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Bei Grossverteilern steigt die Nachfrage nach Schweizer Bäumchen. Das freut auch den Goldacher Produzenten Sepp Germann, der sich mit Qualität gegen die grossen Player aus Dänemark und Deutschland behauptet. Dass die Menschen über die Festtage eher Zuhause bleiben, könnte sich positiv auf die Verkaufszahlen von Weihnachtsbäumen auswirken.
Wer gelegentlich auf der Autobahn von St.Gallen in Richtung Rheineck unterwegs ist, dem dürfte auf der rechten Seite nach dem Goldacher Viadukt das Feld mit den Nordmanntannen aufgefallen sein. Nicht weniger als 17000 Tännchen wachsen dort mit verblüffender Geschwindigkeit um die Wette. Was ist das Geheimnis? Wieso wurden aus diesen kaum zehn Zentimeter hohen Pflänzchen innert knapp sieben Jahren derart stattliche Tannen, die nun bereits schnittreif sind?
Sepp Germann schmunzelt vielsagend und lässt den Schreiberling vorerst im Dunkeln. Er verweist vielmehr auf die geschützte, vorteilhafte Hanglage, wo es wenig Frost und keine Staunässe gebe. Geschnitten, mit Etiketten versehen und in weisse Netze verpackt, werden dort seit einigen Tagen Nordmanntannen, die zwischen einem und zwei Meter hoch sind. «Am liebsten hat der Handel Bäume von 125 bis 175 Zentimeter Höhe. Liefern können wir Bäume bis maximal 240 Zentimeter», sagt Germann. Der Plan sei also, alles geschnitten und verkauft zu haben, ehe die Bäume über dieses Mass hinauswachsen. Und weil die Nachfrage nach Schweizer Christbäumen in den vergangenen Jahren gestiegen ist, gelingt dies in der Regel auch.
Liefern kann der 38-Jährige an Coop, Landi und Obi, wobei bei ersterem bereits 80 Prozent der Weihnachtsbäume aus der Schweiz stammen. Langfristig sollen beim Grossverteiler nur noch Tannenbäume aus der Schweiz verkauft werden. Ein Selbstläufer ist das Geschäft mit den Weihnachtsbäumen dennoch nicht. Einerseits haben Mitkonkurrenten im Welschland einen Überschuss an mittelhohen Tannen produziert, was Grossverteiler nutzen, um auf die Einkaufspreise bei den Produzenten zu drücken.
Andererseits bleibt trotz wachsendem Bekenntnis zum Schweizer Baum, der Importdruck hoch. So wirft beispielsweise alleine der grösste Produzent im deutschen Niedersachsen, Bernd Oelkers aus Wenzendorf, pro Saison 250000 Weihnachtsbäume auf den Markt. Auch in Dänemark rühren mehrere Produzenten mit ähnlich grosser Kelle an. Sepp Germann ist da mit gesamt 75000 Tännchen, die über Jahre verteilt geschnitten werden, ein vergleichsweise kleiner Fisch.
Die Preisdifferenz von Schweizer Bäumen zu Importbäumen sei riesig, betrage bis zu 50 Prozent. Doch man müsse dieses, seiner Meinung nach unnötige Preisspielchen ja auch nicht unbedingt mitmachen, sagt Germann nachdenklich und freut sich, dieses Jahr erstmals auch an Obi, eine Migros-Tochter, liefern zu dürfen. «Möglich ist das nur, weil bei Konsumenten die Nachfrage nach regionalen Produkten stetig wächst.»
Bei Germann’s Hofladen an der Untereggerstrasse in Goldach macht sich die durch die Coronapandemie ausgelöste Rückbesinnung auf den lokalen Handel positiv bemerkbar. Nun hofft er, dass sich dies auch beim dort am 14. Dezember startenden Direktverkauf von Weihnachtsbäumen bemerkbar macht. «Es wäre schön, wenn es eine Entwicklung wäre, die auch nach Corona anhält», sagt Sepp Germann, der mit seiner Frau Claudia den Hof vor sieben Jahren von den Eltern übernommen hat. Zehn Hektaren Christbäume in Goldach sowie in Neukirch-Egnach gehören zum Betrieb, wobei es in Egnach möglich ist, einen Weihnachtsbaum direkt im Wäldchen auszusuchen und selbst zu schneiden. Für Kinder ein besonders eindrückliches Erlebnis.
Damit die Bäume dort sattgrün aufs Christkind warten, dafür hegt und pflegt sie der Landwirt das ganze Jahr und wenn nötig gibt es einen Korrekturschnitt. Gleichzeitig hofft er, dass Petrus gnädig ist, denn Hagel ist beim Austreiben der Bäume die grösste Gefahr; kaputte, verkrüppelte Christbäume will nämlich niemand kaufen. Auch wenn alles optimal läuft, so liegt die Ausbeute bestenfalls bei 75 Prozent. Ein Teil der Setzlinge wächst nicht an oder es entwickeln sich Krüppeli, die nicht verkaufbar sind.
Und da war ja noch das Geheimnis, das die Bäume auf dem Feld bei der Auen in Goldach beinahe perfekt hat heranwachsen lassen. «Es gibt keines», sagt Sepp Germann und lacht. «Seit einigen Jahren verwenden wir pelletierten Hühnermist. Das ist ein organischer Dünger, der die Bodenaktivität erhält und Nährstoffe über mehrere Monate verfügbar macht.»