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Ein Badegast, der schon seit Jahrzehnten eine Kabine im Strandbad Rorschach mietet, hat sein Saisonabo gekündigt, weil ihm die Anordnungen des neuen Badmeisters gegen den Strich gehen. Bei der Stadt bedauert man die Reaktion und verweist auf Gepflogenheiten, die für alle Badegäste gelten.
Sommer, ein Tag im Freibad: Das verspricht unbeschwerte Stunden. Mit Abkühlung, Pommes frites und Eis am Stiel. Das hat in der Vergangenheit auch ein älterer Badegast so gehandhabt. Nun hat es ihm aber sozusagen das Badetuch gelupft. Er wendet sich an die «Tagblatt»-Redaktion und schreibt: «Ich habe seit der Ära Kägi, also seit Jahrzehnten, im Strandbad Rorschach eine Kabine gemietet. Ein Spiegel und zwei Stangen zum Aufhängen der Badetücher wurden montiert. Am Ende der Saison habe ich jeweils die Kabine geräumt und den Liegestuhl und die Bodenmatte auf der Sitzbank ‹meiner› Kabine deponiert. Das geht ab sofort nicht mehr, hat mir der neue Badmeister zu verstehen gegeben. Die Kabine müsse neu Ende Jahr total geräumt werden.»
Sein Argument, dass das Strandbad-Team «seine» Kabine nie reinigen musste, weil er das jeweils selbst tue, habe nicht geholfen. Weiter ärgert sich der Mann: «Auch mein Argument, dass ich darin einen Grund sähe, in Zukunft das Abonnement nicht mehr zu erneuern, konnte sein Herz nicht erweichen. Es ist dem Badmeister egal, wenn eine weitere Kabine die ganze Saison nicht vermietet wird. Irgendwie scheint ihm der Durchblick zu fehlen, dass das grosse Defizit mit den Steuergeldern von Rorschach finanziert wird und da steuere ich nicht wenig dazu bei.»
Der verärgerte Badegast räumt zwar ein, dass er das Strandbad in den vergangenen Jahren nicht mehr oft besuchte, aber die Kabine trotzdem aus Solidarität gemietet habe. «Ich hatte so das Gefühl, einen kleinen Beitrag an das Defizit des Strandbades beizusteuern. Was mir sicher fehlen wird, sind unter anderem die guten Hamburger des Strandbadrestaurants.» Das alles erinnere ihn aber an Beamte, die alles stur nach dem Buchstaben umsetzten.
Stadtpräsident Röbi Raths bedauert, dass der Badegast sein Saisonabonnement aus Verärgerung gekündigt hat, er zeigt aber auch Verständnis für die Reaktion des Badmeisters. Raths betont, dass das Strandbad Rorschach ein typischer Saisonbetrieb sei. Nach Saisonschluss müssten Unterhaltsarbeiten getätigt werden, und die von Dauergästen benutzten Kabine gehörten nun mal zur Anlage. Zudem verweist der Stadtpräsident auf den Sicherheitsaspekt, es bestehe beispielsweise bezüglich Einbruch oder Vandalismus immer ein Risiko. Ausserdem sei es ihm wichtig, keine Präjudizien zu schaffen.
Auch im Strandbad verweist man auf die Reinigung zu Saisonschluss. Diese Arbeiten seien äusserst mühsam, wenn die Kabinen noch teilweise belegt seien. Aus diesem Grund würden Dauermieter gebeten, ihre Kabäuschen zu räumen. Allerdings, so ein Angestellter, müsse niemand Angst haben, dass er seine Kabine in der nächsten Saison nicht mehr bekomme. Er sagt:
«Nach Saisonstart haben Dauermieter jeweils einen Monat Zeit, um ihre Kabine erneut zu mieten. Erst nach dieser Frist werden sie an andere Interessenten vergeben.»