Abstimmung
Jetzt ist klar: Der Schulrat Andwil-Arnegg favorisiert ein neues Schulhaus in Arnegg

Die Schulbürgerinnen und Schulbürger haben 2022 die Wahl: Sie können sich zwischen einem Erweiterungsbau in Andwil und einem Schulhausneubau in Arnegg entscheiden. Nun sind weitere Details zu den beiden Varianten bekannt. Erstmals gibt es auch Kostenschätzungen. Der Schulrat hat derweil schon seinen Favoriten: Er empfiehlt den Neubau in Arnegg.

Perrine Woodtli
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Eine von zwei Varianten: An der Weideggstrasse in Arnegg wird ein neues Schulhaus gebaut.

Eine von zwei Varianten: An der Weideggstrasse in Arnegg wird ein neues Schulhaus gebaut.

Bild: Ralph Ribi

Andwil oder Arnegg? Diese Frage steht in der gleichnamigen Schulgemeinde schon länger im Raum. Dass es ein neues Schulhaus braucht, ist unbestritten. Das Schulhaus Otmar mit Baujahr 1870 ist in die Jahre gekommen, die Schülerzahlen steigen, der Raum wird knapp. Doch wo das neue Schulhaus stehen soll, muss noch entschieden werden.

Von zehn Varianten sind zwei übriggeblieben: die Erweiterung der Schulanlage Ebnet in Andwil oder ein Neubau an der Weideggstrasse in Arnegg. Vor einem Jahr hat die Stimmbürgerschaft dem Schulrat den Auftrag gegeben, dafür Vorprojekte mit Kostenschätzungen zu erstellen.

In den vergangenen Monaten hat der Schulrat beide Varianten in Zusammenarbeit mit der Schällibaum AG detailliert geprüft. Nun liegt das Papier vor. In diesem gibt der Schulrat auch gleich eine Empfehlung ab: Er spricht sich einstimmig für einen Neubau in Arnegg aus.

Die Andwiler Variante weist mehr Nach- als Vorteile auf

Im Dossier werden beide Varianten gegenübergestellt. Bei der Erweiterung der Schulanlage Ebnet, bei der ein neuer Trakt D gebaut würde, überwiegen gemäss Schulrat die Nachteile. Ein Kritikpunkt: Das Grundstück müsste zuerst umgezont werden. Das sei nicht ganz unproblematisch. «Eine Verzögerung von zwölf Monaten wäre bei Aussicht auf Erfolg durchaus vertretbar, doch ist der Ausgang völlig ungewiss.»

Einen weiteren Nachteil sieht der Schulrat in der Schulhausgrösse. Das Ebnet-Schulhaus gehört mit rund 265 Schülerinnen und Schülern jetzt schon zu den grössten Primarschulhäusern im Kanton. Mit dem neuen Trakt D würde es noch grösser, um rund 15 bis 20 Prozent. In den Unterlagen heisst es:

«Eine Primarschulanlage von dieser Grösse widerspricht aus pädagogischer und organisatorischer Sicht jeglicher Vernunft und Logik.»

Die Orientierung auf dem Schulareal sei heute schon schwierig. Weiter passe der Trakt D, der das grösste Gebäude auf dem Areal wäre, nicht ins Gesamtbild und wirke verloren. Ein Vorteil des Standortes Ebnet sei, dass unter anderem Spielwiesen und Pausenplätze bereits vorhanden seien.

Die zweite Variante: Das Schulhaus Ebnet in Andwil wird erweitert.

Die zweite Variante: Das Schulhaus Ebnet in Andwil wird erweitert.

Bild: Ralph Ribi

Überschaubare Quartierschulhäuser und kürzere Schulwege

Anders die Situation in Arnegg. Dort würde auf der grünen Wiese gebaut. Das benötige zwar mehr Bauland. Dennoch sieht der Schulrat mehr Vor- als Nachteile in einem Neubau. Mit diesem gäbe es statt eines Riesen-Schulhauses «zwei Quartierschulhäuser mit einer überschaubaren Grösse».

Einen grossen Vorteil sieht der Schulrat auch darin, dass das Gelände bereits in der richtigen Bauzone für öffentliche Bauten eingezont ist. Die Planungszeit verkürze sich dadurch um einiges, und die Umsetzung sei schneller realisierbar. Ein weiterer Vorteil: Für 40 bis 50 Kinder – hautsächlich aus Arnegg – verkürzt sich der Schulweg.

Aus Kostengründen auf Aula und Turnhalle verzichtet

Am meisten dürften die Schulbürgerinnen und Schulbürger die Kosten interessieren. Denn Zahlen gab's bisher noch keine. Der Schulrat vertrete die Meinung, dass sowohl die pädagogischen Überlegungen als auch die raum- und städteentwicklungstechnischen Kriterien nach Möglichkeit im Vordergrund stehen sollen. «Er hat bei der Ausarbeitung der Projekte den Kostenaspekt aber nie aus den Augen verloren.» Die Kosten seien ein wichtiges und entscheidendes Kriterium.

