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Die Zivilschutzregion St.Gallen-Bodensee ist erst Anfang Jahr gebildet worden. Fürs Üben bleibt keine Zeit: Das Corona-Virus verbreitet sich rasant.
Ausweis zeigen, Hände desinfizieren, Körpertemperatur messen lassen: Wer in den Kommandoposten des Regionalen Führungsstabs (RFS) will, wird streng kontrolliert. Die Schaltzentrale des RFS für 16 Gemeinden zwischen Gaiserwald und Rheineck befindet sich im Campus der Interstaatlichen Hochschule für Technik Buchs (NTB) in der Lachen.
Noch ist es ruhig hier. Die sieben aufgebotenen Angehörigen des Zivilschutzes (AdZ) in ihren hellbraunen Uniformen arbeiten konzentriert. Der gesamte Bestand beträgt 650 Männer, 200 bilden die Reserve. Sie haben in diesen Tagen einen Brief erhalten vom RSF. Sie müssen schon in den nächsten Tagen mit einem Corona-Aufgebot rechnen. Felix Keller, Chef des Führungsstabes, sagt:
«Wir bieten im Moment nur so viele Kräfte auf, wie nötig.»
Die personellen Ressourcen wollen geschont werden. Der Geschäftsführer des kantonalen und städtischen Gewerbeverbands St.Gallen ist im Militär Major im Generalstab. Es brauche derzeit einen militärischen Führungsstil, sagt er. Wie lange der Corona-Einsatz dauert, weiss er nicht. Wochen? Monate?
Im Kommandoposten hat der RFS eine 24-Stunden-Hotline eingerichtet. Einer, der am Telefon sitzt, ist Melvin Studerus aus Steinach. Der 25-Jährige arbeitet im zivilen Leben bei der St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerk AG (SAK). Er sagt:
«Ich bin mir der Situation bewusst und helfe darum gerne.»
Die SAK habe ihn sofort gehen lassen. Melvin Studerus ist dort im Innendienst tätig, wie er sagt.
Gegen 400 Anrufe sind auf der Nummer 071-272-23-07 eingegangen, und ungefähr 300 Mails haben die Adresse kpzso@stadt.sg.ch erreicht. Von Leuten, die in einer der 16 Gemeinden Fragen oder Schwierigkeiten haben in Zusammenhang mit der Corona-Krise. Die Unsicherheit ist gross.
Der Kommandoposten steht in regem Austausch mit den Verbindungsleuten in den Gemeinden. In St.Gallen ist das Stadtschreiber Manfred Linke. Die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden der neu definierten Zivilschutzregion läuft gut. Auch ohne eine Übung; die erste hätte im November stattfinden sollen. Das Corona-Virus lässt keine Zeit.
Felix Keller wird nicht müde, die aufgebotenen Zivilschützer für ihr Engagement zu loben. Stadträtin Sonja Lüthi stösst ins gleiche Horn. Die Vorsteherin der Direktion Soziales und Sicherheit ist Präsidentin der Regionalen Bevölkerungsschutzkommission (RBSK), dem politischen Gremium der Regionalen Zivilschutzorganisation St.Gallen-Bodensee.
Lüthi sagt, vergangene Woche habe sich der Führungsstab mit den Verantwortlichen Spitex-Organisationen in den 16 Gemeinden ausgetauscht. Diese spielten in nächster Zeit eine wichtige Rolle. Personell seien sie im Moment gut aufgestellt, sagt Lüthi. Doch es fehle beispielsweise an Desinfektionsmittel. Der Zivilschutz will hier helfen.
Felix Keller legt derweil Wert auf die Feststellung, dass der Zivilschutz über keine medizinisches Personal verfüge. Angehörige, die in im Gesundheitswesen arbeiten, würden bewusst nicht aufgeboten. «Sie braucht es an ihrem Arbeitsplatz», sagt der Stabschef ganz unmilitärisch.
Ihm wurde am Dienstag befohlen, den Aufbau eines von drei Konsultationszentren im Kanton St.Gallen zu planen, mit welchen die Hausärzte bei den zunehmenden Corona-Abklärungen entlastet werden sollen. Keller ist gefordert.
Das ist auch Jascha Müller, stellvertretender Kommandant des regionalen Zivilschutz. Seit Anfang März seien gegen 250 Manntage geleistet worden. Wie viele es bis zur Bewältigung der Corona-Krise in der Region St.Gallen-Bodensee werden, ist unklar.
Müller ist Kommandant der Milizfeuerwehr St.Gallen. Er wurde für die EVP in den Kantonsrat gewählt. Lüthi politisiert für die Grünliberalen. Keller ist freisinniger Stadtparlamentarier. Die politische Couleur ist im Kommandoposten Nebensache. Alles dreht sich ums gefährliche Virus.