Autos dürfen etwas länger auf dem St.Galler Marktplatz bleiben

Die Aufhebung von 38 Parkplätzen und die Neugliederung der Märkte auf dem Marktplatz verzögert sich bis 1. April. Die Stadt braucht also drei Monate mehr Zeit als ursprünglich veranschlagt. Aus den Reihen der Marktfahrer ist leise Kritik zu hören.

Reto Voneschen
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Die Parkplätze auf dem Marktplatz und dem Blumenmarkt (vorne im Bild) verschwinden erst auf den 1. April 2019 hin. Dies, weil die Aufwertungsmassnahmen für den ständigen Markt noch nicht spruchreif sind. (Bild: Urs Bucher - 27. Dezember 2018)

Die Parkplätze auf dem Marktplatz und dem Blumenmarkt (vorne im Bild) verschwinden erst auf den 1. April 2019 hin. Dies, weil die Aufwertungsmassnahmen für den ständigen Markt noch nicht spruchreif sind. (Bild: Urs Bucher - 27. Dezember 2018)

Vor den Sommerferien war alles klar: Die 38 Parkplätze auf dem Marktplatz selber, auf dem Trottoir auf der Nordseite des Platzes und auf dem Blumenmarkt sollten bis Ende Jahr aufgehoben werden. Dies zu Gunsten von Massnahmen, die den ständigen Markt zukunftstauglich machen sollen. So sollten seine grünen Markthäuschen bis Ende September am oberen Ende des Marktplatzes zusammenrücken. Zudem sollten ab 1. Januar 2019 Wochenmärkte und Bauernmarkt näher an den ständigen Markt heranrücken. Der Termin wurde von den Stadträtinnen Sonja Lüthi und Maria Pappa mehrfach gegenüber Medien bestätigt.

Zuerst klappte der Fahrplan fürs provisorische Zusammenrücken des ständigen Marktes bis Ende September nicht: Ein Standbetreiber, der hätte zügeln sollen, sprach sich dagegen aus. Womit die Massnahme gemäss dem Versprechen von Baudirektorin Maria Pappa, niemanden zu diesem provisorischen Schritt zwingen zu wollen, hinfällig wurde. Immerhin wurde das ständige Marktangebot im September durch einen Stand mit Biobrot ergänzt.

Aufwertungsmassnahmen noch nicht bereit

Und jetzt ist weiter klar: Die Stadt kann auch ihren Fahrplan für die anderen Massnahmen zu Gunsten des Marktes nicht einhalten. Die Parkplätze werden erst auf 1. April 2019 aufgehoben. Auf das gleiche Datum treten die Änderungen bei den Standorten der Märkte in Kraft. Baudirektorin Maria Pappa bestätigte dies auf Anfrage. Sie nahm dabei für beide ins Geschäft involvierte Direktionen Stellung, also für die Baudirektion wie die Direktion Soziales und Sicherheit.

Die Verzögerung begründete Maria Pappa mit dem Aufwand für die Gespräche, die die Gewerbepolizei mit allen betroffenen Marktfahrerinnen und Marktfahrern führen musste. Für Anbieterinnen und Anbieter von Wochenmärkten und Bauernmarkt sei die Verschiebung des Standortes ein sehr wichtiges Thema. Wer mit seinem Stand wohin zu stehen komme, sei für sie keine einfach zu beantwortende Frage.

«Starken Akzent für die Märkte setzen»

Dazu komme, dass es bei den Wochenmärkten offene Fragen bezüglich der Öffnungszeiten gebe; da seien weitere Abklärungen nötig. Die dadurch entstehende Verzögerung komme der Baudirektion nicht ungelegen, versichert Maria Pappa im Gespräch. Die Ausführung der Bau- und Malerarbeiten in Zusammenhang mit der Parkplatzaufhebung sei ja sowieso erst im Frühling möglich.

Ebenfalls auf den 1. April 2019 hin sollen die Parkplätze auf der Nordseite des Marktplatzes verschwinden. (Bild: Urs Bucher - 27. Dezember 2018)

Ebenfalls auf den 1. April 2019 hin sollen die Parkplätze auf der Nordseite des Marktplatzes verschwinden. (Bild: Urs Bucher - 27. Dezember 2018)

Es mache zudem Sinn, das ganze Änderungspaket für den Markt auf einen Termin hin und nicht zeitlich gestaffelt umzusetzen, findet die Baudirektorin. Damit könne man im Frühling einen deutlichen und auch werbewirksamen Akzent zu Gunsten der städtischen Märkte setzen. Dies umso mehr, als der Bauernmarkt am 3. April in seine Saison 2019 starten wird.

Einzelne kritische Stimmen

Aus dem Umfeld der städtischen Märkte war bereits im Frühherbst vereinzelt Kritik «am Schneckentempo der Gewerbepolizei» zu hören gewesen. Zu langsam ging es vor allem jenen, die sich angesichts der aktuellen Probleme im Detailhandel schnelle Veränderungen wünschen.

