Startseite
Ostschweiz
St Gallen Gossau Rorschach
Eine Expedition in Alaska hat das Leben von zwei Eggersrietern verändert. Nun stellen sie auch andere vor diese Herausforderung. Diesen Sommer organisieren sie erstmals selber eine Reise ins Ungewisse.
«Ist uns das nicht eine Nummer zu gross?», fragten sich Claude Bauer und Daniel Aepli, als sie im Sommer 2012 irgendwo im Norden Alaskas aus einem Wasserflugzeug gestiegen waren. Nachdem das Propellergeräusch verklungen war, erlebten sie eine emotionale Achterbahnfahrt: «Erst kamen drei Minuten totaler Unsicherheit. Dann stiess ich einen Freudenschrei aus. Und dann war da nur noch das Summen der Mücken», erinnert sich Bauer.
Zehn Tage lang schlugen sich die beiden durch auf dem Weg zum Ziel dieser «Schnitzeljagd». Organisiert wurde die Tour von der Pfadi Schweiz, der die beiden seit ihrer Jugend in Eggersriet verbunden waren. «Dort aufzuwachsen bedeutet quadratkilometerweise Raum, den es zu entdecken gilt», sagt Bauer. Nachdem die Begeisterung für die Natur während Schul- und Lehrzeit abgeklungen war, weckte die Reise nach Alaska die grosse Begeisterung für Trekkingtouren fernab der Zivilisation.
Nach weiteren solchen Pfadi-Abenteuerreisen, als Teilnehmer und später als Organisatoren, gehen Aepli und Bauer nun einen Schritt weiter. Diesen Sommer organisieren sie mit dem «Rewild Project» ihre erste eigene Expedition. Ein Team hat sich bereits definitiv angemeldet, die Frist für weitere Zweier- oder Dreiergruppen läuft noch. Die Teilnehmer erwartet das Ungewisse. Aepli lässt sich nur so viel entlocken: In Frage kommen die Regionen Europa/Vorderasien oder Nordamerika. An mehreren Vorbereitungstreffen gibt es weitere Hinweise, etwa darüber, welche Temperaturen vor Ort herrschen. «Die Teilnehmer sollen sich im Vorfeld nicht zu sehr mit der Destination befassen. Sondern mit möglichen Situationen, die sie dort erwarten», sagt der 29-jährige Aepli.
Ihren Lebensunterhalt bestreiten die beiden über Festanstellungen. Beim neuen Vorhaben gehe es um die Freude am Pläneschmieden. Ausserdem wollen sie mit der ersten eigenen Expedition im neuen Rahmen Erfahrungen sammeln. Vom eigenen Projekt versprechen sie sich mehr Freiheiten in der Ausgestaltung. Die Expeditionen wollen sie auf die jeweiligen Teams zuschneiden – wie viele Kilometer zurückgelegt und welche Aufgaben gelöst werden, bestimmen die Teilnehmer.
«Aus sportlichen Gründen ist bei unseren bisherigen Expeditionen noch keiner gescheitert», sagt der 32-jährige Claude Bauer. Doch jeder Fehler kann einen zum Aufgeben zwingen – Bauer und Aepli werben auf ihrer Webseite sogar damit: «Es war die perfekte Vorbereitung! Und dann liessen wir die Zeltstangen liegen und fanden sie nicht mehr. Das war das Ende», heisst es etwa.
Für Aepli sind die Expeditionen ein Spiel, bei dem niemand verlieren kann: «Scheitern können die Teilnehmer jederzeit. Aber das gehört zum Erlebnis dazu.» Die Herausforderung liege im Mentalen und in der Gruppenchemie: Wenn der eine schlechte Laune habe, müsse sich der andere eben umso mehr aufraffen.
Im Lauf einer solchen Expedition mache man eine Entwicklung durch, sagt Bauer. «Unsere Sinne sind nicht mehr auf die Natur eingestellt. Ist das, was ich sehe nur schön oder auch gefährlich? Solche Fragen stellt man sich am Anfang ständig.» Doch mit jedem Schritt bekomme man ein besseres Gefühl für den Untergrund, mit jedem Regenguss könne man das Klima vor Ort besser einschätzen.
Ihr erster Abstecher nach Alaska hat auf die beiden so viel Eindruck hinterlassen, dass sie sich dort ein Stück Land gekauft haben. «Eigentlich finde ich den Gedanken ja absurd, die Wildnis besitzen zu wollen», sagt Bauer. Pläne, dort ein Haus zu bauen oder gar auszuwandern gebe es keine. «Uns reicht es zu wissen, dass dieses Stück Land dort ist. Und einen Grund zu haben, immer wieder nach Alaska zurückzukehren», sagt Aepli.