Das 14. Sozial- und Umweltforum Ostschweiz vom Wochenende ist für die Organisatoren ein Erfolg. Der Tiefpunkt des Interesses von 2016 scheint definitiv überwunden. 2019 soll es in irgendeiner Form weitergehen.
Reto Voneschen
Vor der 14. Austragung des Sozial- und Umweltforums Ostschweiz (Sufo) in St. Gallen hatte es düster ausgesehen. Zu den Personalproblemen in der Vorbereitungsgruppe (die Mehrheit der Engagierten wollte aussteigen) kam die Nachricht, dass der Kanton dem Anlass seine Unterstützungsbeiträge gestrichen hat. Ebenfalls unsicher war, wie sich das Publikumsinteresse weiter entwickeln wird.
In den besten Zeiten haben sich am Sozial- und Umweltforum regelmässig über 1000 insbesondre junge Links-, Sozial- und Umweltinteressierte zum Austausch, zur Weiterbildung, zu Kundgebungen und zum Kulturfest getroffen. Dann hatte die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu schrumpfen begonnen; den Tiefpunkt erreichte das Sufo 2016 mit gerade noch 350 Gästen. 2017 kamen immerhin wieder 600 Personen
Nach dem diesjährigen Sufo sieht die Zukunft des Anlasses plötzlich rosig aus. Die Frage ist nicht mehr, ob das Sufo 2019 stattfinden kann, sondern nur noch, wer es in welcher Form durchführen wird. Ursache dafür ist der überraschend grosse Publikumszuspruch am Wochenende: Über 800 Personen, die in der einen oder anderen Form am 14. Sufo teilnahmen, haben die Organisatoren gemäss Sprecher Remy Holenstein gezählt.
Der Renner war mit rund 500 verkauften Mittagessen das kulturelle und gastronomische Angebot sowie der Infomarkt am Samstagmittag. Stabil waren die Teilnehmerzahlen mit je 60 an der Podiumsdiskussion vom Freitagabend sowie am sonntäglichen Brunch mit Workshop und Kulturbeiträgen. Rückläufig war die Zahl der Workshops am Samstagvormittag und Samstagnachmittag. Es fehle an Organisationen und Einzelpersonen, die etwas anbieten wollten, sagte Remy Holenstein am Sonntagmittag in einer ersten Bilanz. Als Folge davon wurden mit 200 Personen weniger Besucherinnen und Besucher als früher gezählt.
Auffällig war die Zusammensetzung der Gästeschar. Während früher junge Leute dominierten, waren diesmal die älteren Semester in der Überzahl. Dass das mit einer Entpolitisierung der Jungen zu tun hat, glauben langjährige Sufo-Teilnehmer nicht. Zum einen spiele wohl die Individualisierung der Gesellschaft eine Rolle: Man besuche keine Workshops mehr, sondern sei in den Social Media aktiv. Verschiedene wollen beobachtet haben, dass junge Leute heute weniger an grundsätzlichen Systemfragen und Systemveränderungen interessiert seien. Sie engagierten sich lieber zu konkreten Themen oder in konkreten Projekten. Remy Holenstein teilt diese Meinung: Workshops zu konkreten Fragen wie etwa der Permakultur seien auch am Sufo 2018 sehr gut besucht gewesen.
Der grosse Zulauf vom Wochenende und die Unterstützung, die das OK am Anlass durch Ehemalige erfahren hat, hat die personelle Situation in der Vorbereitungsgruppe verändert: Zwei oder drei der zehn Mitglieder wollen vor allem aus beruflichen Gründen aufhören. Der Rest, also die Mehrheit, will weitermachen. Damit sei die Weiterführung des Sufo mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit gesichert, schätzt Remy Holenstein.
Man werde jetzt zusammensitzen, Bilanz über den Anlass 2018 ziehen, am Konzept arbeiten und neue OK-Mitglieder suchen. Dabei werde man sich auch Gedanken über die Finanzierung machen müssen. Wobei ein Anlass, für dessen Durchführung meist junge Leute jeweils rund 1000 ehrenamtliche, also unbezahlte Arbeitsstunden leisteten, sicher Unterstützung durch die öffentliche Hand verdiene.