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Bei der ökologischen Aufwertung stiess man auf invasive Pflanzen. Am Wochenende wird das Burgweier-Areal im Westen der Stadt St.Gallen offiziell für die Bevölkerung geöffnet. Abgeschlossen ist Aufwertungsprojekt aber noch nicht.
Neugierige, Anwohner, Kinder, ihre Eltern, Jogger und Naturinteressierte: Sie alle haben das Burgweier-Areal bereits in Beschlag genommen. Dabei ist die Öffnung des Gebiets im Westen der Stadt noch nicht einmal abgeschlossen. Die Wege sind fertig gebaut, Bänkli und Abfallkübel montiert und Mitarbeiter von «Stadtgrün» erledigen letzte Gestaltungsarbeiten rund um die zwei Weiher. Am Samstag wird das Areal offiziell für die Öffentlichkeit zugänglich. «Ohne einen Festakt. Wir öffnen das Areal einfach», sagt Stadträtin Maria Pappa.
Statt einer Zeremonie pflanzt die Vorsteherin der Direktion Planung und Bau am Mittwoch bei der Medienorientierung zusammen mit dem Leiter von Stadtgrün, Adrian Stolz, symbolisch einen Vogelbeerbaum. Die beiden schaufeln wie wild. Pappa versinkt mit den Stiefeletten im Erdreich.
Es ist ein kleiner Akt für die grösste Grünfläche im Siedlungsgebiet der Stadt St.Gallen – rund neun Hektaren gross, was etwa 14 Fussballfeldern entspricht.
«Für den ganzen Stadtrat ist es eine grosse Freude, das Areal jetzt endlich für die Bevölkerung öffnen zu können.»
In der Blüte der St.Galler Textilindustrie wurde das aufgestaute Wasser der Burgweier für das Färben von Stoffen genutzt. 1972 wurde das Areal zu einem Schutzgebiet erklärt. 2004 sagte das Stimmvolk an der Urne Nein zu einer Umzonung für ein Bauprojekt an der Ecke Burg- und Fürstenlandstrasse. Worauf die Grünfläche eingezäunt wurde und in einen Dornröschenschlaf fiel. Im vergangenen September entschied sich der Grundeigentümer Hans Jörg Schmid dazu, das Areal der Stadt zu verkaufen. «16 Jahre war das Gebiet umzäunt und geschlossen. Die Zeit hatte auch ihr Gutes, denn so konnte sich die Natur ungestört ausbreiten», sagt Stolz.
Nachdem die Stadt das Naturjuwel erworben hatte, ging es schnell: Vor zwei Monaten fuhren die Baumaschinen auf, ein Wegnetz und drei Rastplätze wurden erstellt, gewisse Abschnitte sind behindertengerecht gebaut. «Bauarbeiter entdeckten und entfernten auch einen grösseren Bestand des japanischen Staudenknöterichs, ein invasiver Neophyt», so Stolz.
Das Gebiet sei als Park zu verstehen, weder reines Naturschutzgebiet noch ein intensiv genutztes Areal. Maria Pappa sagt es so: «Ein Nebeneinander von Erholung, Landwirtschaft und Biodiversität soll hier möglich sein.» Eine Mischung, die bei Landschaftsarchitekten in der ganzen Schweiz auf Interesse stosse. «Es wurden auch noch zusätzliche Feuchtgebiete angelegt», sagt der Stadtgrün-Leiter. Diese stossen auf Interesse: Beim Rundgang queren zahlreiche kleine Frösche den Weg.
390'000 Franken kostet das Erschliessungsprojekt. Davon bezahlt die Stadt etwas mehr als die Hälfte. 56'000 Franken stammen aus dem Fonds Tüfentobel, für die Förderung der Biodiversität. Aus dem Agglomerationsprogramm kommen 120'000 Franken für die Fusswege hinzu. Auch der Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung beteiligt sich mit 8000 Franken an den Kosten.
Für Stadträtin Pappa ist das jetzt öffentliche Areal auch eine Form der Kompensation. «Die Lachen ist an sich dicht gebaut. Für dieses Quartier ist das Burgweier-Areal deshalb ein Gewinn. Es gibt dem Westen der Stadt Luft.» Parkplätze wurden nicht erstellt. Denn laut Pappa soll das Naherholungsgebiet in erster Linie von den Quartierbewohnern besucht werden.
«Wer weiter weg wohnt, soll mit einem längeren Spaziergang hierherkommen, statt mit dem Auto.»
Pappa sagt, das Burgweier-Areal solle nicht zur Partymeile mutieren. «Mehr Lärm und Littering, das sind die Bedenken der Anwohner.» Die Stadt werde deshalb ein Auge auf der Thematik haben. Deshalb habe man sich beim Projekt auch bewusst gegen Feuerstellen oder eine Liegewiese entschieden.
«Auch Baden und Fischen ist verboten.»
Das Wasser- und Fischereirecht besitze weiterhin Grundbesitzer Hans Jörg Schmid exklusiv.
Ganz abgeschlossen ist das Projekt noch nicht: Im Herbst werden rund 3900 Quadratmeter Hecken und ein Dutzend Buchen-, Eichen- und Ahornbäume bei den Rastplätzen gepflanzt. Im östlichen Gebiet, Richtung Stadtzentrum, kommen 20 Hochstammbäume hinzu. Zudem soll in rund drei Jahren ein Bach beim Tröckneturm offen gelegt werden. Die Stadt hat die Planung bereits in Angriff genommen. «So entsteht dort nochmals ein zusätzlicher Lebensraum», sagt Stolz.