehmen», sagte Götte, bevor er zurück nach Tübach rollte – als Beifahrer in einem Elektroauto.