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Die Stadt St.Gallen hat das Vorprojekt für die Sanierung und Erweiterung des Hallenbads Blumenwies ausgearbeitet. Der Kredit kommt voraussichtlich im Oktober ins Stadtparlament und im März vors Volk.
Wer ab und an schwimmen geht, weiss: Es gibt nichts Ärgerliches als zu viele Badegäste auf einer Bahn, besonders wenn die Tempounterschiede gross sind. Konzentriert schwimmen, in einen Rhythmus kommen, ist da nicht. Stattdessen zirkelt man um andere Schwimmer.
Genau dieses Problem besteht im Hallenbad Blumenwies seit Jahren. 2010 stellte der Stadtrat in einem Postulatsbericht fest, dass im Blumenwies und im Volksbad 650 Quadratmeter Schwimmfläche fehlen. Heute sind es gut 760 Quadratmeter, da mit dem Bevölkerungszuwachs die Zahl der Badegäste gestiegen ist. Und auch schon 2010 hiess es: Das Hallenbad Blumenwies soll erneuert und erweitert werden. Im Mai 2019 wurde das Siegerprojekt eines Architekturwettbewerbs gekürt. Kern des Projekts ist eine Schwimmhalle mit 13 Bahnen à 25 Metern.
Dazu beantragt der Stadtrat dem Stadtparlament jetzt einen Planungs- und Ausführungskredit über knapp 50 Millionen Franken. Voraussichtlich nächsten Frühling kommt der Kredit vors Volk.
Dabei kostet die Erneuerung und Erweiterung des Hallenbads gut 45,4 Millionen Franken. Eigentlich wären es knapp 46 Millionen Franken. Doch ein St.Galler hinterliess 2014 der Stadt 500'000 Franken «an den Bau des Hallenbades Blumenwies». Eingerechnet in die Summe ist eine Reserve von 15 Prozent, da es sich um eine Kostenschätzung handelt.
Das Blumenwies soll der Bevölkerung nach der Sanierung «ein Badeerlebnis ermöglichen von hohem Gesundheitswert und hohem Wohlbefinden», heisst es in der Parlamentsvorlage. Oder wie es Stadtrat Markus Buschor, Direktion Bildung und Freizeit, am Mittwoch vor den Medien ausdrückt:
«Das Blumenwies soll zum führenden Freizeitbad in der Region werden.»
Die Stadt rechnet durch den Ausbau und die Sanierung mit mehr Besucherinnen und Besuchern. Aktuell besuchen pro Jahr 190'000 Badegästen und Schüler das Hallenbad. Künftig sollen es 300'000 sein. Seit 2013 sinkt die Zahl der verkauften Eintritte, es kommen vor allem weniger Individualgäste. Grund dafür ist gemäss Parlamentsunterlagen die abnehmende Attraktivität des Bades.
Nicht nur fehlen Wasserflächen, auch die Eingangshalle sei wenig einladend. Ein zeitgemässes Zutrittssystem mit Kassenautomat fehlt. «Es gibt nicht einmal eine Trennung zwischen der Schuh- und Barfusszone», sagt Buschor. Zudem haben sich Sicherheitsstandards verändert. Die technischen Anlagen sind am Ende ihrer Lebensdauer und genügen nicht mehr heutigen Standards.
Neben der Sanierung sieht das Siegerprojekt «Waikiki» eine Erweiterung Richtung Martinsbruggstrasse und Parkplatz vor. «Das ist städtebaulich insofern spannend, da das Gebäude an die Strasse rückt», sagt Stadträtin Maria Pappa, Direktion Planung und Bau.
Heute muss man die Parkplätze überqueren, um zum Eingang zu gelangen:
Der Anbau ist etwas breiter als der bestehende Bau. Dort entsteht eine Nische, wo ein Aussenbecken mit Sprudeldüsen und einer Wassertemperatur von 34 Grad geplant ist. Dieses entspreche einem Bedürfnis vieler Badegäste, heisst es in der Parlamentsvorlage. «Bei einem allfälligen Verzicht auf dieses Angebot büsst das Blumenwies an Attraktivität ein.» Das Aussenbecken kostet inklusive Reserve gut 1,9 Millionen Franken und kommt separat zur Abstimmung. Das heisst, das Stadtparlament könnte die Sanierung und Erweiterung genehmigen, gleichzeitig aber den Bau des Aussenbeckens ablehnen.
