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Bäume in der Stadt haben es nicht leicht. Auf welche Exemplare besonders achtzugeben ist, regelt ein Baum-Inventar, das nun in komplett überarbeiteter Form vorliegt. Rund 200 Bäume gelten in St.Gallen als schützenswert. Die Anzahl hat sich verringert.
Es gibt auf Stadtgebiet Bäume, die jeder kennt: die Linde auf dem Gallusplatz zum Beispiel. Markante Bäume wie diesen möchte die Stadt erhalten. Seit 1985 nimmt sie schützenswerte Bäume deshalb in ein Inventar der Naturobjekte auf. Hunderte von Einzelbäumen waren bis vor kurzem darin aufgeführt. Dann begann ein Team unter der Leitung des Stadtplanungsamts damit, dieses Inventar zu überarbeiten und auf rund 200 Bäume zu beschränken. Nun liegt das neue Verzeichnis vor, und über den digitalen Stadtplan kann jede Bürgerin und jeder Bürger online nachschauen, welche Bäume in der Stadt als schützenswert gelten.
Bäume müssen sich im urbanen Alltag gegen vieles behaupten. Abgase, Bauarbeiten, Salz im Winter und Trockenheit im Sommer machen ihnen zu schaffen. Als letzte Massnahme bleibt manchmal nur noch das Fällen übrig. In der Stadt ist zudem der Platz knapp, immer verdichteter wird gebaut.
Mächtige Bäume mit ausladenden Baumkronen stehen da quer in der Landschaft. Ein Exot in diesem Sinne ist die 25 Meter hohe Platane im Innenhof an der Spitalgasse, nur einen Steinwurf vom Bohl entfernt. Auch sie ist mit ihren 21 Metern Kronenumfang im Inventar verzeichnet.
Rund um Bäume gehen die Emotionen regelmässig hoch. Vor jeder angekündigten Fällung in der Stadt hagelt es Protest und Leserbriefe.
«Je weniger Bäume es in der Stadt gibt, desto stärker fällt der einzelne ins Gewicht.»
Das sagt Historiker Peter Müller, der sich seit über 20 Jahren mit Bäumen und Wäldern beschäftigt.
Müller hat auch den Streit um das Buchenwäldchen oberhalb des Bahnhofs St.Fiden von 1912 nachgezeichnet. 37 alte Buchen drohten damals wegen eines Bauprojekts zu verschwinden. Nach Protest aus der Bevölkerung sammelten Natur- und Heimatschutz 11000 Unterschriften für eine Petition. Schliesslich kaufte die Stadt die Liegenschaft und verhinderte so die Fällung.
Einzelne markante Bäume zu schützen und in ein entsprechendes Inventar aufzunehmen sei richtig, sagt Peter Müller. Man dürfe aber die vielen «anonymen Durchschnittsbäume» in der Stadt nicht vergessen. Auch ihnen gelte es, Sorge zu tragen.
Zu den schützenswerten Naturobjekten zählt die Stadt nicht nur Einzelbäume, sondern auch Naturschutzflächen wie Weiher, Riedflächen und Geotope. Die Überarbeitung des Inventars dieser sogenannten Flächenobjekte ist in den kommenden zwei Jahren geplant.
Weitere Infos unter www.stadtplan.stadt.sg.ch.
Selten muss ein Baum sein, so wie die 24 Meter hohe Krim-Linde an der Guisanstrasse. Oder von besonderer Erscheinung oder Bedeutung für den Standort, wie die Kaiserlinden auf dem Lindeli in Haggen. Oder historisch bedeutsam, wie die Linden auf dem Kinderfest- oder dem Gallusplatz. Erfüllt ein Baum eine oder mehrere dieser Bedingungen, kommt er für das städtische Inventar der schützenswerten Naturobjekte in Frage. Baum für Baum haben Experten aus den Dienststellen Stadtgrün und Stadtplanung in den vergangenen Jahren überprüft und nach vier Kriterien abgeklopft: Seltenheitswert sowie gestalterische, historische und ökologische Bedeutung. Rund 200 schützenswerte Bäume kamen im überarbeiteten Inventar schliesslich zusammen. Es handelt sich dabei um Einzelbäume, Baumgruppen oder Baumreihen wie die Rosskastanien an der Vonwilstrasse am Rand der Kreuzbleiche.
Neben dem Inventar schützenswerter Naturobjekte regeln auch Bauordnung und Zonenplan, welche Bäume in der Stadt als geschützt gelten. Dort sind weiträumige Baumschutzgebiete definiert. Dazu zählen fast der ganze Rosenberg, der Fuss des Bernegg-Hügels und ein Grossteil St.Georgens sowie diverse Schulanlagen, Friedhöfe und Pärke. Um in so einem Gebiet einen Baum zu fällen, dessen Stamm 80 Zentimeter oder mehr Umfang hat, ist eine Bewilligung nötig.
Um die markanten Exemplare im Inventar schützenswerter Bäume zu pflegen, sind besondere Massnahmen erforderlich, wie es in einer Mitteilung der Stadt heisst. Dazu gehört, dass ein Baumpflegespezialist die wertvollen Exemplare regelmässig überprüft und folgende Fragen abklärt: Wie sicher und stabil steht der Baum? Wie gesund ist er? Auch besondere Pflege- und Unterhaltsmassnahmen können notwendig sein. Die Stadt lässt dabei die teils privaten Eigentümer der Inventarbäume nicht alleine, sondern lässt sie fachlich und finanziell unterstützen.
Zu jedem schützenswerten Baum im Inventar ist ein Faktenblatt verfügbar. Es verzeichnet die Höhe sowie den Stamm- und Kronenumfang. Jeder Baum hat auch einen Kurzbeschrieb, inwiefern er schutzwürdig ist. (rbe)
Trockenheit, Salz, Schadstoffe, verdichtete Böden, unsorgfältige Bauarbeiter: Vieles kann den städtischen Bäumen zusetzen und sie anfällig für Pilze und Bakterien machen. Sind die kranken Bäume zu stark geschwächt, werden sie zum Sicherheitsrisiko. Auf der Fällliste der Dienststelle Stadtgrün stehen in diesem Winter 40 Bäume. Bereits gefällt sind sechs Silberlinden bei der Tonhalle. Den 1909 gepflanzten Bäumen hatte seit Jahren eine Pilzerkrankung zu schaffen gemacht. Weiter auf der Fällliste stehen beispielsweise die Linde auf dem Damm beim Mannenweier, eine Esche beim Schwimmbad Rotmonten, eine Hängebuche am Ostfriedhof und drei Spitzahorne an der Hochwachtstrasse. (rbe)