So habe man das Raumprogramm auf das Notwendige reduziert. Turnhalle, Aula und Bibliothek seien nur einige Beispiele von Räumen, auf die bei der Neubauvariante in Arnegg bewusst verzichtet wurde.

Kosten wird unter anderem das Land. Für den Trakt D in Andwil rechnet der Schulrat mit knapp 8000 Quadratmetern für rund 540'000 Franken. Für den Neubau in Arnegg müsste die Schulgemeinde rund 1,53 Millionen hinblättern für knapp 14'000 Quadratmeter. Wie viel Quadratmeter wirklich benötigt werden, hänge aber stark vom Bauprojekt ab und könne erst in einer nächsten Phase genau bestimmt werden.

Das Schulhaus Otmar in Andwil hat allmählich ausgedient.

Das Schulhaus Otmar in Andwil hat allmählich ausgedient.

Bild: Benjamin Manser

Weitere Investitionen in den nächsten Jahren

Für den Trakt D in Andwil rechnet der Schulrat mit Investitionskosten von insgesamt rund 10,2 Millionen Franken. Der Neubau in Arnegg wäre mit rund 16 Millionen Franken somit etwa 5,8 Millionen teurer. Bei diesen Schätzungen seien jedoch verschiedene Faktoren noch nicht berücksichtigt, betont der Schulrat. Unabhängig vom aktuell vorliegenden Projekt stünden in den kommenden sieben bis zehn Jahren die nächsten grösseren Investitionen auf der Schulanlage Ebnet an. Der Trakt B (Baujahr 1962) inklusive der Mehrzweckhalle (Baujahr 1975) müssen totalsaniert werden.

Mit dem neuen Trakt D wären fast alle Räume im Schulhaus Ebnet genutzt, heisst es. «Es gibt nahezu keine freien Reserven.» Auch fallen wesentlich höhere Kosten für Ersatzschulräume an. Die Renovation würde um einiges umfassender, komplexer und somit kostenintensiver werden, heisst es weiter.

Bei einer Erweiterung des Ebnets würde zudem der Doppelkindergarten Weidegg in den nächsten Jahren für rund eine Million saniert werden müssen. Bei der Neubau-Variante würde dieser Kindergarten in den Schulhausneubau in Arnegg integriert werden, was Mehrkosten von rund 150'000 Franken verursachen würde. Die neuen Kindergartenräume würden dafür um 50 Prozent grösser werden.

Nur noch rund eine halbe Million Unterschied

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren sei die erwartete Differenz der Investitionskosten zwischen den beiden Varianten massiv kleiner als bisher angenommen wurde, schreibt der Schulrat. Die neu berechneten Gesamtkosten für den Trakt D und die anstehenden Renovationen belaufen sich auf insgesamt knapp 14 Millionen Franken.

Der Neubau würde unter Berücksichtigung eines möglichen ausserordentlichen Standortbeitrages der Stadt Gossau in der Höhe von 1,5 Millionen zudem noch rund 14,5 Millionen kosten. Die Kostendifferenz reduziere sich somit auf rund 550'000 Franken. Die Kostengenauigkeit in dieser Projektphase betrage gemäss üblicher Praxis etwa 25 Prozent.

Aus finanzieller Sicht und über einen langfristigen Zeitraum betrachtet, komme ein Schulhausneubau günstiger als ein Erweiterungsbau im Ebnet, schreibt der Schulrat. Er sei überzeugt, dass mit einem Neubau in Arnegg auch das Schulhaus Ebnet in mehrfacher Hinsicht eine positive Aufwertung erhalte. «Mit einem Schulhausneubau in Arnegg profitieren alle Schülerinnen und Schüler.»

Stimmvolk hat das letzte Wort

Ob die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger das gleich sehen, wird sich zeigen. Denn Empfehlung hin und her: Das letzte Wort hat die Stimmbürgerschaft. Am 30. August gibt es einen Informationsanlass. Die Abstimmung über das Jahrhundertprojekt findet frühestens Anfang 2022 statt, wie Schulratspräsident Christoph Meier-Meier im Juni sagte.

Ihre Meinung bereits gemacht hat die Stadt Gossau. Der Stadtrat unterstützt einen Schulhausbau in Arnegg, wie er schon 2019 in einem Vorstoss festgehalten hat. Auch die Dorfkorporation Arnegg hofft auf den Neubau. Deren Präsident Markus Giger sagte im Frühling gegenüber dieser Zeitung: «Man muss die Schulhäuser dort bauen, wo die Familien mit Kindern leben.» Mit einem eigenen Schulhaus würde das Dorf zudem gestärkt.