Während die Bauverwaltung engagiert und mit Hochdruck nach Lösungen gesucht habe, bremse die Gewerbepolizei, hiess es. Da wisse wohl die linke Hand wieder einmal nicht, was die rechte wolle. Und die Stadtregierung habe offenbar Mühe, sich gegen die Verwaltung durchzusetzen.

Der ständige Markt ist heute über den Marktplatz verteilt. Die Stadt will ihn neu am oberen Ende der Freifläche konzentrieren. Darunter sollen die Wochenmärkte und der Bauernmarkt anschliessen, so dass die Marktstände optisch kompakt daher kommen. (Bild: Urs Bucher - 29. Juni 2018)

Der ständige Markt ist heute über den Marktplatz verteilt. Die Stadt will ihn neu am oberen Ende der Freifläche konzentrieren. Darunter sollen die Wochenmärkte und der Bauernmarkt anschliessen, so dass die Marktstände optisch kompakt daher kommen. (Bild: Urs Bucher - 29. Juni 2018)

Baudirektorin Maria Pappa weist diese Kritik als nicht fundiert zurück. Es fänden regelmässige Koordinationssitzungen zwischen den Direktionen statt. Dabei habe sie selber von der Gewerbepolizei erfahren, dass einer Mehrheit der Marktfahrer Veränderungen auf dem Marktplatz auch per 1. April 2019 gelegen kämen.

«Auch die Märkte müssen sich neu ausrichten»

Peter Wetli, Standbetreiber auf dem ständigen Markt und gleichzeitig dessen Vertreter nach aussen, zeigt sich enttäuscht über die Verzögerung. Die angedachten Aufwertungsmassnahmen und der Ausbau des Angebots seien für den ständigen Markt überlebenswichtig. Der ursprüngliche Plan, einzelne Massnahmen schon auf Ende September umzusetzen, wäre für ihn ideal gewesen.

Die Parkplatz entlang der Bank CA. Auch sie sollen ab nächsten Frühling durch die Wochenmärkte und den Bauernmarkt belegt werden. (Bild: Urs Bucher - 27. Dezember 2018)

Die Parkplatz entlang der Bank CA. Auch sie sollen ab nächsten Frühling durch die Wochenmärkte und den Bauernmarkt belegt werden. (Bild: Urs Bucher - 27. Dezember 2018)

Es sei schade, dass das ganze Paket jetzt aus für ihn schwer nachvollziehbaren Gründen weiter hinausgeschoben werde. Eine Mehrheit der Anbieterinnen und Anbieter auf den verschiedenen Märkten sei im Sinne des Ganzen für die Veränderungen, die die Baudirektion angedacht habe. Ihre Motivation erhalte aber durch die terminliche Verschiebung mit Sicherheit einen Dämpfer.

«Veränderungen machen immer Mühe»

Einzelne Marktfahrer hätten Mühe mit der Neuausrichtung, bestätigt der Marktfahrer. Das sei aber menschlich und daher immer so, wenn man etwas Neues probieren wolle. Bequemer sei es natürlich, auf Veränderungen zu verzichten. Wie der Rest des Detailhandels müssten die Märkte aber auch auf neue Entwicklungen reagieren, ist Wetli überzeugt:

«Auch die Märkte und ihre Anbieter müssen sich bewegen, wenn sie eine Zukunft haben wollen.»

Damit der Marktstandort St.Gallen auf Dauer eine Chance hat, braucht es für Peter Wetli bei der Stadt klare Vorstellungen, wohin man sich mit diesem Bereich entwickeln will. Und es brauche eine klare Führung der Märkte durch die Behörden. Vom Stadtrat und von der Verwaltung wünscht sich der Vertreter des ständigen Marktes, dass sie den Märkten und ihren Anbietern die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Dafür müssten alle Beteiligten flexibel und offen für Neues sein, aber auch die Bereitschaft haben, Spielräume auszuloten und neue Ideen auszuprobieren.

Am 24. Januar werden die Ideen vorgestellt

Nicht nur an Sofortmassnahmen zur Aufwertung der städtischen Märkte wurde in diesem Jahr gearbeitet. Parallel dazu fand auch der Ideenwettbewerb zur Neugestaltung von Marktplatz und Bohl statt. Die eingereichten Beiträge sind inzwischen juriert. Sie werden jetzt im nächsten Schritt dem Stadtrat vorgelegt und von ihm diskutiert.

Bereits fix ist der Termin für die öffentliche Vorstellung der vom Stadtrat verabschiedeten Resultate des Ideenwettbewerbs: Es ist der 24. Januar. An diesem Tag werden neben den Medien auch die Mitglieder des Stadtparlaments zu einer öffentlichen Präsentation eingeladen. Und am Abend diskutiert das Forum Marktplatz über die Grundideen der Planungsbüros zur Neugestaltung eines der wichtigsten öffentlichen Räume der Stadt. (vre)