In den Mörschwiler Häftlibach sind Tausende Liter Gülle geraten. Streckenweise sind deshalb alle Fische im Bach verendet. Bei Horn hat die Feuerwehr eine Sperre gebaut, um die Gülle abzupumpen.
Der Häftlibach fliesst durch die Gemeinden Mörschwil, Tübach und Horn in den Bodensee. Am Montag sind über 2000 Liter Gülle in den Bach ausgelaufen. «Als wir ankamen, sahen wir noch ein paar Fische, die aus dem verschmutzten Wasser sprangen und so versuchten, dem Güllenschwall zu entkommen», sagt Christian Geisser. Er ist Schadensdienstmitarbeiter beim Amt für Wasser und Energie des Kantons St. Gallen. Viele Fische sind mittlerweile verendet.
Was ist geschehen? Ein Mörschwiler Bauer habe Gülle in ein Jauchebecken gepumpt, sagt Florian Schneider, Sprecher bei der Kantonspolizei St. Gallen. Dabei habe sich nach dem jetzigen Erkenntnisstand der Polizei ein Ventil der Pumpe selbstständig geschlossen. Zwei bis drei Kubikmeter Gülle seien ausgelaufen. «Die Gülle lief über verschiedene Schächte in den Häftlibach», sagt Schneider. Als der Bauer dies bemerkt habe, habe er die Polizei gerufen.
Diese hat daraufhin die Mörschwiler Feuerwehr aufgeboten. «Wir haben Frischwasser in den Bach gepumpt», sagt Kommandant Anton Hauser. «So konnten wir das verschmutzte Wasser verdünnen.»
Bald vor Ort war auch Marcel Zottele, kantonaler Fischereiaufseher. Er spricht von einem «streckenweisen Totalausfall»: In einem Bachabschnitt in Mörschwil seien alle Fische gestorben. «Wir haben gut hundert tote Fische vorgefunden, gehen aber davon aus, dass weit mehr gestorben sind.» Bei einer nachträglichen Kontrolle habe man stellenweise keine Fische mehr angetroffen. Diese Kontrolle wird mit Elektrobefischung durchgeführt. Dabei werden Fische kurz betäubt, um den vorhandenen Fischbestand einzuschätzen.
Es gehe nun darum festzustellen, wie lang der Bachabschnitt ist, in dem die Gülle konzentriert genug war, um die Tiere zu vergiften. Betroffen seien vor allem Bachforellen und Seeforellenbrütlinge. Aber auch Insekten hätten den Jaucheschwall nicht überlebt, so Zottele. «Nicht nur sind Fische gestorben; auch ihre Nahrungsgrundlage wurde auf einer gewissen Strecke ausgelöscht.»
Manche der nun im Häftlibach eingegangenen Fische sind erst vor kurzem dort ausgesetzt worden. Der Bach ist Teil eines interkantonalen Seeforellen-Förderprogramms. Hier werden Seeforellen ausgesetzt, damit sie im Bach laichen. Nach gut anderthalb Jahren wandern die Fische in den Bodensee. Wenn sie die Geschlechtsreife erreicht haben, kehren die Forellen wieder zum Laichen in den Bach zurück. «Noch im April haben wir hier Forellen ausgesetzt», sagt Zottele. Jene im unteren Teil des Baches seien von der Verschmutzung weniger betroffen, wohl aber die im oberen: «Dort war wahrscheinlich ein beträchtlicher Teil unserer Arbeit umsonst.»
Nächsten Frühling werde man von neuem Fische aussetzten. Bis sich das ganze Ökosystem des Baches erholt habe, könne es aber dauern. «Bei einer solch starken Verschmutzung kann das erfahrungsgemäss zwei bis drei Jahre dauern», sagt Schadensdienstmitarbeiter Christian Geisser.
Die in Mörschwil verursachte Bachverschmutzung hat auch die Feuerwehren in den Gemeinden Tübach und Horn auf Trab gehalten. In Tübach verdünnten Feuerwehrleute das mit Gülle durchsetzte Wasser weiter. Kurz vor Horn – ziemlich genau auf der Kantonsgrenze – wurde dann eine Sperre gebaut. «Dort konnte die Feuerwehr das verschmutzte Wasser abpumpen und auf ein Feld leiten», sagt Martin Eugster, Chef des Amtes für Umwelt des Kantons Thurgau. Ein weiteres Fischsterben im unteren Teil des Baches (in Horn heisst er Hornbach) konnte man so verhindern. «Im unteren Lauf des Baches kamen keine Lebewesen zu Schaden», sagt Eugster. Für ihn sei dies ein typisches Beispiel dafür, wie wichtig die schnelle Zusammenarbeit zwischen den Kantonen sei. Und in diesem Fall habe diese Zusammenarbeit sehr gut funktioniert.