Im Falle einer Ablehnung wird gemäss Unterlagen mit zehn Prozent weniger Eintritten gerechnet. Gleichzeitig fallen weniger Betriebskosten an. Deshalb erwartet die Stadt, dass das Blumenwies nach Sanierung und Erweiterung schwarze Zahlen schreibt, auch ohne Aussenbecken. In den vergangenen drei Jahren fiel pro Jahr ein Verlust von durchschnittlich rund 280000 Franken an.
Das Projekt «Waikiki» sieht ausserdem einen neuen Eingangsbereich vor samt Bistro und Shop. Vom Warteraum kann man in die Schwimmhalle blicken. Maria Pappa sagt zum Baustil:
«Es wird schlicht, aber nicht banal, sondern robust.»
Neben einem Lernschwimmbecken mit verstellbarem Hubboden ist zudem eine Rutschbahn vorgesehen:
Alles schön und gut. Doch muss die Stadt St.Gallen bekannterweise sparen. Im Zuge eines Coronasparpakets wurde etwa die Sanierung des Volksbades nach hinten verschoben. «Wir gehen über alle Projekte und schauen, dass wir ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis erhalten, ohne die Projekte zu verschlechtern», antwortet Baudirektorin Maria Pappa auf eine entsprechende Frage.
Im Falle des Hallenbads Blumenwies wird 60 Zentimeter weniger tief gegraben, als das ursprüngliche Siegerprojekt vorsah. Das erspart Probleme mit dem Grundwasser und ergibt weniger Aushub. Eine ursprünglich geplante Tiefgarage wird nicht gebaut. Die Ausarbeitung des Vorprojekts zeigte, dass die Kosten aufgrund des anspruchsvollen Baugrunds unverhältnismässig hoch ausfallen. Oberirdisch sind neu 84 Parkplätze geplant. Heute gibt es 111. Bei Grossanlässen soll auf Parkplätze ringsum ausgewichen werden.
Denn mit dem Ausbau können im Blumenwies auch offizielle Wettkämpfe ausgetragen werden. So im Schwimmen, Wasserball und Turmspringen. Das ist heute nicht möglich, da das Schwimmbad nicht den Normen des Internationalen Schwimmverbandes entspricht und nicht anerkannt wurde.
Die Erweiterung und Erneuerung des Blumenwies dauert voraussichtlich zwei Jahre. Im Sommer müssen Schulklassen und Vereine auf Freibäder ausweichen. Für die beiden Wintersaisons wird im Lerchenfeld ein Provisorium erstellt, eine sogenannte Traglufthalle. Dazu wird das dortige Schwimmbecken mit einer mehrlagigen Kunststoffmembran überdeckt und diese in einem ums Becken laufenden Betonfundament verankert.
Für Empfang, Kasse, Shop und Bistro werden die vorhandenen Räume des Lerchenfelds genutzt. Da Garderoben und Duschen im Winter durch den Eissport ausgelastet sind, gibt es hier Provisorien in Containern. Die Traglufthalle ist nur fürs Schwimmen gedacht. Der Sprungturm, die Rutschbahn und das Kinderplanschbecken können nicht benutzt werden.
Das Ganze kostet gut 1,6 Millionen Franken. Auch hier befindet das Stadtparlament separat über den Kredit und kann das Provisorium ablehnen – unabhängig von der Sanierung des Blumenwies'. Ein Verzicht auf das Provisorium würde gemäss Parlamentsunterlagen dazu führen, dass der Lehrplan beim Schwimmen nicht mehr vollumfänglich eingehalten werden kann. Zudem müssten Wassersportvereine ihre Aktivitäten reduzieren.
Zu guter Letzt soll der Bergbach, der unter anderem über das Gebiet des Hallenbads Blumenwies verläuft, offengelegt werden. Bund und Kanton beteiligen sich an den Kosten mit 725'000 Franken. Die Stadt St.Gallen zahlt 367'00 Franken und zusätzlich einen Gemeindebeitrag über 188'00 Franken.
Die Bachoffenlegung ist an die Erweiterung und Sanierung des Blumenwies' geknüpft. Der Bach wird zudem nur offengelegt, wenn er auch im Bereich der Fuchsenstrasse offengelegt werden kann. Das entsprechende Projekt befindet sich derzeit im Rekursverfahren.
Die Vorlage kommt voraussichtlich am 27. Oktober ins Stadtparlament. Das städtische Stimmvolk befindet am 7. März über die Vorlage. Bei einem Ja erarbeitet die Stadt das Bauprojekt und vergibt dann die Arbeiten. Das dauert etwa dreieinhalb Jahre. Baustart wäre also frühestens 2023. Ende 2025 oder Anfang 2026 können Badegäste dann im neuen Blumenwies schwimmen – hoffentlich mit freier Bahn-